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myGully |
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09.07.22, 02:59
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#1
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Chuck Norris sein Vater
Registriert seit: Apr 2009
Beiträge: 5.012
Bedankt: 12.654
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Moin,
Wikipedia definiert Geschlecht mit dem Satz "Das biologische Geschlecht ist ein Merkmal, das die Fortpflanzungsfunktion eines Individuums, männlich oder weiblich, bei Tieren und Pflanzen bestimmt, die ihre Art durch geschlechtliche Fortpflanzung vermehren"
Es ist dabei unerheblich, ob diese Funktion "funktionsfähig" ist. Es geht nur um die entsprechenden Organe im jeweiligen Individuum. Die Frage ist nun, ob man Individuen die nicht über diese Fortpflanzungsfunktion verfügen ein zu "männlich" oder "weiblich" unterschiedliches Geschlecht zuordnet oder ob man sagt "Wenn es nicht männlich und nicht weiblich ist, dann hat es kein Geschlecht.
Intersexualität wird in der ICD 10 als Fehlbildung klassifiziert. Die Frage ist nun: Definiert eine Fehlbildung der Fortpflanzungsfunktion ein eigenes Geschlecht? Ich bin da unentschieden. Ein Vortrag, der diese Frage stellt und Antwortmöglichkeiten aufzeigt könnte helfen die Frage zu beantworten. Ob nun Frau Volllmer die richtige ist einen solchen Vortrag zu halten und ob nicht jeder Vortrag der in diesem Themenfeld Fragen stellt von einem Arbeitskreis kritisiert und in Folge dessen unterbunden wird, kann ich nur vermuten. Die Beissreflexe in diese Debatte sind doch recht heftig.
Etwas anderes wundert mich da wesentlich mehr. Folgt man der Definition von Geschlecht wie sie oben beschrieben ist, gibt es zwei biologische Geschlechter und Individuen, die keiner der beiden Geschlechter sicher zuzuordnen sind. Die Geschlechter von androgyn über MzF zu Pangender und all die anderen sind doch soziale Geschlechter die von den biologischen abzugrenzen sind. Die Behauptung es gäbe nur zwei biologische Geschlechter schliesst doch die Anerkennung von all den sozialen Geschlechtern nicht aus. Eine Transfrau hat ihrem biologischen Ursprung als Mann. Sie verfügte bei ihrer Geburt über all die nötigen Organe, um bei der Fortpflanzung die männliche Rolle des "Lieferanten" der Samenzelle einzunehmen. Gleichwohl sieht sie sich selbst als Frau und möchte entsprechend wahrgenommen werden. Meiner Meinung nach zu Recht.
Ob Frau Vollmer sich nun anderweitig transphob geäussert hat weiss ich nicht. Aber die Behauptung "es gibt nur zwei biologische Geschlechter" hat für mich mit Transphobie nichts zu tun. Das klingt mir in diesem Zusammenhang nach der Phobiekeule
Wir sind der kleine Teil der heutigen Generation, der zum ersten Mal seit Bestehen der Menschheit in einem solchen Luxus lebt, dass wir uns in größerem Rahmen um solche Themen kümmern können. Für die Generation meiner Großeltern stand für lange Jahre nicht die Frage: Fühle ich mich als Butch, als Femme oder doch eher als nicht binär? im Vordergrund. Da ging es eher um Fragen wie "Wo bekomme ich morgen was zu Essen für meine Kinder her?"
Diese Wandlung führt zu dem merkwürdigen Effekt, dass ein Thema das nur ganz ganz wenige von uns betrifft, mit einer Erbitterung diskutiert wird, als ginge es um zwei Drittel der Weltbevölkerung. Wir sollten uns diesen Luxus ab und an bewusst machen.
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Wenn Kik den Preis pro Shirt um einen Euro erhöht um seinen Mitarbeitern ein besseres Gehalt zu zahlen, dann finden wir das alle gut.
Und dann gehen wir zu Takko einkaufen ...
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Die folgenden 5 Mitglieder haben sich bei Melvin van Horne bedankt:
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09.07.22, 05:36
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#2
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Freigeist
Registriert seit: Sep 2010
Ort: München
Beiträge: 11.351
Bedankt: 23.615
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Zitat:
Zitat von Melvin van Horne
Wir sollten uns diesen Luxus ab und an bewusst machen.
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Ich bin mir nicht sicher ob Luxus das richtige Wort ist, Aufgeklärt halte ich für treffender.
Zu Deiner biologischen Grundefinition, da ist die Bandbreite auch schon sehr hoch. Ausgehend von einer sehr weiblichen Frau bis zu einer sehr männlichen Frau, Hormonell mit Bartwuchs und kräftigem Körperbau ausgestattet.
Da reden wir noch gar nicht vom gesellschaftlichen Konstrukt Mann oder Frau. Rein auf die Fortpflanzungsorgane reduziert ist diese Klassifizierung der kleinste Nenner. Das die Hirnforschung in weibliche und männliche Gehirne unterscheiden kann, sollte aber nicht ausgeblendet werden. Sind wir nur Geschlechtsorgane ? Ich würde da schon ein Nein setzen.
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09.07.22, 19:01
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#3
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Chuck Norris sein Vater
Registriert seit: Apr 2009
Beiträge: 5.012
Bedankt: 12.654
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Moin,
Zitat:
Zitat von MunichEast
Ich bin mir nicht sicher ob Luxus das richtige Wort ist, Aufgeklärt halte ich für treffender.
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ich meinte den Luxus, unsere Gedanken auch einmal um etwas anderes als den Kampf ums Dasein kreisen lassen zu können. Das war den meisten Generationen vor uns und ist vielen unserer Mitmenschen hier und anderswo nicht gegeben.
Zitat:
Zitat von MunichEast
... da ist die Bandbreite auch schon sehr hoch. Ausgehend von einer sehr weiblichen Frau bis zu einer sehr männlichen Frau, Hormonell mit Bartwuchs und kräftigem Körperbau ausgestattet.
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Die einfache, wenn auch etwas unromantische, Frage lautet. Welchen Teil steuert der oder diejenige bei der Fortpflanzung bei? Eizelle = weiblich, Samenzelle = männlich. Das es daneben noch andere Merkmale gibt die Männchen und Weibchen unterscheiden ist für die biologische Zuordnung unerheblich.
Zitat:
Zitat von MunichEast
Da reden wir noch gar nicht vom gesellschaftlichen Konstrukt Mann oder Frau.
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Und das ist der Punkt. Die Definition von Geschlecht bezieht sich auf alle Lebewesen, die sich zweigeschlechtlich vermehren. Also Dich, mich, meinen Hund, meine Katze, die Aquarienfische und die Vögel, die mich morgens um vier aus dem Bett brüllen. Da gibt es kein gesellschaftliches Konstrukt. Es gibt körperliche Unterschiede und es gibt unterschiedliches Verhalten. Aber die Zuordnung männlich / weiblich wird nach der Rolle bei der Fortpflanzung vorgenommen.
Zitat:
Zitat von MunichEast
Rein auf die Fortpflanzungsorgane reduziert ist diese Klassifizierung der kleinste Nenner.
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Und deshalb für mich das einzige Kriterium, das man bei allen sich zweigeschlechtlich vermehrenden Lebewesen für die Geschlechtszuordnung heranziehen kann.
Zitat:
Zitat von MunichEast
Das die Hirnforschung in weibliche und männliche Gehirne unterscheiden kann, sollte aber nicht ausgeblendet werden.
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Und nicht nur die Gehirne. Auch der Körperbau und das Verhalten sind bei männlichen Lebewesen fast immer unterschiedlich zu den weiblichen. Für die Zuordnung zu einem Geschlecht spielt aber nur die Fortpflanzungsfunktion eine Rolle. Zum Beispiel deshalb
Würdest Du dich trauen sie zu fragen, "Entschuldigen Sie, sind sie ein Mann?"  Wenn es dumm kommt, macht die Zahnfee Doppelschicht und der Unfallchirurg sagt all seine Termine für die nächste Woche ab. .
Spass beiseite.
Mit großer Wahrscheinlichkeit ist sie weiblichen Geschlechts. Sie hat, so vermute ich alles, was sie nach der oben genannten Definition im Sinne der reinen Biologie dazu macht. Sie ist also biologisch eine Frau. Auch, wenn sie einen Körperbau hat, den man eher männlich wirkt. Ob sie auch eine Frau sein sein möchte, das kann sie (hoffentlich) selbst entscheiden. Das ist dann aber kein Frage der Biologie.
Wir haben die Möglichkeit das jeder in dem Geschlecht leben kann, das er für sich als das passende empfindet. Fast alle von uns sind damit zufrieden, was man ihnen dereinst in die Geburtsurkunde geschrieben hat. Und die, die es nicht sind, sollen die Möglichkeit bekommen, eine eigene Wahl zu treffen.
Zitat:
Zitat von MunichEast
Sind wir nur Geschlechtsorgane ?
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Wenn ich mir manche Zeitgenossen so ansehe ...
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Wenn Kik den Preis pro Shirt um einen Euro erhöht um seinen Mitarbeitern ein besseres Gehalt zu zahlen, dann finden wir das alle gut.
Und dann gehen wir zu Takko einkaufen ...
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Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei Melvin van Horne bedankt:
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09.07.22, 20:16
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#4
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Anfänger
Registriert seit: Jul 2022
Beiträge: 1
Bedankt: 2
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Zitat:
Zitat von Melvin van Horne
Würdest Du dich trauen sie zu fragen, "Entschuldigen Sie, sind sie ein Mann?"  Wenn es dumm kommt, macht die Zahnfee Doppelschicht und der Unfallchirurg sagt all seine Termine für die nächste Woche ab. . 
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Nein tue ich nicht
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Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei Professor Dr. Zahnfee_2 bedankt:
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09.07.22, 22:12
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#5
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Are YOU a people person?
Registriert seit: Apr 2015
Beiträge: 2.769
Bedankt: 4.867
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Zitat:
Zitat von MunichEast
Ich bin mir nicht sicher ob Luxus das richtige Wort ist, Aufgeklärt halte ich für treffender.
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Das ist sowieso historisch inakkurat. Natürlich bedeutet Letzteres, dass mer sich mal mit dem vorliegenden Thema auch historisch auseinandersetzt. Dann ist es nicht schwer zu begreifen, dass sich Menschen abseits der jeweiligen gesellschaftlichen Normative (und einhergehender Oppression) ihrer andern Lebensrealitäten und -umstände weitestgehend bewusst waren, wenn auch die Humanwissenschaften mit dem theoretischen Referenzrahmen und den dazugehörigen Erklärungsmodellen nicht so weit fortgeschritten war wie heute. Gesellschaften haben "ihre" Minderheiten immer und zu jeder Zeit nur zu gerne unter die Nase gehalten, warum sie denn genau als "entartet" gelten.
Und die stark abweichenden (historischen) Lebensrealitäten des Normativs als deutungsmoralischen Zeigefinger zu erheben, insbesondere als Unbetroffener, hat sowieso immer diesen Gestank von Privileg und willfähriger Ignoranz anheim.
Selbes Ding mit dem Verweis auf die ICD (mittlerweile in der 11. Ausgabe), welche eine unrühmliche und bekannte Geschichte der Pathologisierung von queeren Menschen hat (von Homosexualität, über Transsexualität bis zur [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] Pathologisierung gesunder Menschen mit Intersexvariationen).
Zitat:
Zitat von MunichEast
Sind wir nur Geschlechtsorgane ? Ich würde da schon ein Nein setzen.
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Die Definition über Eizellen/Sperma (XX/XY) hat sowieso ausgedient (siehe moderne genetische Bestimmungsmodelle). Außer bei konservativen Kulturkämpfern natürlich.
Zitat:
Zitat von MunichEast
Das die Hirnforschung in weibliche und männliche Gehirne unterscheiden kann, sollte aber nicht ausgeblendet werden.
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Und auch bei der Dichotomie sollte mer aufpassen (siehe z. B. [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]), dass mer nich ins Absurdum simplifiziert.
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