Moin,
meine Reaktion war vielleicht ein wenig heftig. Aber sie war nicht verbittert. Sie war wütend. Ich habe in meiner Verwandtschaft ein Mädchen mit großen Narben an Schulter und Oberarm. Sie geht nur mit T-Shirt baden und hat noch Jahre nach dem Angriff Panikattacken, wenn sie einem Hund gegenübersteht.
Die "Erklärungen" des verantwortlichen Hundehalters waren ähnlich. Der hat was erzählt von den hohen Frequenzen der Kinderstimmen, die sein Hund nicht gewöhnt sei, was ihn verwirrt habe. Diese Verwirrung hätte sich in einer Übersprungshandlung entladen. Das dürfe man nicht mit Aggressivität gleichsetzen. Wer das tut, hätte Zitat "keine Ahnung von der Psychologie eines Hundes".
Außerdem hätte der Hund keinesfalls die Absicht gehabt zu verletzen. Es sei vielmehr eine bedauerliche Fehleinschätzung des Tieres gewesen der sich mangels Erfahrung nicht im Klaren war, dass Kinderhaut empfindlicher sei als die Haut eines Hundes in vergleichbarer Größe und auch keinen Schutz durch ein Fell habe.
Weiterhin habe das Tier seine Angriffsabsichten durch Knurren angekündigt worauf die drei Erst- oder Zweitklässler nicht korrekt reagiert hätten, was dann natürlich den Angriff provozierte. Zitat: "Hätten die Kinder sich anders verhalten, wäre nichts passiert."
Für mich ist das alles ganz große Scheiße. Wer einen Hund halten will, muss sicherstellen das er in der Lage ist, das Tier so zu halten, dass es unter keinen Umständen zu einer Gefahr für Sachen oder Menschen wird. Das und nichts anderes ist die erste Verantwortung, die man als Hundehalter hat. Und wenn es zu einem Vorfall kommt, dann ist man dieser Verantwortung nicht gerecht geworden. Das muss Konsequenzen haben.
Für mich würde das nach einem Vorfall von entsprechender Schwere ein zeitlich befristetes oder auch dauerhaftes Haltungsverbot bedeuten. Die Kosten für die Unterbringung der Tiere sind natürlich neben allen anderen durch den Vorfall verursachten Kosten dem Halter und damit dem Verursacher aufzuerlegen. Für einen gebrochenen Oberschenkelhals wären das nach kurzer Recherche so ungefähr 35.000 €.
Nicht ich muss mich in die Psychologie eines Hundes einlesen. Nicht ich muss mein Verhalten oder das meiner Kinder so anpassen, dass es den Vorstellungen eines Hundes entspricht. Wer meint, er braucht einen Hund als Wache auf dem Hof, der muss sicherstellen, dass dieser Hund unter keinen Umständen Postboten, Kinder auf der Suche nach dem Ball, Besucher oder sonst wen auf dem Grundstück angreift. Nein, auch keine Einbrecher. So, wie man kein Messer einsetzen darf, um einen unbefugten vom Grundstück zu vertreiben, darf man auch keinen Hund dazu "verwenden". Und nun bitte keine Extrembeispiele. Es ist vollkommen klar, was ich meine.
Erklärungsversuche, ob es nun ein Keulengriff gewesen sei, der Hund nicht wissen konnte das es ein Kleinkind nicht gut verträgt, wenn es zum Zwecke der Erziehung von einem Schäferhund am Genick gepackt und geschüttelt wird oder was es da schon für Erklärungen (die für mich immer nach Entschuldigung klingen) gibt, empfinde ich als vollkommen daneben.
Ich bekomme jedes Mal Wut, wenn sich manche Hundehalter unterhalten. Da wird dann voller Stolz erzählt, das der eigene Hund schon drei Katzen zerrissen hat. Der Postbote steht stramm, wenn Hasso von der Penisprothese ihn auch nur anguckt und wenn ein Einbrecher käme, dann würde die Polizei drei Müllsäcke brauchen um die Reste abzutransportieren. Ganz toll. Oft wird dann voller Stolz erzählt, das der Hund aus dem Stand zwei Meter hoch springt und der Übungspuppe den ganzen Arm rausgefetzt hat. Man hätte drei Mann gebraucht um ihn von dem Typen mit dem Beißarm wegzuholen und so weiter.
Zu mir kam jemand um etwas abzuholen. Er hatte einen Rottweiler dabei, der schon im Auto laut gebellt und randaliert hat. Ich hatte ihn gebeten, den Hund im Auto zu lassen, weil unser kleiner (40 cm Schulterhöhe) auf dem Grundstück umhergelaufen ist. Da sagt dieser Siebrest der Genetik zu mir. "Ach, das ist in 2 Minuten erledigt. Dann kannst du dir einen richtigen Hund kaufen."
Wahrscheinlich habe ich dich zu Unrecht mit solchen Typen auf eine Stufe gestellt. Das war nicht meine Absicht. Bei der Aussage meines Beitrages bleibe ich.
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Wenn Kik den Preis pro Shirt um einen Euro erhöht um seinen Mitarbeitern ein besseres Gehalt zu zahlen, dann finden wir das alle gut.
Und dann gehen wir zu Takko einkaufen ...
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