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myGully |
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28.02.14, 07:08
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#1
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Schattenkrieger
Registriert seit: Oct 2009
Beiträge: 95
Bedankt: 70
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Ich habe über 10 Jahre aktiv Kinder und Jugendliche in ihrer Freizeit begleitet und im Rahmen der ehrenamtlichen Arbeit bis hoch auf Diözesanebene extrem viele Fälle von "Problemkindern" erlebt - die meisten waren einfach nur unsicher oder total überfordert mit dem Leistungsdruck der heutigen Gesellschaft!
Meiner Erfahrung nach, hilft es diesen Kindern nicht, punktuell Strafen - das verstärkt oft nur das Problem. Sehr gute Erfahrungen haben mein Team und ich mit einer kombinierten Methodik aus "Freiheit" und "familiärer Nähe" gemacht, bei der der schulische Druck gelenkt und die Freizeit zur Stärkung des Kindes genutzt wird:
1. Die wichtigsten ZWEI Lehrer zu einem gemeinsamen Gespräch MIT dem Kind bitten und dort dann GEMEINSAM Kontrollinstanzen installieren. Hausaufgabenheft ist gut... sehr gut ist auch ein "Schulpate" aus einer höheren Klasse, außerdem hilft es, wenn die Lehrer ganz klar kommunizieren was sich ändern muß, um ein "befriedigend" zu bekommen - höhere Ziele sind utopisch und demotivieren eher als dass sie fördern.
2. Fußball ist zwar schön und gut, fördert aber eher den sozialen und sportlichen Leistungsdruck - besser sind Freizeitaktivitäten bei denen Gemeinschaft und freundliches Miteinander besonders gefördert werden: Pfadfinder,Falken, Rotes Kreuz, THW oder Feuerwehr bieten sich an... Fußball kann zusätzlich gespielt werden, solange es Spass macht.
3. Zeit mit den Eltern ist in der heutigen Zeit Mangelware, vermutlich assoziieren die meisten Kindermit "Familienzeit" Stress und Streit, weil sich Mama und Papa häufig nur bei Problemen mit ihnen beschäftigen können. Sehr gut sind Brettspielabende am Wochenende bei denen ALLE mitspielen sollen und die Kids ruhig bis Mitternacht wach sein können. Gut ist auch ein " Zwei Familien Picknick" bei dem z.B. der Onkel mit seiner Familie die "Problemfamilie" trifft und man gemeinsam ein paar kleine Wettkampfspiele z.b. Sitzfußball, Staffellauf, Mohrenkopfwettessen macht, danach aber BEIDE Familien zusammen eine Aufgabe lösen z.B. Schnitzeljagd, "Kriminalfall" oder etwas Kochen z.B. Eintopf mit ganz viel Fleisch & Gemüse!
4. Statt Strafen Konsequenzen festlegen und in einem "Familiengesetz" festschreiben. Jeder unterschreibt diese und es wird am Kühlschrank aufgehangen. Es gibt darin gute und schlechte Konsequenzen : Für Verfehlungen muß Wiedergutmachung geleistet werden oder es werden Privilegien entzogen (Garage aufräumen, Rasen außerplanmäßig Mähen, 50% Playsizeit unter der Woche streichen); positives wird belohnt z.b. ein "gut" im Test, statt einem "mangelhaft" - (Obstsalat mit Vanilleeis, einmalig 2h extra Playsizeit, einmal selber entscheiden wann Schlafenszeit ist, eine Wand des Kinderzimmers nach Wunsch gestalten).
5. Es wird ein Familienmitglied aus der zweiten Reihe ( z.B. der Onkel, der Opa, der Taufpate) bestimmt, dass als einziger kaum Kritik am Kind übt und immer unterstützend und helfend für das Kind einsteht. Das "Problemkind" wird nicht informiert, dass diese Person ausgewählt wurde, es wird aber ganz schnell dahinterkommen! Diese Unterstützungsperson ist quasi der "Anker" oder die "Letzte Rettung" und muß in der Lage sein, auch komplexe Probleme positiv zu sehen und dem Kind immer eine gute Lösung anbieten können. Es sollte auch zur Not möglich sein, dass der kleine Terrorist dort mal übernachtet.
6. Externe Hilfe holen! Es muss nicht direkt der Kinderpsychologe oder der Einzugsberater des nahen Kircheninternats sein... ein Gespräch mit dem Kinderarzt, der Familienhilfe der Stadt oder einfach mit dem Sozialarbeiter der Schule wird helfen. Wer lieber göttlichen Beistand haben will, kann sich den Pastor oder die Pastorin als Hilfe holen.
7. Freiheiten bewusst gewähren: einen Tag die Woche für 2 Stunden machen was man will, ohne dass es viele Regeln gibt, Wochenzeitkonto für TV, Playsi und PC in Selbstverwaltung, einmal im Quartal Schule blaumachen um mit Papa/Onkel/Pfarrer zur Arbeit zu gehen . Wenn das Geld es zulässt dann einmal im Jahr "Ferienlager" mit der AWO, den Pfadis, der Kirche, der Feuerwehr oder wer auch immer das in eurer Nähe anbietet.
Solange man sich mit dem Kind beschäftigt, ist es nicht verloren... also Koopf hoch und weiter um den Jungen bemühen!
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28.02.14, 08:15
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#2
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Aim and Run
Registriert seit: Mar 2009
Beiträge: 646
Bedankt: 453
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Zitat:
Zitat von Spurenverwischer
7. Freiheiten bewusst gewähren: einen Tag die Woche für 2 Stunden machen was man will, ohne dass es viele Regeln gibt, Wochenzeitkonto für TV, Playsi und PC in Selbstverwaltung, einmal im Quartal Schule blaumachen um mit Papa/Onkel/Pfarrer zur Arbeit zu gehen . Wenn das Geld es zulässt dann einmal im Jahr "Ferienlager" mit der AWO, den Pfadis, der Kirche, der Feuerwehr oder wer auch immer das in eurer Nähe anbietet.
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Nicht falsch verstehen: Du gibst echt tolle Tipps und man merkt auch deine Erfahrung dahinter ABER was ist denn das für eine Vorschlag
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28.02.14, 09:22
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#3
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Ist öfter hier
Registriert seit: Jan 2013
Beiträge: 223
Bedankt: 261
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Es ist doch sehr schwer, aussagen über eine Situation zu treffen, die man zum einen nur aus einer Sicht hört (wenngleich vergleichsweise objektiv) und zum anderen zu komplex ist, als das man sie mit einem Text zusammen fassen kann.
Sicherlich kann man hier Ansätze geben und Erfahrungen teilen, welche vielleicht sogar helfen - aber unter Umständen auch mehr kaputt machen, als dass sie bringen.
Ich selbst habe auch immer mal wieder eine "gefangen" als ich ein Kind war und so richtig spektakuläre Aktionen gebracht habe - wobei sich das auch schlimmer anhört als es ist, ich denke im Nachhinein, der Schreck war mehr als der Schmerz selbst. Aber das ist auch weniger was wo man dann anfängt, wenn die Erziehung mehr oder minder "beendet" ist und das "Kind" sich langsam auf den Weg macht, selbstständig zu werden. Hier gilt vielleicht der Satz "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr".
Ausserdem sollte man beachten, dass es sich um eine Reaktion auf etwas handelt, hier sollte eigentlich auch jedem Klar sein, dass es nichts bringt die Reaktion aufzuhalten oder zu unterdrücken, wenn man die Ursache nicht kennt. Hier finde ich die Ansätze interessant, dass es mit dem Arbeiten der Mutter in Zusammenhang steht - aber aus der Ferne würde ich auch nicht drauf wetten.
Auch das 7-Punkte-Verfahren vom Spurenvernichter kann sicher interessant sein, wobei es sicherlich auch mehr kaputt machen kann.
Meiner Meinung nach wäre es am Sinnvollsten sich entweder mit dem Schulpsychologen auseinander zu setzen oder sich einen "normalen" Psychologen zu suchen, damit man zumindest das rettet, was noch zu retten ist - da wiederum meiner Meinung nach, doch einiges im Argen liegt.
Interessanterweise, als eine Art Randbemerkung, durfte ich auch im eigenen Bekanntenkreis feststellen, dass bei Pädagogen usw. meist mehr Probleme bei den Kindern auftreten, als bei "nicht geschulten" in Bezug auf Erziehung - wieso das so ist, kann und möchte ich leider nicht Beurteilen, aber irgendwie schon fast erschreckend.
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