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Ungelesen 15.10.09, 15:52   #11
DeltaRomeo
Staubsammler
 
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DeltaRomeo gewöhnt sich langsam dran | 60 Respekt Punkte
Standard Der Bericht

So, dann will ich wie gewünscht auf die ersten Tage bei der Bundeswehr eingehen:

[Tag 1: Mittwoch 1. Juli 2009]

Im Einberufungsbescheid hieß es, dass wir bis 15 Uhr in der Hermann-Köhl-Kaserne eintreffen sollten. Da ich mich vorher ausführlich über die ersten Tage bei der Bundeswehr informiert hatte, war ich schon viel früher da. So etwa um 11 Uhr und damit der ersten neuen Rekruten. Ich meldete mich mit meinem Personalausweis und dem Einberufungsbescheid an der Pforte und musste dort dann kurz warten. Ich sollte mich dann zum Gebäude 13 begeben, welches am anderen Ende der Kaserne lag. Schonmal der erste, kleine Marsch. Dort angekommen betrat ich das Gebäude und schon direkt am Eingang wurde ich von zwei Soldaten empfangen, die mir den Laufzettel aushändigten und meinen Einberufungsbescheid überprüften um mich dann auf der Liste der Anwesenden einzutragen. Meine Tasche mit dem privaten Gepäck sollte ich erst einmal unter der Treppe platzieren und zum anderen Ende des Ganges gehen. Dort ging es dann in den Keller. Im ersten Raum wurde mir die Verpflegungskarte ausgehändigt und ich musste einigen Papierkram erledigen. Wichtig dabei: Immer genau lesen, was einem vorgelegt wird und erst dann unterschreiben. An der nächsten Station musste ich dann das erste Mal die Gasmaske anprobieren, damit meine Größe bekannt ist. An der folgenden Station erhielt ich dann die ersten Teile meiner Ausrüstung (Kampftragetasche, Rucksack, Zelt, Essgeschirr, ... ). Dann kam die Bettwäsche dazu. Auch hier immer darauf achten, dass ihr nur für das unterschreibt, was ihr auch wirklich bekommen habt. Und dass ihr auch die Unterschriften auf eurem Laufzettel erhaltet. Ich musste da ein paar Mal nachfragen bis ich jede Unterschrift hatte. Wieder oben angekommen musste ich in die Waffenkammer und erhielt dort noch einmal Ausrüstungsteile (Waffenputzzeug, Magazine, ... ). Dann ging es endlich in die Stube. Da ich der erste Rekrut war, landete ich im 1. Zug und wurde der ersten, Stube 004 zugeteilt. Immer dran denken: "Es heißt Stube, Zimmer gibt's nur im Puff!". Dort durfte ich mir selbst mein Bett und meinen Spind aussuchen. Wer denkt, dass er sich nun in Ruhe umsehen kann oder erst einmal die Sachen einräumen, der irrt. Meine erste Aufgabe lautete nun, den Schnellhefter durchzulesen und dann die Ränge und das NATO-Alphabet (von A wie Alpha bis Z wie Zulu) zu lernen. Für mich war das kein Problem, aber einer meiner Stubenkameraden tat sich damit sehr schwer. Diese Kamerade trafen nach und nach ein und unsere Stube wurde mit 4 Mann besetzt, obwohl die Stuben auf 6 ausgerichtet sind. Nach kurzer Zeit lernten wir dann auch unseren Gruppenführer, einen Feldwebel, kennen. Mit ihm hatten wir wirklich Glück, denn er war Recht locker und hat sich wirklich um uns gekümmert. Mittags ging sollten wir uns dann vor dem Gebäude versammeln und dort wurde uns gezeigt, wie man sich "in Linie" aufstellt. Drei Mann hintereinander, viele, viele nebeneinander. Dann marschierten wir in Reih und Glied zur Kantine, in der wir dann das Verpflegungssystem kennen lernten. Die GWDL (Grundwehrdienstleistende) und FWDL (Freiwillig Wehrdienstleistende) erhielten rote Verpflegungskarten. Diese mussten einmal am Bezahlautomaten aktiviert werden und konnten dann immer umsonst benutzt werden. Die Karten der ZS (Zeitsoldaten) mussten dagegen immer aufgeladen werden. Optimal mit dem Betrag von 15 €, falls die Karte mal verloren geht, damit nicht zu viel Geld weg ist. Die Essensausgabe ist hinter einer Abgrenzung, damit sich jeder nur einmal etwas holen kann. Für Veganer, Vegetarier, Moslems, Diabetiker und andere Gruppen, die gesonderte Speisen benötigen ist gesorgt. Beim Verlassen dieser Abgrenzung muss die Karte an einen Scanner gehalten werden (klappt auch im Geldbeutel) und erst dann, beim Leuchten der grünen Lampfe, kann man die Absperrung verlassen ohne dass ein Alarm losgeht. Manche Rekruten hatten sogar noch nach einem Monat Probleme das zu verstehen. Das Essen dort ist die meiste Zeit lecker, da die Kantine privat betrieben wird. Für mich wäre das aber sowieso kein Problem, im Zeltlager früher wurden wir von der Bundeswehr beliefert und da hat es mir auch geschmeckt. Nach dem Essen ging es zurück auf die Stube und wir mussten weiter lernen und unsere Betten beziehen. Ein Musterbett stand draußen im Flur. Da mein Bett schnell bezogen war und ich mit dem Lernen bereits fertig war, wurde mir sehr schnell Langweilig. Aber da hilft alles nichts, außer abzuwarten. Mittlerweile trafen immer mehr Rekruten ein, die dann alle im Gang warten mussten. In dieser Zeit lernte man dann auch, dass es nicht mehr "Ja" sondern "Jawohl" heißt. "Alles Klar" wird immer mit "Was ist Alles Klar? Richtig, ein Scheibenputzmittel bei Aldi. Das heißt Jawohl" beantwortet. Solche Sprüche wird man oft genug hören. Mein Favourit: Wenn man etwas falsch macht und sich dafür entschuldigt, wird mit "Entschuldigen können sie sich bei ihrer Freundin, wenn sie mal wieder zu früh gekommen sind!" beantwortet. Gegen Abend wurden wir dann in den Unterrichtssaal gebracht, in dem wir auf die Rechte und Pflichten eines Soldaten unterrichtet wurden und noch einmal diversen Papierkram erhielten. Später ging es wieder zum Essen und für die neuen Rekruten wurde das System noch einmal erklärt. Danach wurden wir gleich in den Unterrichtssaal zurück gebracht und unser Staffelkapitän und der Stab stellten sich vor. Zurück in den Stuben wurden uns wieder verschiedene Befehle erklärt.

"Fertigmachen zum Raustreten" bedeutet, dass die Stubentüren geschlossen werden sollen und wir bereit sein sollen. (Bei uns mussten sie während der Dienstzeit IMMER offen sein.)

"Stubentüren auf" bedeutet, dass jeweils ein Mann von der Stube davor in Grundstellung gehen soll und sich mit der Meldung "Stube X steht!" melden soll. Die Türen sind dabei zu und in den Stuben muss Ruhe herrschen.

"Vor den Stuben, in Linie antreten" bedeutet, dass man sich (je nach Ganggröße) in 1-3er Rotten (hintereinander) in einer Linie aufstellt.

"Vor dem Gebäude, in Linie antreten" bedeutet das selbe wie vor den Stuben, nur eben vor dem Gebäude.

In beiden Fällen wird in Grundstellung gegangen, der Kopf ist nach Links gerichtet und die Füße am Nebenmann ausgerichtet, so dass eine gerade Linie gebildet wird. Der erste Mann erteilt dabei die Befehle, welche Rotten sich noch ausrichten müssen. Dann schreit er "Fertig!", wobei die Köpfe sich nach vorne richten und auf "Ab!" geht man in die "Rührt euch"-Stellung.

Danach wurden uns die Reviere zugeteilt. Das sind Bereiche, die eine Stube zu reinigen hat. Am ersten Tag ist da sehr viel zu tun, da länger nicht gereingt wurde, weshalb wir bis etwa 1 Uhr auf den Beinen waren. Dann hatten wir 15 Minuten zum Duschen und zu Bett zu gehen.

Der Tag wurde typisch militärisch mit "ZAPFENSTREICH" beendet.

Soviel zum ersten Tag. Es ist eine Menge Text zusammen gekommen und ich werde die nächsten paar Tage glaube ich auch einzeln verfassen. Es kann sein, dass ich einige Dinge vergessen habe, ist ja auch schon etwas Zeit vergangen. Auch muss ich ausdrücklich sagen, dass das nur auf meine ersten Tage zutrifft. Es ist natürlich von Einheit zu Einheit und von Kaserne zu Kaserne unterschiedlich.

Aber jetzt habe ich noch ein paar Tipps:
  • Informiere dich vorher genau über deinen Standort
  • Sei so früh wie möglich da um dir Wartezeiten zu ersparen
  • Gewöhne dir gleich an, statt "Ja" "Jawohl" zu sagen
  • Lerne die Ränge und das NATO-Alphabet vorher
  • Bring dir genügend Trinken mit
  • Hilf deinen Kameraden, sie werden es dir danken!
  • Bringt wenn möglich Putzmittel mit
  • Nutzt euren Einberufungsbescheid und/oder den Brief der Kaserne als Checkliste und nehmt ALLES mit was darauf verlangt wird
  • Rasiert euch und lasst euch die Haare kurz schneiden, ihr werdet es so oder so tun müssen

Alles andere müsste mit einer guten Erziehung leicht hinzubekommen sein

Nachtrag:
Mir sind noch folgende Dinge wieder eingefallen. Bei uns war es verboten das Handy während der Dienstzeit in Betrieb zu haben. Wir durften dies nur während der Dienstunterbrechung und nur mit Erlaubnis einschalten. Zudem musste es im Privatfach im Spind liegen. Uns wurde außerdem angedroht, dass man an die Spinde gehen würde und anklingeln, um zu prüfen ob der Handy an ist. Für das Rauchen galt das selbe, wurde allerdings etwas öfter erlaubt als das Handy. Immerhin waren ein paar der Kameraden immer schnell auf Entzug. Auf die Toilette durfte man jederzeit und das kann auch nirgendwo verboten werden. Das würde unter Verletzung der Würde des Menschen fallen. Zum Unterricht. Der Saal ist aufgebaut wie ein Hörsaal mit Stühlen in Reihen, manche mit Tisch am Stuhl, manche ohne. Es wird nacheinander eingerückt und die Reihen von vorne nach hinten aufgefüllt. Es wird durchgezählt, wobei sich das Zählen wiederholen kann, wenn ein Kamerad statt "zwo" "zwei" sagt. Der Unterricht gestaltet sich immer ähnlich. Deshalb werde ich diesen bei den kommenden Berichten auch auslassen. Folgende Unterrichte habe ich mitbekommen: Die Rechte und Pflichten von Soldaten und Waffenkunde (G36, P8, MG3) wobei wir uns verschiedene Waffendaten und den Aufbau einprägen und lernen sollten. Dazu noch die nötigen Sicherheitsbestimmungen. Jetzt noch etwas zur Stuben- und Revierreinigung. Die Reviere sind unterschiedlich groß und manche habe die Toiletten mit drin. Man sollte nach seinem Geschäft immer für Sauberkeit sorgen, dann verärgert man seine Kameraden nicht. Wir hatten einen Treppenbereich, der Nachts nicht beleuchtet wurde. Da mussten wir Teilweise im Dunkeln schrubben. Putzmittel haben wir uns selber besorgt, da nur ein alter Besen, Lappen und Eimer zur Verfügung stand. Bei der Reinigung sollte man vor allem darauf achten, die Stellen auch zu reinigen, die man selbst nie prüfen würde. Bei unserem Revier war aber alles offen sichtbar und es gab nicht viele Flächen, weshalb ein Mann dort reinigen konnte, während der Rest sich um die Stube kümmerte. In der Stube ist das Ganze schon kniffliger. Dort gibt es unter dem Tisch vielleicht mögliche Flächen, die Matraze kann hochgehoben werden und die hintersten Winkel vom Spind und unterm Bett sind gerne mal staubig. Auch nehmen die Ausbilder öfter einmal die Schublade aus dem Spind und schauen dahinter nach Staub. Soviel zur Reinigung. Zum Haarschnitt: Bei uns musste es kurz sein! Da half auch kein Jammern, lange Haare mussten ab. Bei der Rasur ebenso, allerdings konnte man sich dabei ein Attest vom Truppenarzt für empfindliche Haut geben lassen, damit man nicht jeden Tag unters Messer musste. Wenn mir noch etwas einfällt, dann werde ich es auch hier hinzufügen, aber immer einen aktuellen Hinweis hinterlassen.
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Ich bedanke mich immer, wenn ein Release in Ordnung ist!

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