[Nana12]

Der Volksverpetzer wieder vorne mit dabei bei den Eigentoren. Recht hat der Artikel, ohne Frage. Aber sind diese Themenfelder nicht in Schieflage geraten aufgrund des Wirkens der Altparteien? Ich meine der Artikel ruft indirekt zur Wahl von AfD light auf, weil die Punkte bei denen nicht ganz so radikal sind. Der falsche Kurs, der seit Jahrzehnten in verschiedenen Ausprägungen verfolgt wird, nicht ganz so energisch umgesetzt wird.

Das ist auch kein Wunder. Wer sich mal mit dem Geburtsthema der AfD, der Eurokrise, befasst wird feststellen, dass man sich von BILD bis TAZ mit der Analyse einig war: Die Griechen haben über ihre Verhältnisse gelebt, während wir die tugendhaften Sparmeister waren. Eine andere Betrachtung gab (bis auf ein paar Ausnahmen) nicht und es ist ein historisch tragisches Beispiel dafür, dass Medienvielfalt nicht unbedingt Meinungsvielfalt bedeuten muss. Abstufungen gab es bei den Lösungsvorschlägen: Die "Linken" wollten "Reformen" umsetzen um das Problem zu lösen, die "Rechten" einen möglichen Ausschluss Griechenlands (und weiterer) in Betracht ziehen. Das die Analyse schon im Vorfeld eine zutiefst neoliberale Weltanschauung voraussetzt, die im Artikel auch angeprangert wird, verschweigt man dabei besser.

Es ist so als hätte man einen Werkzeugkasten der nur Hämmer in verschiedenen Größen anbietet. Und der Volksverpetzer meint, wenn man einen der kleinen Hammer wählt, um sich auf die Pfoten zu hauen, tut es nicht ganz so weh. Dumm nur sind diejenigen, die den Großen nehmen. Dabei ist die Frage eine ganz andere: Wieso befinden sich nur Hämmer in unserem Werkzeugkasten? Wieso gibt es nur neoliberale Denke in verschiedenen Stärken im relevanten Parteienspektrum?


Das all diese Fragen aber eher untergeordnet sind hat zwei Gründe. Erstens hat der deutsche Michel an Absurdität eine kaum zu überbietende Selbstwahrnehmung (Buchtipp Ulrike Hermann - Hurra wir dürfen zahlen). Zweitens kann die AfD einen Besenstiel aufstellen, der würde gewählt werden. Denn:

Zitat von bambamfeuerstein

wenn ich in meinem umfeld mit mit menschen spreche, die AFD wählen wollen, ist das wahlprogramm und das was die afd mit mindestlohn, etc. vorhaben völlig egal.

This! Es geht darum "denen da oben" in die Suppe zu spucken. Die Konsequenzen sind erst einmal zweitrangig.

[muavenet]

Zitat von Nana12

Ich meine der Artikel ruft indirekt zur Wahl von AfD light auf, weil die Punkte bei denen nicht ganz so radikal sind.

Das passiert eben wenn der dumme Michel an die Wahlurne tritt: AfD "aus Protest" wählen erstarkt immer auch CxU und FDP.

Apropos Absurdität...

Zitat von Nana12

Erstens hat der deutsche Michel an Absurdität eine kaum zu überbietende Selbstwahrnehmung (Buchtipp Ulrike Hermann - Hurra wir dürfen zahlen).

...Hermanns Büchle verhandelt, mal wieder, abgesehen von den schon seit Ewigkeiten bekannten, intellektuell öden Halluzinationen deutscher Mittelschichtler* eine Kernthese, welche sich um einen "New Deal" formiert, welcher durch "höhere Besteuerung des Reichtums" (e. g. "Vermögen, Erbschaften und Einkommen") sozial gerechte Umverteilungen ermöglichen soll.

Desweiteren argumentiert sie in ihrem neuesten Buch, dass "die zur Bekämpfung der Klimakrise notwendige ökologische Kreislaufwirtschaft nur durch ein Schrumpfen der Wirtschaft erreichbar sei. Dies bedeute ein Ende des Kapitalismus."

Als Beispiel führt sie, wie Naomi Klein ein paar Jahr vor ihr wenn ich mich ned irre, das Beispiel der britischen Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegswirtschaft (ab 1940) an. Zusammengefasst: "Weniger Konsum [ED: plus gerechtere Umverteilungen] sei die einzig logische Antwort auf die Klimafrage."


Yeah. Wenn ich mir so den Diskurs (ultra-)konservativ und uh... "aus Protest"... wählender Deutscher ansehe, sind die Tippkes deines Sachbuchchampions bei denen durch die Bank "nicht gerade beliebt".

Das ist ein anderer Ausdruck für: "völlig unvermittelbar".




* Sowas wird mittlerweile mit 'nem GIF abgefrühstückt: