Ich finde das Urteil alles in allem gerecht.
Eine Bewährungsstrafe wäre ein fatales Signal gewesen, weil damit deutlich gemacht worden wäre, dass man beliebig viel hinterziehen kann, ohne dass man auch nur einen Tag ins Gefängnis muss. Ein "freikaufen" mit einer halbherzigen Selbstanzeige gibt es also nicht (mehr). Wenn, dann müssen bei einer Selbstanzeige von Anfang an alle Karten auf dem Tisch liegen.
Andererseits hat Hoeneß mit seiner Selbstanzeige, so mangelhaft sie gewesen sein mag, die ganze Sache erst ins Rollen gebracht. Er hätte nach den ersten Hinweisen darauf, dass sich ein paar Reporter genauer mit seinen Finanzen beschäftigen, auch versuchen können, alles zu vertuschen und Spuren zu verwischen. Das hat er nicht getan. Geständig war er auch, die von den Steuerfahndern genannte Summe hat er ebenfalls akzeptiert. Das sind schon einige gewichtige strafmilderne Gründe, die für ein Urteil weit unter der Höchststrafe sprechen.
Und was man nicht vergessen sollte: hätte irgendein Hausarzt aus Hintertupfing (oder irgendein Manager aus dem mittleren Management einer Bank) in seiner Steuererklärung seine Finca auf Mallorca "vergessen", hätte er sicherlich nicht wochenlang sein Foto auf den Titelseiten aller Zeitungen sehen müssen. Das wäre bestenfalls eine Randnotiz in der (Regional-)Zeitung wert gewesen, wenn überhaupt ein Reporter von der Sache Wind bekommen hätte.
Von einem Promi-Bonus kann im Fall Hoeneß also wirklich nicht die Rede sein.
|