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14.08.25, 10:32
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#1
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Super Moderator
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Bedankt: 9.643
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„I'm just a sweet transvestite“
Zitat:
50 Jahre „Rocky Horror Picture Show“
„I'm just a sweet transvestite“
Ein Sprung nach links: Wie nur gelang es der „Rocky Horror Picture Show“ zum am längsten kontinuierlich laufenden Film aller Zeiten zu werden?
14.8.2025 7:08 Uhr

Mmh, lecker: Abendessen bei Frank N. Furter (Tim Curry, M.) mit Riff Raff (Richard O’Brien) und Magenta (Patricia Quinn) Foto: united archives/imago
Von [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Wie konnte ausgerechnet das zu so einem weltweiten Dauerhit werden? Seit fünf Jahrzehnten lockt das Film-Phänomen „The Rocky Horror Picture Show“ das Publikum ins Kino. Das Transgender-Science-Fiction-Musical, zugleich eine Horror-Sex-Komödie, von dem britisch-neuseeländischen Schauspieler, Musiker und Autor Richard O’Brien geschrieben, ist seine sehr persönliche Variante des Frankenstein-Märchens.
Sie wurde von Regisseur Jim Sharman im klassischen B-Movie-Stil inszeniert und lässt einen eintauchen in die strapsbewehrte Welt des wahnsinnigen Dr. Frank N. Furter. Direkt vom Planeten Transsexual in der Galaxie Transylvania gelandet (ein bisschen Dracula gehört auch ins Rezept), will sich der außerirdische Doktor in Drag seinen Rocky, den perfekten Mann, bauen.
Doch warum ist es diesem so schrägen und nischenartigen Werk gelungen, zum am längsten kontinuierlich laufenden Film aller Zeiten zu werden? Ihre Erfolgsgeschichte begann die Schöpfung O’Briens im Übrigen nicht auf Zelluloid, sondern am Theater. Die „Rocky Horror Show“ war 1973 im Londoner West End eine Sensation.
Unter den prominenten Zuschauern waren Rockstars wie David Bowie, Mick Jagger wollte sogar die Rechte an dem Stück erwerben, um selbst auf der Leinwand die Hauptrolle zu spielen. Am Ende setzte sich der Hollywoodproduzent Lou Adler durch und sicherte den Filmdeal für 20th Century Fox.
Die Handlung ist nicht sehr komplex
Die Handlung ist schnell erzählt: Das frisch verlobte Pärchen Brad und Janet aus der amerikanischen Provinz ist nachts während eines Gewitters im Auto unterwegs. Nach einer Panne klopfen sie ans Tor des Schlosses von Dr. Frank N. Furter, um Hilfe zu bekommen, und geraten mitten in die „Transylvanian Convention“, wo die „Geburt“ von Rocky gefeiert werden soll. In dieser Nacht erleben die biederen Brad und Janet eine unverhoffte sexuelle Befreiung der anderen Art.
Das Ganze ist mit Songs garniert, deren eingängige Melodien dazu beigetragen haben, dass die anzüglichen und teils explizit queeren Texte auch einem heterosexuellen Massenpublikum vertraut geworden sind und damit eine Art Underground-Weltkulturerbe bilden. Zeilen wie „Don’t dream it, be it!“, „Let’s do the Time Warp again!“, „Touch-A, Touch-A, Touch-A, Touch … me! I wanna be dirty!“ oder auch „I’m just a sweet transvestite … from Transsexual, Transylvania!“ gehören längst zum kulturellen Gedächtnis, unabhängig von der eigenen Sexualität.
Im Unterschied zum Theaterstück startete der Film, der am 14. 8. 1975 in Großbritannien in die Kinos kam, in den ersten Monaten jedoch nicht sofort als Kassenhit. Stattdessen war er anfangs ein heftiger Flop. Bis etwas völlig Unerwartetes passierte.
Im Frühling 1976 gab es im Waverly Filmtheater im New Yorker Greenwich Village die erste Mitternachtsvorführung der „Rocky Horror Picture Show“. Und von da an begann das Kino, sich langsam in ein Theater zu verwandeln. Ähnlich wie zu Beginn der Film-Ära, als die Figuren auf der Leinwand noch stumm waren, begannen die Menschen im Saal zu reden. Mit der Leinwand. Untereinander.
Der Kinosaal wurde zum Ort aktiver Partizipation
Sie sangen mit und reagierten auf auswendig gelernte Dialoge im Film, manchmal waren diese kaum noch zu verstehen. Jeder Abend war in jedem Kino, in jeder Stadt, in jedem Land anders. Die „Rocky Horror Picture Show“ verwandelte das Kino in eine Art Mitternachts?*tempel, der Kinosaal und die oft vorhandene Bühne wurden ein Ort der aktiven Partizipation, wo es in Ordnung war, ein „Freak“ zu sein.
Die Menschen fühlten sich ermutigt, in Drag ins Kino zu gehen, dazu die inzwischen klassisch gewordenen Requisiten in der Tasche: etwa die Zeitung, um sich in der Gewitterszene vor dem Regen zu schützen, oder den Reis, der in der Hochzeitsszene geworfen wird. Einige Fans spielten jahrelang wortwörtlich mit: Bei jeder Vorführung erfanden sie das Emanzipationsabenteuer von Brad (souverän steif: Barry Bostwick) und Janet (in BH und Unterrock, der wet dream einer ganzen Generation: Susan Sarandon) immer wieder neu.

t's a show – und das Publikum machte mit. Hier im Open Air Kino in der Waldbühne Foto: imago
Womöglich liegt genau darin eine Antwort für den andauernden Erfolg des sehr realen und universalen „Ortes“ Rocky Horror Picture Show. Heute ist so ein Ort weiter von großer Relevanz. Was der Schauspieler Tim Curry in der Rolle des Frank N. Furter in Netzstrümpfen, Stöckelschuhen und Korsett auf entwaffnende Weise grandios verkörpert hat, bleibt ein Fantasiespiel mit Außerirdischen, könnte man sagen.
Doch kann diese Fantasie Richard O’Briens, der sich selbst als non-binär identifiziert, heute weiter inspirieren, extrovertierte Crossdresser in Großstädten genauso wie fragile Teenager in der Provinz, und Widerstände in der Wirklichkeit gibt es leider genug.
Es gibt noch viel zu tun
Was die echten trans Menschen auf der Erde, wie zum Beispiel die amerikanische Aktivistin Sylvia Rivera, die mit ihren dunklen Haaren als eine entfernte Verwandte von Dr. Frank N. Furter durchgehen könnte, an Diskriminierung und Gewalt erlebten, ist alles andere als überwunden.
Zwei Jahre vor ihrem Tod musste Rivera auf der Bühne des World Pride 2000 in Rom immer noch für die Anerkennung ihrer Community laut werden. „Ich hätte nie gedacht, dass ich so viele Kinder habe!“, frohlockte sie vor der jubelnden Menschenmenge am Circus Maximus. Riveras liebevoll kämpferisches Plädoyer für Vielfalt und Respekt lautete: „Ihr dürft nie vergessen, dass es die Transgender-Menschen waren, die die schwule Befreiungsbewegung starteten!“
Zitat:
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Viele der Errungenschaften, für die Sylvia Rivera bis zu ihrem 50. Lebensjahr gekämpft hat, sind auch in Deutschland nicht mehr selbstverständlich. [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], hatte das Ziel, junge Obdachlose in der Drag und Queer Community Mahlzeiten und ein Dach zu bieten.
Sie schafften es für ein paar Jahre. STAR stand für Street Transvestite Action Revolutionaries. Das Echo von Tim Currys verführerischer Stimme, die uns „I’m just a sweet transvestite …“ direkt ins Ohr flüstert, ist da kaum zu überhören.
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Die externen Inhalte konnte ich hier nicht einbauen. Sie sind aber im Originalartikel freischaltbar.
Diesen Film sah ich vor Jahrzehnten mit einigen Kumpels. Durch die Bank weg hat er uns allen Spass gemacht. Das Lebensgefühl war damal erheblich lockerer und entspannterund nicht so verbohrt, wie heutzutage, wo eine Bundestagspräsidentin mal eben eine Regenbogenflagge herunterhist, oder Homosexuelle, oder Transsexuelle sogar körperlich angefeindet werden.
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Die folgenden 8 Mitglieder haben sich bei Draalz bedankt:
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14.08.25, 16:57
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#2
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Anfänger
Registriert seit: Feb 2025
Beiträge: 9
Bedankt: 18
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Ob diese Anfeindungen , nicht ein wenig unserer (jetzigen bunten) Gesellschaft geschuldet ist?
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Die folgenden 3 Mitglieder haben sich bei gleitschirm bedankt:
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15.08.25, 10:09
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#3
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Super Moderator
Registriert seit: Oct 2012
Beiträge: 8.097
Bedankt: 9.643
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Zitat:
Zitat von gleitschirm
nicht ein wenig unserer (jetzigen bunten) Gesellschaft geschuldet ist?
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Tja, dazu vielleicht einige unfundierte Bemerkungen:
In den späten 70ern lief ich völlig unkonform zu den damaligen Erwartungen durch die Gegend. Kumpels und ich hatten den Slogan: "Lange Haare, Fuck T Shirt"
Reaktionäre Teile der Bevölkerung verstanden das nicht und wollten es wohl auch nicht verstehen. Meine damalige Großmutter ermahnte mich, ich solle mich anständig kleiden und einen Friseur aufsuchen.
Auf einer Klassenfahrt gelangten wir in ein sehr ländliches Umfeld in ein Schülerheim. Eines Abends in einer Disco saß ich an der Theke einer Bar. Ein nachbarschaftlich angesiedelter Bauer saß neben mir und sprach mich an.
Sein Schlußwort hieß in etwa: "Wenn ihr nicht endlich dort leise seit, schieße ich mit meinem Schrotgewehr in eure Fenster."
Der wäre jedoch nie auf die Idee gekommen einen Aufstand zu machen, genausowenig, wie meine Großmutter.
Irgendwann in den 80ern, 90ern nahm das Schiff fahrt auf.
Die reaktionär geprägten Bürger wollten das 'kanalisiert' sehen.
Der Gegenschub war relativ brutal und versuchte diesen Kanalisationversuchen entgegenzuwirken. Musikalisch z.B.
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zuvor gab es die ganze Punkbewegung.
Die Regenbogenfahne gibt es seit Jahrhunderten. Den Hintergrund verstehen, oder akzeptieren heutzutage viele nicht.
Aus 'leben und leben lassen' wird scheinbar immer mehr Regeln zu schaffen, gegen Menschen, die im Grunde keinem etwas tun.
Teile der Bevölkerung scheinen sich gerade nach Regularien, Gesetzen und Bervormundung zu sehnen.
Den Wert Freiheit scheinen sie nicht zu verstehen. 
Sie finden Resonanz auf Plattformen und in Parteien, die ähnlich ticken und nicht wissend, was hinter dem [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] überhaupt steht.
So, genug und weit OffTopic. Dass dieser Film 5 Jahrzehnte überdauerte und immer noch gesehen wird, läßt hoffen.
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