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myGully |
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29.04.19, 13:47
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#1
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Chuck Norris sein Vater
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Beiträge: 6.100
Bedankt: 18.426
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Hate Speech: Hobbypsychiater, gebt auf!
Zitat:
Immer wieder werden psychische Erkrankungen oder Behinderungen benutzt, um Menschen abzuwerten oder aus Debatten auszuschließen. Wer hat denn hier bitte die verzerrte Wahrnehmung?
Von Margarete Stokowski

Demonstration von Menschen mit Behinderung
Paul Zinken / DPA
Kolumne
Der Moderator Frank Elstner hat in mehreren Interviews offen über seine Parkinson-Erkrankung gesprochen und viel Zuspruch dafür bekommen. Würdevoll, beeindruckend und mutig fand die "Bunte" seinen Auftritt, andere schrieben in ähnlichen Worten darüber. Das ist alles richtig und gut. Besser wäre es, wenn Krankheiten wie Parkinson und andere nicht so stigmatisiert wären, dass man "zugeben" muss, sie zu haben.
Dasselbe gilt für sogenannte Entwicklungsstörungen, Behinderungen oder Traumata. Das Asperger-Syndrom von Greta Thunberg wird immer wieder thematisiert, auch von schlecht informierten Gestalten, die sie damit diffamieren wollen, wie der AfD-Politiker Marc Jongen, der Thunberg im Bundestag "ein krankes Kind" nannte: "denn es ist bekannt, dass Greta Thunberg am Asperger-Syndrom, einer Form des Autismus, leidet", sagte er. Nun ist das Asperger-Syndrom gar keine Krankheit und Greta Thunberg hat [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], dass sie [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Leiden tun darunter wohl hauptsächlich diejenigen Typen, die es mit 50 oder 60 noch nicht so weit gebracht haben wie Thunberg mit 16.
Der Versuch, Menschen zu diskreditieren, indem man ihnen Krankheiten, Störungen oder ähnliches andichtet oder ihr politisches Engagement auf vorhandene Diagnosen zurückführt, ist sehr alt, aber äußerst en vogue.
Ich habe ungefähr fünf Wochen lang - mit längeren Unterbrechungen und nicht besonders diszipliniert - eine Liste hobbypsychiatrischer Diagnosen gesammelt, die mir im Internet gestellt wurden, als Reaktion auf meine Texte. Dabei habe ich nicht explizit danach gesucht, sondern nur diejenigen zusammengetragen, die mir direkt geschickt wurden oder auf die ich aufmerksam gemacht wurde. Kurze Urteile wie "Irrsinn", "Wahnsinn", "Idiotie", "bekloppt" oder "einen an der Waffel" habe ich nicht mitnotiert. Die Liste hat 9 Seiten (Times New Roman, Schriftgröße 12).
Ein paar Beispiele, damit Sie einen Eindruck bekommen. Ohne den gleichen Fehler machen zu wollen, wie die im Folgenden beschriebenen Personen, vermute ich, dass eine hohe Zahl von Männern in Deutschland komplett davon besessen ist, privat und online die Tatsache zu verarbeiten, dass sie nicht Psychologie oder Medizin studiert haben.
Auszüge aus 9 Seiten Reaktionen
Alexander zu S.-L. schreibt, dass "die einschlägig verhaltensauffällige Margarete Stokowski versucht, dicke Happen aus dem Teppich zu beißen... zu hoffen bleibt, dass sie vor der Abfassung ihres nächsten Beitrags nicht wieder ihre Medikamente vergisst." Lukas I. schreibt, ich sei hochsensibel. Und: "Ihre Wahrnehmung deckt sich so gar nicht mit meiner Realität" - vielleicht, weil er selbst merkt, dass der Satz beschämend tautologisch geworden wäre, wenn er "...mit meiner Wahrnehmung" geschrieben hätte. Irgendein Bernd schreibt, ich sei für den "Frigidenpreis des deutschen Buchhandels" nominiert.
"Pinkman" schreibt: "Stokowski hat wie die meisten 3rd Wave Feministinnen reichlich psychische Störungen." Ein User namens "Blonde Buy" erklärt, ich hätte "die Schwelle zum moralischen Faschismus und in eine psychotische Fantasiewelt längst überschritten", Tina schreibt, ich sei "sehr krank" und solle einen Arzttermin ausmachen, A. schreibt, "ein guter Psychiater könnte Dir vielleicht (!) helfen", C. ferndiagnostiziert direkt, ich sei "egozentrisch und narzisstisch", Z. bescheinigt mir eine "Sucht, sich unterdrückt zu fühlen", Bob schreibt, ich hätte "schwerwiegende Komplexe", W. schreibt, ich hätte "Daddy Issues", T. schreibt, ich sei "ungeküsst", E. fragt: "Ist die untervögelt???"
S. schreibt von einem "toxischen Mix aus Hauptschule Neukölln und geschlossener Psychiatrie". B. schreibt: "Sie brauchen dringend Hilfe. Ich meine, Sie müssen schwer geistig behindert sein. Und den Spiegel müsste man für die Veröffentlichung für Missbrauch von einer geistig Behinderten gleich mit belangen."
Hans schreibt: "Ich wünsche Frau Stokowski die Fähigkeit zur Selbstreflexion." Kai antwortet: "Das könnte sie in den Selbstmord treiben. Aber bitte,..." Mehreren Usern gefällt das. Michael schreibt: "Die Stokowski ist das lebende Beispiel für die These, dass Feminismus aus Neid gemacht ist. Neid auf die gutaussehenden Frauen der Welt." Ein anderer Michael, vielleicht auch derselbe, schreibt, ich sei "voller Selbsthass" und würde mich "heute wieder ritzen". User Akif P. verkündet, dass ich plane, Suizid zu begehen.
Sandro, ein Software-Entwickler, liest [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] als "Projektionen einer Frau, deren männlichen Persönlichkeitsanteile unterentwickelt sind." Patrick, ein Physiotherapeut, schreibt mir, ich hätte einen "von deutlich erkennbarer Gehirnamputation geschwängerten Schreibdurchfall", und solle mich auf Demenz untersuchen lassen.
Zahlreiche User äußerten sich zu [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] mit folgender Idee wie "Terrorkain": "Vielleicht einen besonders großen 'Spargel' mal unten einführen? Vielleicht sind Sie dann entspannter". Insgesamt wollte eine zweistellige Zahl von Menschen mir Spargel (oder "Spargel") in die Vagina einführen. G. sah eine "Penisphobie", E. dagegen Penisneid, Perversion und Minderwertigkeitskomplexe, gleichzeitig (!) aber auch "feminine Hybris". Einzig User Erwin lag nicht ganz falsch, als er schrieb, er sehe bei mir "einen Hang zur Melancholie bis hin zu depressiven Episoden". Was aber keine Kunst ist, weil ich darüber schon geschrieben habe.
Warum sollen Menschen mit bestimmten Diagnosen sich nicht an politischen Debatten beteiligen?
Egal, ob ich selbst auf das Thema zu sprechen komme oder nicht: Auf so ziemlich jeder meiner Lesungen werde ich nach Hate Speech gefragt. Die Fragen zielen dabei so gut wie immer auf die psychischen Folgen bei mir ("Was macht das mit Ihnen?", "Wie schützen Sie sich?") und fast nie darauf, wie ich diese Nachrichten aus sozialwissenschaftlicher Sicht bewerte. Gut, ich verstehe das Interesse ein bisschen, aber auch nicht wirklich. Wer denkt, ich hätte einen Dachschaden, soll mir einfach eine Milliarde Euro spenden und gucken, ob's hilft.
Ich würde mir eher eine Stange Spargel tätowieren lassen, als wegen solcher Kommentare traurig oder gekränkt zu sein, aber als Forschungsmaterial taugen sie allemal. Denn selbst wenn es einen Menschen gäbe, der alle oben genannten Diagnosen hätte, wäre das immer noch ein Mensch, der seine politische Meinung äußern darf. Was ist das für eine Idee, Menschen mit bestimmten Diagnosen dürften sich nicht an politischen Debatten beteiligen?
Abgesehen davon, dass es ganze Bibliotheken voller Literatur darüber gibt, wie gesellschaftliche Verhältnisse psychische Erkrankungen fördern können - Kapitalismus und Depression, match made in heaven -, ist es auch eine typisch misogyne Strategie, Frauen mittels Gaslighting zu erklären, es stimme einfach nur etwas mit ihrer Wahrnehmung nicht, wenn sie sich über irgendwas beschweren. Männer, die oft über ein Thema schreiben, sind Experten, Frauen "fällt nichts anderes ein" als dieses Thema. Wenn Feministinnen etwas ansprechen, das irgendein Typ noch nicht bemerkt hat, dann haben sie eine "verzerrte Wahrnehmung" und müssen penetriert werden, um zu Verstand zu kommen. (Was ist das, Penishybris?)
Verwundbarkeit einerseits, Mangel an Wissen andererseits
Wer sich daran beteiligt, zeigt nicht nur das Offensichtliche: dass er schlechte Argumente hat und inhaltlich überfordert ist, sondern auch, dass er psychische Erkrankungen oder Behinderungen als etwas sieht, das einen Menschen abwertet und von Diskursen ausschließen sollte - was im Übrigen tatsächlich passiert: Menschen mit Behinderungen [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].
Menschen mit psychischen und/oder chronischen Erkrankungen, mit Behinderungen, mit Entwicklungsstörungen oder Traumata gehören marginalisierten Gruppen an. Sie sind um ein Vielfaches verwundbarer, wenn sie darüber hinaus auch noch weitere Formen der Diskriminierung erfahren wie Rassismus, Sexismus oder Transfeindlichkeit. Sonst würde der Mann, der vor kurzem in einer Klinik in Hamburg starb, nachdem er von "Sicherheitskräften" attackiert wurde, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].
Dieser Verwundbarkeit steht ein eklatanter Mangel an Wissen gegenüber, den viele Menschen über Krankheiten, Störungen etc. haben. Sie denken, das Gegenteil zu "behindert" sei "gesund", oder glauben, Schokolade helfe gegen Depressionen (kein Witz, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]). Ein Mensch, der in dieser Gesellschaft trotz Normabweichung seinen Job gut macht, kann einfach nur doppelt stolz sein.
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Quelle:[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
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Die folgenden 4 Mitglieder haben sich bei BLACKY74 bedankt:
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29.04.19, 15:42
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#2
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Silent Running
Registriert seit: Feb 2010
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Bedankt: 22.378
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Danke Blacky.
Man muss sich doch nur die andere Kolumne von Margarete Stokowski hier im Board ansehen, dann merkt man welche Einstellungen und Meinungen manche User über sie haben
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
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Die folgenden 3 Mitglieder haben sich bei pauli8 bedankt:
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29.04.19, 19:54
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#3
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Erfahrenes Mitglied
Registriert seit: Sep 2010
Beiträge: 661
Bedankt: 1.168
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Ausgerechnet die nach eigener Ansicht wohl strammen deutschen Männer, die sich regelmäßig abwertend zu Stokowskis Kolumne äußern, scheinen ein massives Problem mit Sexualität zu haben. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass es gefühlt in jedem zweiten "kritischen" Kommentar ums Penetrieren, Ficken oder Vergewaltigen geht.
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Die folgenden 3 Mitglieder haben sich bei Lord_Wellington bedankt:
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