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28.10.23, 19:56
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#1
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Streuner
Registriert seit: Aug 2013
Beiträge: 11.083
Bedankt: 13.141
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Möbelexporte aus Belarus
Zitat:
Lukaschenkos letzte Goldgruben
Die EU hat Belarus wegen des Ukrainekrieges sanktioniert. Waren sind betroffen, Rohstoffe auch – Möbel aber nicht. Trotz Folterberichten und mutmaßlicher Zwangsarbeit bei der Produktion darf die Diktatur exportieren. Warum?
Von Jan Petter
28.10.2023, 18.30 Uhr

Ein Spalter: Belarus ’ Machthaber Alexander Lukaschenko beim Holzhacken
Foto: Maxim Guchek / ITAR-TASS / IMAGO
Die Kommode »Kullen« und das Bett »Brimnes« bei Ikea verband lange ein dunkles Geheimnis: Sie stammten beide aus Belarus, »der letzten Diktatur« Europas. So wie zahlreiche Möbel des Konzerns. Allein von 2018 bis 2021 soll Ikea seine Einkäufe in dem autoritären Land von 130 Millionen Euro auf etwa 300 Millionen verdreifacht haben.
Im vergangenen Jahr enthüllten französische Journalisten, dass die Möbel nicht nur im System eines engen Putinvertrauten, sondern womöglich auch noch durch brutale Zwangsarbeit produziert worden sein könnten. Ein großer Teil der Holz- und Möbelproduktion ist staatlich kontrolliert; für die Hälfte der großen Ikea-Zulieferer im Land wollten die Reporter damals Verbindungen zu Strafkolonien gefunden haben. Dass dort gefoltert und unter Zwang gearbeitet wird, ist seit Jahren durch zahlreiche Berichte belegt.

Kahlschlag: Stu mpf eines gefällten Baumes in einem belarussischen Forst
Foto: Vasily Fedosenko / REUTERS
Ikea dementierte damals die Vorwürfe, versicherte, Zwangsarbeit nicht zu dulden – und erneuerte dennoch eiligst das schon vor und nach Beginn des Ukrainekriegs mehrfach gemachte Versprechen, sich aus Belarus zurückzuziehen.
Seitdem fehlt der dortigen Holz- und Möbelindustrie zwar ein gewichtiger Kunde, doch die Exporte von Möbeln nach Europa gehen dennoch weiter. Anders als etwa Holz, Öl, Stahl oder Dünger unterliegen Möbel aus Belarus bis heute keinen EU-Sanktionen. Sie sind inzwischen zum wichtigsten sanktionsfreien Exportgut des Landes nach Europa geworden – eine von Lukaschenkos letzten Goldgruben in der EU gewissermaßen.
Eine Analyse der britischen Umweltschutzorganisation Earthsight zeigte schon kurz nach dem Ikea-Bericht, dass das Regime offensichtlich kaum um Kunden fürchten muss. Auch französische, österreichische, polnische und deutsche Möbelfirmen nutzten demnach Belarus weiter als Billigwerkbank . Viele von ihnen dürften der Öffentlichkeit bis heute unbekannt sein, versorgen über ein Netz aus Zulieferern, Einkaufsverbänden und diversen Marken aber zuverlässig große Möbelhäuser in Europa.
Festes Polster für Lukaschenko
Möbelimporte aus Belarus in die EU, in Millionen Euro
Text Grafik, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Zwar ging der Export von Möbeln nach Kriegsbeginn zunächst deutlich zurück, stabilisierte sich dann aber wieder. Nun laufen die Geschäfte trotz des Krieges in der Ukraine und der zahlreichen Vorwürfe immer noch gut, das zeigt eine Auswertung aktueller Zolldaten aus verschiedenen europäischen Ländern.
Im ersten Halbjahr 2023 importierten die EU-Staaten Möbel im Wert von 97,2 Millionen Euro aus Belarus. Der Großteil davon ging nach Polen und Deutschland, gefolgt von den Niederlanden, Litauen, Rumänien, Estland, Lettland und Frankreich.

Holz fällt inzwischen u nter EU-Sanktionen, Möbel dürfen aber weiter aus Belarus importiert werden
Foto: IMAGO/xryhorx / Pond5 Images / IMAGO
Welche Firmen die Möbel jetzt noch verkaufen, ist unklar. Schon im vergangenen Jahr weigerten sich nach dem Ikea-Bericht führende Unternehmen wie Möbel Höffner, Poco, Porta oder Boss, kritische NGO-Fragen zu beantworten. Auch eine aktuelle SPIEGEL-Anfrage ließen Branchengrößen wie Porta und der Möbelhersteller Bega bis Veröffentlichung unbeantwortet, Roller und die britische Möbelkette ScS antworteten auf einen detaillierten Fragenkatalog – jeweils mit dem vagen Satz, gegenwärtig oder »nicht mehr« Lieferanten in Belarus zu haben.
Earthsight und die Initiative B4Ukraine fordern, dass die bisherigen EU-Sanktionen auch auf Möbel aus Belarus ausgeweitet werden, um angemessen auf die Rolle des Landes im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu reagieren. Möbel aus Russland sind bereits sanktioniert.
Die NGOs sprechen sich zudem dafür aus, dass auch der Import von Papier und Zellstoff aus Belarus verboten wird. Neben Möbeln sind beides weitere unsanktionierte Güter, die dem Regime Millioneneinnahmen aus Europa verschaffen. Im Gegensatz zur Ausfuhr von Schränken und Betten ist der Export von Papierwaren nach Beginn des Ukrainekriegs nicht einmal wirklich zurückgegangen – sondern eher noch weiter angestiegen.
Earthside: Belarus könnte auch Papier für Putin verkaufen
Umweltschützer, Menschenrechtsaktivisten und ukrainische Politiker vermuten deshalb, dass Belarus inzwischen als Durchgangsstation dient, um auch russische Waren unverändert nach Europa zu verkaufen. Das Parlament in Kiew forderte den Europäischen Rat und die EU-Mitgliedstaaten bereits im Mai auf, ihre Sanktionen umgehend auszuweiten.
Stabiles Geschäft
Einfuhr von Papier und Zellstoff aus Belarus in die EU, in Tonnen
Text Grafik, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
»Große Mengen belarussischer Möbel, Zellstoff und Papier gelangen immer noch auf die EU-Märkte und versorgen Lukaschenkos Regime – Russlands Verbündeten – mit Hunderten Millionen Euro«, erklärte dazu die ukrainische Abgeordnete Yuliia Ovchynnykova laut Earthsight. Die NGO moniert in ihrem jüngsten Zwischenbericht, dass solche Geschäfte »auch Lukaschenkos persönliche Schwarzgeldkasse« auffüllen würden.
Dass europäische Großkonzerne mutmaßliche Menschenrechtsverstöße bei der Produktion ihrer Zulieferer selbst aufdecken und ahnden, scheint nach bisherigen Erfahrungen eher unwahrscheinlich. Berichte, nach denen Ikea in der Vergangenheit Möbel aus DDR-Gefängnissen bezog, ließ das Unternehmen lange zurückweisen. 2012 schließlich räumte der Konzern ein, dass die Hinweise stimmten – der autokratische Staat war da bereits 22 Jahre lang Geschichte.
Dieser Beitrag gehört zum Projekt Globale Gesellschaft
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Quelle: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Augen auf beim Ikea-Möbelkauf, bitte.
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Die folgenden 6 Mitglieder haben sich bei karfingo bedankt:
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28.10.23, 22:08
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#2
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Chuck Norris sein Vater
Registriert seit: Apr 2009
Beiträge: 5.075
Bedankt: 12.637
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Moin,
Zitat:
Zitat von karfingo
Augen auf beim Ikea-Möbelkauf, bitte.
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Zitat:
Ikea dementierte damals die Vorwürfe, versicherte, Zwangsarbeit nicht zu dulden – und erneuerte dennoch eiligst das schon vor und nach Beginn des Ukrainekriegs mehrfach gemachte Versprechen, sich aus Belarus zurückzuziehen.
Seitdem fehlt der dortigen Holz- und Möbelindustrie zwar ein gewichtiger Kunde, doch die Exporte von Möbeln nach Europa gehen dennoch weiter.
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Ich soll also nicht bei Ikea kaufen, weil die nicht mehr Kunde in Belarus sind? Es gibt nicht viele, die sich trauen, das so zu formulieren. Hut ab
Spass beiseite. Das war sicher unglücklich formuliert oder entstammt dem "große Konzerne sind immer schlecht" Reflex.
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Wenn Kik den Preis pro Shirt um einen Euro erhöht um seinen Mitarbeitern ein besseres Gehalt zu zahlen, dann finden wir das alle gut.
Und dann gehen wir zu Takko einkaufen ...
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Die folgenden 3 Mitglieder haben sich bei Melvin van Horne bedankt:
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29.10.23, 09:30
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#3
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Super Moderator
Registriert seit: Oct 2012
Beiträge: 7.997
Bedankt: 9.511
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Seinerzeit arbeitete ich in einem Speditionslager von Ikea. Das war in den späten 80'er Jahren.
Wir packten da Möbel auf Paletten. Sie wurden mit Stückgutwaggons aus den 30'er Jahren geliefert. Teilweise fand man auf ihnen noch ein Emblem auf dem stand: Deutsche Reichsbahn.
Die Möbel wurden in Polen gefertigt und verpackt. Sie wurden einfach in die Waggons gestapelt. Wir haben seinerzeit Europaletten zurückgeschickt um den Entladevorgang zu beschleunigen, was aber nicht verstanden wurde.
Die Leute, die die Waggons beladen haben, arbeiteten mit Grubenlichtern am Kopf.
Gewinnspanne seinerzeit für eine in Schweden gefertigte Kommode der Marke Budget: 300%
Die Gewinnspanne des selben Modells in Polen gefertigt: 900%
Als Arbeitgeber hierzulande ist Ikea jedoch nicht schlecht. Wir bekamen damals 9,90 DM pro Stunden Netto, ganz gleich welche Steuerklasse anstand.
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Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei Draalz bedankt:
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29.10.23, 10:46
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#4
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Echter Freak
Registriert seit: Jun 2010
Beiträge: 2.209
Bedankt: 3.944
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Ikea ließ auch im DDR-Billiglohnland Möbel '[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]'. Sowas gehört offensichtlich zur Geschäftsgrundlage von Ikea.
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Die folgenden 4 Mitglieder haben sich bei nolte bedankt:
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29.10.23, 10:51
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#5
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Freigeist
Registriert seit: Sep 2010
Ort: München
Beiträge: 11.319
Bedankt: 23.577
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Die Tage hat jemand gesagt, glaube es war ein Jake Broe, daß Konzerne Diktaturen lieben, denn es sind verlässliche Partner und man hat keinen Ärger mit Gewerkschaften oder hohen Personalkosten.
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Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei MunichEast bedankt:
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29.10.23, 11:13
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#6
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Chuck Norris sein Vater
Registriert seit: Apr 2009
Beiträge: 5.075
Bedankt: 12.637
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Moin,
Zitat:
Zitat von Draalz
Sie wurden mit Stückgutwaggons aus den 30'er Jahren geliefert. Teilweise fand man auf ihnen noch ein Emblem auf dem stand: Deutsche Reichsbahn.
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Die Bahngesellschaft der DDR hieß bis zur Wende "Deutsche Reichsbahn" Das hatte seinen Grund darin, dass die Alliierten den Betrieb der S-Bahn in Westberlin der Deutschen Reichsbahn übertragen hatten. Eine Umbenennung in "Staatsbahn der DDR", "Honis Rumpelbahn" oder irgendwas dazwischen hätte zur Aberkennung dieser Betriebsrechte geführt. Zumindest war das die Befürchtung.
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei Melvin van Horne:
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29.10.23, 12:00
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#7
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Banned
Registriert seit: Feb 2022
Beiträge: 161
Bedankt: 169
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"130 Millionen Euro auf etwa 300 Millionen verdreifacht haben"
Hab dann aufgehört zu lesen.......
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29.10.23, 12:31
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#8
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Streuner
Registriert seit: Aug 2013
Beiträge: 11.083
Bedankt: 13.141
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Zitat:
Zitat von nolte
Sowas gehört offensichtlich zur Geschäftsgrundlage von Ikea.
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Nach dem Prinzip existierte Quelle, Fürth überhaupt.
Als die DDR ausverkauft war, gab es auch keine Quelle mehr.
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei karfingo:
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29.10.23, 13:59
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#9
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Freigeist
Registriert seit: Sep 2010
Ort: München
Beiträge: 11.319
Bedankt: 23.577
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Quelle überlebte die DDR um 20 Jahre ...
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei MunichEast:
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29.10.23, 15:59
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#10
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Profi
Registriert seit: Feb 2013
Beiträge: 1.846
Bedankt: 3.684
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Stimmt, Versender wie Quelle hatten in den 90ern noch einen Höhenflug, nach Öffnung der Grenzen zur DDR.
Erst in den 2000 er ging es bergab, da sie den Internetverkauf verschlafen haben ..
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Diskutiere nie mit einem Idioten, denn wenn du dich auf sein Niveau herabläßt, schlägt er dich mit seiner Erfahrung.
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Die folgenden 3 Mitglieder haben sich bei gerhardal bedankt:
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