Gestern bin ich über einen Link in einem anderen Thema auf eine - sagen wir mal nicht ganz zuverlässig erscheinende - Seite gelangt. Auf dieser Seite wurde unter anderem ein [
Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] veröffentlicht. Der Mann war früher laut eigener Aussage Verwaltungspräsident einer GFE Energy AG und sitzt der eigenen Ansicht nach zu Unrecht in Untersuchungshaft.
Ich hatte gestern Abend nichts zu tun, die Sache klang nicht ganz uninteressant - also Google angeworfen und los gings. Nach einer dreiviertel Stunde hatte ich folgende Informationen zusammen:
- Die GFE bot ursprünglich eine "todsichere" Geldanlage an: man sollte in kleine, aber hocheffiziente Blockheizkraftwerke mit neuartiger Technik investieren und dank staatlicher Subventionen, staatlich garantierter Stromabnahme und verschwindend geringen Kraftstoffkosten ordentlich Rendite einfahren. Garantiert.
- Die Rendite sollte jährlich (!) 30% betragen, und das bei einer Laufzeit des Investments von 20 Jahren. Bei einer Investition von 40.000€ wurde über 20 Jahre verteilt ein sicherer Gewinn von 240.000€ versprochen. Angesichts dieser Renditeerwartung schrillten die ersten Alarmglocken und es gab erste Warnungen, dass derartige Renditeversprechen nicht seriös sein können.
- Der Wirkungsgrad der Anlagen sollte bei etwa 77% elektrischer Leistung liegen, viel höher als bei allen anderen gegenwärtigen Anlagen. Ermöglicht wurde dieser hohe Wirkungsgrad angeblich dadurch, dass der Kraftstoff (Rapsöl) stark mit Wasser verdünnt wird und das bekannte, esoterisch angehauchte Brown'sche Gas "HHO" genutzt wurde. Hier läuteten die nächsten Alarmglocken, ein derartig hoher elektrischer Wirkungsgrad ist physikalisch nicht möglich und die Geschichten zum Brownschen Gas sind alles andere als zuverlässig oder gar überprüft.
- Die in den Berechnungen angegebenen, niedrigen Einkaufspreise für Rapsöl wurden für 20 Jahre garantiert. Dies war der nächste Kritikpunkt, kein seriöser Verkäufer oder Händler wurde bei den Preisschwankungen am Energiemarkt Preisgarantien über derartig lange Zeiträume geben.
- Eine Musteranlage wurde vom TÜV überprüft, der die Effizienzwerte angeblich bestätigen konnte. Das Gutachten durfte jedoch angeblich nicht veröffentlicht werden.
Jeder vernünftig denkende Mensch hätte an dieser Stelle etwas länger damit gezögert, größere Geldbeträge in dieses Projekt zu investieren. Aber bekanntlich frisst Gier Hirn, weshalb an die 1000 (!) Anleger zusammen um die 50 Millionen € investierten.
Im November 2010 war die Zaubershow dann vorbei: die Staatsanwaltschaft lies eine Großrazzia durchführen, 17 Personen wanderten in Untersuchungshaft, in den nächsten Wochen und Monaten stieg die Zahl auf 44 Personen. ([
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Die GFE hatte ganze zwei Blockheizkraftwerk-Container gelegentlich in Betrieb genommen statt den versprochenen hunderten und ein Schneeballsystem mit auf Provisionsbasis arbeitenden Vermittlern aufgezogen. Mit dem Geld der Investoren wurden eher unbescheidene Firmenwagen wie Ferraris und ein paar Villen gekauft und die "Gewinne" der ersten Anleger bezahlt, um das System am Laufen zu halten. Das ganze Firmengeflecht um die GFE war von Beginn an auf Betrug ausgelegt.
Und die Anleger? Sie sitzen nun ohne ihr Erspartes da und beginnen, mit anwaltlicher Hilfe ihr Geld zurückzufordern. Zahlen muss vorrangig die GFE, doch falls die Insolvenzmasse nicht ausreicht, um alle Investoren zu entschädigen, können auch die Vermittler wegen Falschberatung zur Rechenschaft gezogen werden, obwohl diese meist auch selbst Investoren waren und ihr Geld bereits verloren haben.
Nicht alle halten sich an den Rechtsweg. Eine Geschädigte, die um ihre gesamten Ersparnisse gebracht wurde, hat in ihrer Wut gleich das Haus des entsprechenden Vermittlers niedergebrannt.
Und ein paar Investoren sehen die Schuld gar bei der Staatsanwaltschaft, die angeblich als Handlanger der großen Energiekonzerne die zukunftsträchtige GFE aus dem Weg geräumt hat.
Was bleibt als Fazit?
- Die menschliche Dummheit ist groß, die Gier wohl noch größer - und hin und wieder schadet es nicht, eine der wenigen echten Lebensweisheiten zu beachten, die es jemals in einen James Bond-Film geschafft hat: "Was zu gut ist um wahr zu sein, kann nicht wahr sein."
- Geschichten über esoterische pseudo-Energiequellen wie das Brownsche Gas sind unter Umständen alles andere als harmlos. Im schlimmsten Fall zerstören derartige Versprechungen ganze Existenzen.