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Silent Running
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Wem gehört mein Garten? Den Tieren oder mir?
Eine herrliche Kolumne...mein Schmunzeln ging oft in herzhaftes Lachen über.
Zitat:

Der Wurm drin – Die Gartenkolumne
Wem gehört mein Garten? Den Tieren oder mir?
Die Katzen meinen: ihnen. Die Vögel auch. Muss ich mir die Kirschen mit ihnen teilen?
Von Barbara Supp • 25.01.2020, 17:51 Uhr
Unser Garten gehört eigentlich nicht mir und meinem Mitgärtner, sondern den Tieren, das machen die Katzen, die ihn regelmäßig von irgendwo nach irgendwo durchqueren, beleidigt, klar, wenn wir sie stören. Immer paradieren sie unsere, nein ihre Gartenwege, entlang, ihren Catwalk sozusagen, das finden sie angenehmer als den Weg durch die Natur. Nasses Gras an den Tatzen, igitt, das mögen die Damen und Herren Katzen nicht.
Oder die fette Amsel im Gras, die rätschend davonfliegt, wenn sie meint, dass es unbedingt sein muss, aber nur dann. Sie ist meistens zu Fuß unterwegs, man fragt sich, ob sie sich wie der neuseeländische Kakapo irgendwann das Fliegen abgewöhnt.
Der Rasen ist jedenfalls dazu da, von ihr bepickt zu werden. Es ist ihr Rasen. Unverschämt, wenn man sie vertreibt. Auch die Katzen versuchen das manchmal, sie fliegt dann zeternd einen Meter weiter, und die Katzen raffen es nicht. Vielleicht sind sie auch einfach keine guten Schleicher. Nasses Gras am Bauch ist vielleicht auch blöd.
Letztes Jahr ging die Haselnussernte komplett an die Eichhörnchen. Dieses Jahr haben die Vögel sämtliche Aroniabeeren geholt. Dabei haben wir extra Schlehen gepflanzt, Wildrosen, Holunder, alles für die Viecher. Feuerdornfrüchte, dachten wir, mögen Vögel besonders gern. Ja, manchmal. In einem Jahr schlugen sie sich darum. Im nächsten ließen sie alles hängen, vermutlich, weil es anderswo Besseres gab.
Ich bin bereit, vieles zu tun für die Tiere, und natürlich geht da immer noch mehr. Meine Schwester kam letztes Jahr zu meinem Geburtstag mit einer armlangen Röhre mit Löchern an: eine Nisthilfe. Für den Steinkauz. Die müsse in den Kirschbaum, mindestens drei Meter hoch.
Steinkauz?
Kein Mensch, sagte mein Mitgärtner, habe hier jemals einen Steinkauz gesehen.
Den sieht man auch nicht, sagte der von mir befragte Fachmann. Der fliegt nachts.
Der Fachmann, ein Oberschwabe namens Egon Müller, erzählte mir, warum es der Steinkauz besonders schwer hat: sein Ruf! Früher, wenn jemand starb, hielt man Totenwacht, dann war nachts Licht im Haus, dann flogen Insekten, dann flog auch der Steinkauz, weil er die Insekten frisst, und dann hörte man ihn rufen: wiwitt, wiwitt. Also kam der Aberglaube auf: Der Steinkauz ruft, wenn jemand stirbt. Aber er kann wirklich nichts dafür.
Also bin ich bereit, dem Steinkauz zu helfen. Die Röhre wurde auf den Kirschbaum gewuchtet, und wenn zufällig mal ein Steinkauz vorbeikommen sollte, findet er eine Wohnung vor. Moment, ich muss noch Späne reinstopfen, damit er es gemütlich hat. Selbst für die Möblierung sorgen? Macht er nicht, habe ich in der Steinkauzliteratur gelesen.
Der Steinkauzfachmann kennt sich auch mit anderen Vögeln aus und mit deren Kästen, der Anruf bei ihm hat sich gelohnt. Ob ich einen Meisenkasten habe, fragte er. Nein. Ja. Bald. Ob ich wisse, dass man die Kästen mindestens einmal im Jahr reinigen müsse. Nein. Ja. Jetzt weiß ich’s. Ob ich wisse, dass man sich da fiese Milben und anderes Ungeziefer holen könne, wenn man nicht aufpasst. Ob ich wisse, wie das zu vermeiden sei.
Nämlich?
Tabak.
Ein paar Krümel billigen Tabak, etwa die Menge einer halben Zigarette, aufs Flugloch und in den Kasten streuen, dann verziehe sich das Ungeziefer, sagt er. Ich werde es mir merken.
Ich hatte nicht gewusst, dass fieses Viehzeug droht, im Umgang mit Vögeln. Ich erinnerte mich aber, dass die Schwiegermutter in diesem Garten früher keine Nisthilfen aufhängte, niemals, soweit ich weiß. Sie hatte ein anderes Verhältnis zu Vögeln, wie man an dem Luftgewehr sieht, das ich auf dem Dachboden fand.
Die Zeiten waren anders, damals. Die Stare saßen in Hundertschaften auf den Telefonleitungen und hatten es auf die Kirschen der Schwiegermutter abgesehen. Die Kirschen wiederum waren fest einkalkuliert für die Ernährung einer sechsköpfigen Familie: Geld war nicht viel da, aber dafür jede Menge Obst und Gemüse in Einmachgläsern auf Kellerregalen (wobei: eingemachte Kirschen? Bäh. Diese schrumpeligen Dinger, mit Kern womöglich...).
Dafür, für ihre Vorratshaltung, hat die eigentlich pazifistische Schwiegermutter die Kirschen verteidigt, mit Waffengewalt.
Eigentlich esse ich Kirschen ganz gern. Die Amseln tun das aber auch. Das Gewehr ist noch da.
Soll ich...?
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