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myGully |
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05.06.18, 11:30
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#1
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Legende
Registriert seit: Aug 2011
Ort: in der Wildnis
Beiträge: 15.519
Bedankt: 34.774
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Ein Foto, das fassungslos macht
Zitat:
Während Rettungskräfte in Nord-Italien eine Schwerverletzte versorgen, macht ein Gaffer von der Bahnsteikante ein Selfie - mit dem Drama als Kulisse. Der makabre Vorfall in Piacenza sorgt für einen Aufschrei in Italien.
Dieses Foto schockt Italien: Auf dem Bahnhof der Stadt Piacenza im Norden des Landes liegt eine Frau im Gleisbett, umringt von Rettungskräften. Kurz zuvor wurde die Kanadierin aus noch ungeklärter Ursache von einem Zug erfasst, wenig später müssen ihr Ärzte im Krankenhaus ein Bein amputieren. Eine Katastrophe für die Frau, eine Belastung für die Sanitäter.
Nur wenige Meter entfernt von der Verletzten und ihren Helfern steht ein Mann auf dem Bahnsteig, weiße Schuhe, weißes T-Shirt, weiße kurze Hose. Er hilft der Frau nicht. Er kümmert sich nur um sich und lässt seinem Voyeurismus und seinem Selbstdarstellungstrieb freien Lauf.
Mit den Fingern der einen Hand zeigt er das Victory-Zeichen, so die Tageszeitung "Corriere della Sera", in der anderen Hand hält er ein Smartphone. Er macht ein Selfie - mit dem Drama im Gleisbett als Kulisse.
"Ein Selfie vor einer Tragödie"
Der Pressefotograf Giorgio Lambri drückte in diesem Moment ab, das Foto des gaffenden, fotografierenden Mannes landete zigfach auf Titelseiten und rief im ganzen Land entsetzte Reaktionen hervor.
Bildjournalist Lambri selbst erklärte zu seiner Aufnahme: "Es ist jegliches Gefühl für Ethik verloren gegangen." Der Gaffer habe keinen moralischen Kompass, schrieb er auf seiner Facebook-Seite.
In einem Artikel für die Lokalzeitung "Liberta" aus Piacenza meinte er: "Es ist eine Barbarei, die Sie nicht erwarten: ein Selfie vor einer Tragödie."
Entsetzen in Italien über Unfall-Selfie
In der Zeitung "La Stampa" nannte ein Kommentator den beschämenden Selfiewahn einen "Krebs, der das Internet korrodieren lässt". Der selfiefotografierende Mann habe seine "Seele und Persönlichkeit ausgeschaltet" und sei zu einem "Automaten des Internets" geworden.
Der Moderator einer italienische Radiosendung meinte laut BBC, das Bild zeige, "dass die Menschheit ihrem Aussterben" entgegenrenne. Auch in den sozialen Medien äußerten sich die Menschen entsetzt: "Eine widerliche Sache", "Dummheit ist leider nicht strafbar" oder "Wir haben die Menschlichkeit verloren", das sind nur einige von Tausenden Kommentaren, die unter verschiedenen Artikeln zu dem Vorfall zu lesen sind.
Journalist Lambri informierte nach eigenen Angaben die Behörden über das, was er am 26. Mai im Bahnhof von Piacenza festhielt. Der Selfie-Fotograf wurde inzwischen identifiziert und von der Polizei befragt. Strafbar hat er sich nach italienischem Recht wohl nicht gemacht. Recht und Moral sind auch dort hin und wieder zwei paar Schuhe. Allerdings konnten die Beamten ihn zwingen, das Foto von seinem Smartphone zu löschen.
Die Szene spielte sich zwar in Norditalien ab, sie hätte sich aber auch ebenso gut in Deutschland ereignen können. Auch hierzulande beklagen Polizisten, Sanitäter oder Feuerwehrleute immer wieder den Sittenverfall, dass sie bei ihren Rettungseinsätzen von Gaffern mit Smartphones in der Hand bedrängt, bei ihrer Arbeit behindert oder beschimpft werden. Respekt vor ihrer Tätigkeit oder den Opfern von Unfällen: Fehlanzeige. Immer häufiger siegen der Egoismus und der Wille, seinen Followern in den sozialen Netzwerken vermeintlich spektakuläre Aufnahmen zeigen zu können.
Fotos von Opfern können in Deutschland strafbar sein
Inzwischen regierte die Politik: Seit rund einem Jahr gilt es als Straftat, bei Unglücksfällen vorsätzlich Einsatzkräfte zu behindern, die Hilfe leisten wollen. Darauf stehen nun Geldstrafen oder bis zu ein Jahr Haft. Doch Rettungskräfte beklagen weiterhin den Moralverfall von Gaffern.
Auch das Fotografieren von Opfern kann Ärger bringen: Erst im April durchsuchte die Hamburger Staatsanwaltschafte die Wohnung eines Mannes, der nach der tödlichen Messerattacke vom Jungfernstieg Aufnahmen veröffentlicht haben soll, auf denen auch die sterbenden Opfer zu sehen gewesen sein sollen. Im Strafgesetzbuch heißt es dazu in Paragraph 201a: "Mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer (...) eine Bildaufnahme, die die Hilflosigkeit einer anderen Person zur Schau stellt, unbefugt herstellt oder überträgt und dadurch den höchstpersönlichen Lebensbereich der abgebildeten Person verletzt (...)"
Um zu wissen, dass es sich verbietet, solche Fotos zu schießen, muss man jedoch nicht in die Tiefen der Strafgesetzgebung einsteigen. Sich die Grundsätze des menschlichen Zusammenlebens in Erinnerung zu rufen, sollte reichen. Zur Not hilft auch ein Blick auf Artikel eins des Grundgesetzes: "Die Würde des Menschen ist unantastbar."
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Quelle: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
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Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei TinyTimm bedankt:
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05.06.18, 13:51
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#2
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Suppen Moderator
Registriert seit: Jan 2010
Beiträge: 6.942
Bedankt: 7.972
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Nun ja.. Ist der Fotograf, der die Szene mit ein wenig Abstand fotografiert, nun besser? Immerhin hat auch er die am Boden liegende Frau abgelichtet.
Es ist eigentlich immer das selbe.. Es passiert ein Unfall. Kommen Gaffer, teilen die Aufnahmen.. Das ist schlecht. Kommen die Pressefotografen.. Alles ok. Kommen Kamerateams, um für diverse Serien im Vorabendprogramm zu filmen.. Alles gut. Sie verpixeln ja das Opfer. Zeigen halt nur live, wie die Person da rumliegt...
Alles in allem eine gnadenlose Heuchelei jedweder Medien, die über Unfälle berichten und/oder Bilder/Videos davon zeigen.
PS: Natürlich von jedem verwerflich, solche Bilder zu machen, nicht dass man nun denkt, ich würde das relativieren oder gut heissen
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Urlaubsmodus
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Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei Thorasan bedankt:
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05.06.18, 14:03
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#3
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AZOR AHAI
Registriert seit: Aug 2013
Beiträge: 5.452
Bedankt: 22.962
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Eigentlich hätte der Pressefotograf diesen "Social-Media-Trottel" vom Platz (und damit aus dem Bild) scheuchen können...
Aber zwei "Sensationen" auf einem Bild ergeben höheren Verkaufswert bei den Agenturen.
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Die folgenden 5 Mitglieder haben sich bei MotherFocker bedankt:
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05.06.18, 15:23
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#4
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Erfahrener Newbie
Registriert seit: Sep 2015
Beiträge: 195
Bedankt: 233
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So viel Text um rein gar nichts. Am absurdesten ist der Schlusssatz mit Verweis aufs Grundgesetz: "Die Würde des Menschen ist unantastbar."
In Deutschland wird die Würde des Menschen permanent verletzt, absolut legal z. B. mit Hartz IV-Sanktionen.
Hinschauen und Gaffen sind eh zwei verschiedene Dinge, weder das eine noch das andere bedeutet Behinderung.
So ein Selfie ist scham- und taktlos und doch nichts im Vergleich z. B. mit einem Amt, das Grundsicherung kürzt mit Verweis auf verpasste Termine etc.
Wir thematisieren noch immer die falschen Skandale.
PS: Ich habe vor einiger Zeit vom Bürofenster aus gesehen, wie eine ältere, mit dem Rad gestürzte Frau auf einer belebten Straße notärztlich behandelt wurde. Die Wiederbelebungsversuche zogen sich locker über eine dreiviertel Stunde. Einer der Sanitäter pumpte unermüdlich, physische Schwerstarbeit, psychische Schwerstarbeit. Drumherum Radfahrer, Fußgänger, Autos. Alle kucken, mal kurz, mal länger. Keiner gaffte. Vielen sah man den Schrecken an, als sie erkannten, was sie sahen.
Natürlich sollte niemand gaffen, aber wir machen einen Fehler, wenn wir ein Hinschauverbot herbeireden. Man muss so etwas sehen, um so etwas zu begreifen. (Damit rechtfertige ich nicht das Selfie, das ist einfach dämlich, aber keines Berichts wert.)
Geändert von mstrmnn (05.06.18 um 15:34 Uhr)
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei mstrmnn:
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05.06.18, 15:30
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#5
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Mitglied
Registriert seit: Jan 2009
Beiträge: 414
Bedankt: 678
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Zitat:
Zitat von MotherFocker
Eigentlich hätte der Pressefotograf diesen "Social-Media-Trottel" vom Platz (und damit aus dem Bild) scheuchen können...
Aber zwei "Sensationen" auf einem Bild ergeben höheren Verkaufswert bei den Agenturen.
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Wenn der Fotograf dem Typen mal direkt Bescheid gibt, erreicht man einen (und wer weiß, ob er das nicht nach dem Foto auch direkt getan hat?). Bei der Veröffentlichung eines solchen Fotos in den Medien kommt dieses ganze Gaffertum in die öffentliche Diskussion. Hat mMn nicht unbedingt was mit "Auflage generieren" zu tun...
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