Häftling wurde vergessen - 22 Millionen Dollar Entschädigung
US-Häftling wurde vergessen - 22 Millionen Dollar Entschädigung
Zitat:
Der ehemalige US-Häftling Stephen Slevin wurde zwei Jahre zu spät aus seiner Einzelzelle entlassen. Aus vier Jahren Haftstrafe wurden sechs Jahre. Als Schadensersatz erhält Slevin 22 Millionen Dollar (16,75 Millionen Euro).
2005 wurde er wegen Trunkenheit am Steuer und Autodiebstahls für vier Jahre hinter Gitter gebracht. Er wurde als psychisch labil eingestuft und deshalb in eine Einzelzelle gesperrt. Somit verschlechterte sich auch sein Gesundheitszustand.
Jeden Tag kamen Mitarbeiter des Gefängnisses an seiner Zelle vorbei und sahen ihn wie er unter seinen Schmerzen litt. Er beschwerte sich massiv über Zahnschmerzen, ärztliche Behandlung wurde ihm verweigert. Als die Schmerzen zu stark wurden, legte er selbst Hand an und zog sich die Zähne.
Also für fast 17 Millionen € zwei Jahre länger sitzen.
Das ist doch mal ein ganz anständiger Stundenlohn.
Viele von uns müssen wesentlich Härter für wesentlich weniger Geld Arbeiten.
Falls nu wer auf doofe Gedanken kommt, in Deutschland bekommt man nur 25€ pro Tag Haftentschädigung wenn man unschuldig sitzt
Bei diesem geposteten Fall gings ja eher um Freiheitsberaubung weil man ihn "vergessen" hat und mit nem guten Anwalt in den USA macht man aus sowas ne Millionenklage
Isolationshaft? Bei jemandem der psychisch labil ist? Verweigerung der Behandlung bei Zahnschmerzen?? Und das ganze nachdem er seine Strafe abgesessen hatte?
Ich würde mal sagen der Betrag ist angemessen... Eigentlich sollten die Verantwortlichen ins Gefängnis dafür.
Isolationshaft ist sowas krankes, da fehlen mir einfach die Worte... >_<
Kleiner Auszug dazu aus Wikipedia... Falls jemand glaubt, dass man damit jemanden zu einem besseren Menschen macht:
Auswirkungen der Isolationshaft
erhebliche Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit des vegetativen Nervensystems
erhebliche Störungen im Hormonhaushalt
Beeinträchtigung von Organfunktionen
Ausbleiben der Menstruation bei Frauen ohne physiologisch-organische, alters- oder schwangerschaftsbedingte Ursache (sekundäre Amenorrhoe)
verstärktes Gefühl, essen zu müssen: Zynorexie/Heißhunger, Hyperorexie, Fresssucht
im Gegensatz dazu Verringerung oder Ausbleiben des Durstgefühls
starke Hitzewallungen und/oder Kältegefühle, die sich nicht auf eine entsprechende Veränderung der Umgebungstemperatur oder auf eine Erkrankung (Fieber, Schüttelfrost o. ä.) zurückführen lassen
erhebliche Beeinträchtigung der Wahrnehmung und der kognitiven Leistungsfähigkeit (was insbesondere im Hinblick auf Gerichtsverfahren/Strafverteidigung Probleme schafft)
starke Störung der Verarbeitung von Wahrnehmungen
starke Störungen des Körpergefühls
starke allgemeine Konzentrationsschwierigkeiten
starke Schwierigkeiten bis hin zum Unvermögen, zu lesen bzw. das Gelesene gedanklich zu erfassen, nachzuvollziehen und in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen
starke Schwierigkeiten bis hin zum Unvermögen, zu schreiben bzw. Gedanken schriftlich zu verarbeiten (Agraphie/Dysgraphie)
starke Artikulations-/Verbalisierungsschwierigkeiten, die sich besonders in den Bereichen Syntax, Grammatik und Wortwahl zeigen und bis hin zu Aphasie, Aphrasie und Agnosie reichen können
starke Schwierigkeit oder Unvermögen, Gesprächen zu folgen (nachgewiesenermaßen aufgrund einer Verlangsamung der Funktion des primären akustischen Kortex der Schläfenlappenanteile aufgrund von Reizmangel)
Weitere Beeinträchtigungen
Führen von Selbstgesprächen zur Kompensation der akustischen und sozialen Reizarmut
deutlicher Verlust an Gefühlsintensität (z. B. gegenüber Angehörigen und Freunden)
situativ euphorische Gefühle, die später in eine depressive Stimmungslage umschlagen
Gesundheitliche Langzeitfolgen
soziale Kontaktstörungen bis hin zur Unfähigkeit, emotional enge und langfristige partnerschaftliche Beziehungen einzugehen
Depressionen
Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls
Wiederkehren der Haftsituation in Träumen
behandlungsbedürftige Störungen des Blutdrucks
behandlungsbedürftige Hauterkrankungen
Nicht Wiedererlangen von insbesondere kognitiven Fähigkeiten (z. B. im Bereich der Mathematik), die vor der Isolationshaft beherrscht wurden
Erinnert mich daran, als ich das im Buch der Rekorde lass, mußte ich sogar etwas schmunzeln.
Zitat:
Am Ende war er zu ausgezehrt, um noch um Hilfe zu rufen. Im April 1979 erlebte der Österreicher Andreas Mihavecz einen 18 Tage währenden Alptraum. Dabei hatte eigentlich alles ganz harmlos begonnen: Am 1. April jenen Jahres war der 18-Jährige von drei Gendarmeriebeamten irrtümlich wegen eines Verkehrdeliktes inhaftiert worden. Der junge Mann wurde in dem kleinen österreichischen Dorf Höchst am Bodensee in eine enge Arrestzelle im Keller des Reviers gesperrt - und dann einfach vergessen.
18 Tage und Nächte hoffte Mihavecz ohne Wasser und Nahrung auf seine Befreiung. Schließlich leckte er das Kondenswasser von den Wänden, um zu überleben. Am 19. April wurde Mihavecz schließlich gefunden. Zufällig. "Weil es aus der Zelle stank", wie einer der Polizeibeamten später bei der Gerichtsverhandlung zu Protokoll gab. Mit 25 Kilo Gewichtsverlust wurde der unschuldig Eingesperrte sofort ins Krankenhaus eingeliefert und kam knapp mit dem Leben davon.
In der Welt der "Guinness World Records" kann auch diese schier unfassbare Leidensgeschichte ein Superlativ sein. Zwischen Einträgen über das weltgrößte Furzkissensitzen, die meisten Valentinskarten an ein Meerschweinchen oder die längsten Fußnägel findet sich der unfassbare Vorfall im Guinness-Buch der Rekorde 2009 als Bestleistung für das "Längste Überleben ohne Nahrung und Wasser" in der Kategorie "Glück im Unglück". Manch einer könnte das makaber finden.
Man muss im richtigen Land vergessen werden.
Der hier angeführte Fall aus Sri Lanka hat keine Wellen geschlagen, obwohl er weit dramatischer war:
Zitat:
Colombo, 14. Jänner 2008 Häftling nach 50 Jahren U-Haft entlassen
Der heute 80-Jährige wurde im Gefängnis vergessen. Weil er sich mit dem Gesetz nicht auskannte, hat sich D.P. James nie über seine lange Haft beschwert.
Nach 50 Jahren in Untersuchungshaft hat ein in Sri Lanka inhaftierter Mann das Gefängnis wieder verlassen dürfen. Der inzwischen 80-Jährige D.P. James sei ein Opfer der Bürokratie, sagte sein Anwalt am Montag. James sei seiner Jugend beraubt worden und nun ein ergrauter Mann mit schwindendem Augenlicht.
Im August 1958 verhaftet
Demnach war er im August 1958 verhaftet worden, nachdem er seinen Vater mit dem Messer verletzt hatte. Nach einem anschließenden Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik kam er zurück ins Gefängnis, wo die Justizbehörden ihn offensichtlich vergaßen. Während der 50 Jahre dauernden Haft stand James nie vor einem Richter.
Nie beschwert
Der aus dem kleinen, 100 Kilometer von der Hauptstadt Colombo entfernt gelegenen Dorf Ibbagamuwa stammende James habe sich aus Unkenntnis über die Gesetzeslage nie über die lange Inhaftierung beschwert, sagte der Anwalt. Der Fall fiel der Gefängnisleitung erst auf, nachdem der Greis im vergangenen Monat im Krankenhaus behandelt werden musste. Nach Prüfung der Unterlagen setzte ein Gericht den Langzeithäftling gegen Kaution auf freien Fuß.
Entschuldigung
Ein Sprecher des Gerichts entschuldigte sich für diesen "seltenen, herzergreifenden Vorfall". Der Anwalt des Bürokratie-Opfers kündigte an, eine Entschädigung von 1,5 Millionen Rupien erstreiten zu wollen. Das entspräche umgerechnet 180 Euro für jedes Jahr hinter Gittern.
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