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16.04.10, 14:50
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vivre et laisser vivre.
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Pharmakonzerne: Lizenzen für Babys?
Zitat:
Patente auf Leben sind verboten. Trotzdem kämpfen Pharmakonzerne härter denn je um Exklusivrechte an Samen- und Eizellen. Allen voran eine alte deutsche Firma: Merck
Als Johann Wolfgang Goethe an seinem Faust schrieb, war der Frankfurter Dichter oft bei den Mercks im nahen Darmstadt zu Gast. Mit einem Spross des Apothekerclans verband den jungen Dichter eine enge Freundschaft: Johann Heinrich Merck, selbst literarisch interessiert und zudem ein äußerst kritischer Geist, soll Goethe zur Figur des Mephisto inspiriert haben. Und vermutlich waren es auch die Merckschen Mörser und Phiolen, die ihm als Vorlage für die Laborszenen des Gelehrtendramas dienten.
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Bei Merck ist man stolz auf die Firmengeschichte, die bis 1668 zurückgeht. Der mattgrüne Apothekerschrank aus der Goethe-Zeit steht im Werksmuseum auf einem Ehrenplatz, auch die Festschrift mit dem Verweis auf die Dichterfreundschaft stapelt sich dort neben dem Eingang. Fragen zu Mephisto & Co beantwortet Merck zurzeit allerdings zögerlich. Der Grund: Die älteste Pharmafirma der Welt steckt selbst mitten in einem ganz modernen Wissenschaftsthriller. Er spielt in gediegenen Schweizer Pharmalaboren sowie auf entlegenen Inseln der Karibik. Es geht um Profit, Patente und die Software des menschlichen Seins.
Je besser die Forscher die medizinischen Zusammenhänge verstehen, desto größer wird die Begier, dieses Wissen auch zu Geld zu machen. Das Patentrecht hilft dabei. Doch was bedeutet das für Patienten? Müssen sie fürchten, dass ein paar mächtige Pharmakonzerne der Konkurrenz verbieten, neue Pillen gegen Krebs und andere Plagen der Menschheit zu erfinden? Werden Eltern für künstlich gezeugte Kinder künftig lebenslang Lizenzgebühren zahlen müssen?
Der Weg dahin ist bereits beschritten. Und Merck ist vorne mit dabei.
So Faust-gleich sich die Forscher in Darmstadt auch bemühten in der Medizin, Chemie und Biologie – über ein Jahrzehnt lang haben sie keine eigenen Pillen erfunden. Bei Merck regierte das Mittelmaß. Entsprechend enthusiastisch wurde 2006 der Kauf der Genfer Firma Serono gefeiert. »Eine Hochzeit im Himmel«, schwärmte Pharmachef Elmar Schnee. Inzwischen jedoch droht aus der Verbindung Höllenärger zu erwachsen: Als Marktführer in der Fruchtbarkeitstherapie hielten sich die Schweizer offenbar für so omnipotent, dass sie zusammen mit ihren Wirkstoffen auch menschliche Eizellen, Spermien und sogar Embryos patentiert haben wollten.
Für Theologen ist das Blasphemie, Bioethiker fürchten die Monopolisierung menschlichen Lebens – weshalb der Gesetzgeber strenge Verbote aufstellte. Die europäische Biopatent-Richtlinie von 1998 schließt geistiges Eigentum am menschlichen Körper in allen Entwicklungsphasen – inklusive der Keimzellen – ausdrücklich aus. Was Unternehmen aber nicht hindert, solche Patente einzureichen.
Pharmakritiker Christoph Then warnt davor, dass ein kürzlich erteiltes Patent auf ein neues Medikament von Merck Serono dem Unternehmen mittelbar Rechte auf die behandelten Eizellen einräumt. »Kein Unternehmen soll aus einer Fruchtbarkeitstherapie Verwertungsansprüche auf menschliches Leben ableiten können«, kritisiert der Mediziner. Wochenlang hat er zusammen mit einer Kollegin die Akten des Europäischen Patentamts studiert. In dieser Woche will Then Einspruch einlegen.
Es wäre nicht das erste Mal, dass er die Genfer Forscher ärgert. Bevor Then jüngst das Institut Testbiotech (Verbandszweck: »Technikfolgenabschätzung«) gründete, arbeitete der Bayer fast zehn Jahre lang als Gentechnikexperte bei Greenpeace in Hamburg. Auch damals hatte er schon mit Serono zu tun – allerdings ohne es zu wissen.
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Zitat:
Säugling bei einer medizinischen Behandlung. Immer mehr Arzneimittelkonzerne versuchen, sich Patente auf Spermien und Eizellen und sogar Embyronen schützen zu lassen
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