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(dpa/cze) - Der Prozess löste in der westlichen Welt Empörung aus: Ein Gericht in Saudi-Arabien hatte eine Journalistin zu 60 Peitschenhieben verurteilt, weil ein Gast ihrer Fernsehtalkshow über Sex gesprochen hatte. Nun begnadigte der König die "Täterin".

Wie der Branchendienst "Meedia" mutmaßt, war der zu erwartende diplomatische Druck aus dem Westen der Grund, warum der saudische König Abdullah die Journalistin Rosanna Al-Yami am Montag überraschend begnadigte.

Die 22-Jährige war verurteilt worden, weil sie an der Vorbereitung einer TV-Sendung beteiligt gewesen war, in der ein Mann offen mit seinem Liebesleben prahlte. Laut den Richtern verstieß der Filmbeitrag gegen die Lizenzauflagen des Senders. Ein Büro des Senders wurde inzwischen von den Behörden geschlossen, weil Programme "gegen Moral und Ethik" verstoßen hätten.

Stein des Anstoßes war ein im Juli aufgezeichneter Beitrag des libanesischen Senders LBC, in dem ein 32-Jähriger unter anderem erzählte, wie er im Alter von 14 Jahren zum ersten Mal Sex mit einer Nachbarin hatte. Viele Zuschauer waren entsetzt. Der Mann wurde Anfang Oktober zu fünf Jahren Haft und 1.000 Peitschenhieben verurteilt.

Auch drei Freunde des Angeklagten hatten im ersten Prozess Strafen von jeweils zwei Jahren Haft und 300 Peitschenhieben bekommen, weil sie in der Show aufgetreten waren. Ein vierter Bekannter muss für drei Monate ins Gefängnis und soll 70 Schläge erhalten. Gegen einen saudischen LBC-Mitarbeiter verhängte der Richter eine zweimonatige Haftstrafe.

Im Königreich Saudi-Arabien wird eine besonders puritanische Richtung des Islam verfolgt. Außerehelicher Geschlechtsverkehr ist streng verboten. Frauen müssen auf der Straße Kopftücher und weite Gewänder tragen. Die Religionspolizei achtet zudem darauf, dass Männer und Frauen, die nicht miteinander verheiratet sind, keinerlei Kontakt miteinander haben.

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