Ich habe ein Ungenügend erwartet aber es wurde ein Mangelhaft. Insofern positiv überrascht. Ich will mich hier aber nicht an den ganzen handwerklichen Mängeln abarbeiten.
Wer aber nach Cui bono fragt, sieht immer auf den Hauptprofiteur der zweifellos die USA ist. Die Nation, die am wenigsten davon hatte ist aber die Ukraine weswegen Theorien, die auf Initiative der Ukraine fußen, haltlos sind. Mit Einmarsch Russlands fehlt der Ukraine das Motiv. Das was seit einigen Jahren (und auch in der Reportage) nebulös böswillig umschrieben wird, wurde vor einigen Jahren viel deutlicher beim Namen genannt.
Die USA haben sich mit ihrem Fracking, welches unter Bush startete, verkalkuliert und die milliardenschweren Investitionen treffen auf keine ausreichende Rendite mehr. Es drohte der Kreditausfall, da durch Überschwemmung des Marktes die Preise geraume Zeit im Keller waren. Neue Märkte mussten her, und da kam Europa gerade recht. Europas Gasversorgung wurde aber über russische Pipelines sichergestellt, die es schon im kalten Krieg gab. Nach der Unabhängigkeit bekamen Länder wie die Ukraine dafür großzügige Transitgebühren (welche später als "wirtschaftliche Unabhängigkeit" bezeichnet wurden um die Interessenlage zu verschleiern). Zum Glück hat die USA im "neuen Europa" einen ziemlichen Fuß in der Tür, wie man es nach der orangenen Revolution in der Ukraine unter Beweis stellte. Es folgten die Gasstreits unter der prowestlichen Regierung in Kiew, die meinte Gas kostenlos beziehen zu können bzw Schulden nicht zu begleichen. Sie bediente sich an dem Gas, welches für die übrigen Länder Europas bestimmt war. Ein klares Signal an Europa wer hier am längeren Hebel sitzt.
Nordstream 1 war aber bald fertig, und vermied nicht nur die Transitgebühren der Länder Osteuropas, sondern auch etwaige mafiöse Botschaften der Mittelsmänner in Osteuropa. Mit Nordstream 2 wäre noch weniger Gas durch politisch wankelmütige Länder wie die Ukraine geflossen, die natürlich von der Transitgebühren profitierten.
Mit dem Einmarsch Russlands war das aber hinfällig, da kein Gas mehr aus Russland mehr bezogen werden soll.
Die Frage: Was für einen Vorteil hätte die Ukraine nach dem Einmarsch von der Sprengung von Nordstream? Hofft sie eventuell, dass Russland wieder Gas durch ihre Pipeline schickt und sie wieder Gebühren kassieren kann? Das klingt ziemlich absurd.
Deswegen fehlt mir, neben vielen anderen Widersprüchen, auch das Motiv. Allenfalls mit amerikanischer Unterstützung/Initiative wäre das denkbar, aber dann muss man auch die in der Reportage erwähnten Probleme sehen: Dies wäre nicht nur wegen der Waffenlieferungen problematisch, sondern es wäre ein Grund für Artikel 5. Die meisten die (natürlich emotional) glauben Putin würde der USA zu diesem Jahrhundertcoup verhelfen, für die waren die Nebelgranaten in den Tagen danach gedacht (Russland Framing). Für alle Zweifler die Andromedageschichte die nicht überzeugt aber eine Spur ins Ungewisse legt bis sich die Gemüter beruhigt haben. Der Rest ist gut zu managen.
Ich denke mal die Staatenlenker bei der Konkurrenz von Xi Jinping bis Lula da Silva haben keine Zeit für diesen Scheiß. Sie werden den Angriff der USA auf die kritische Infrastruktur eines ihrer Verbündeten als sehr wahrscheinlich annehmen, und dies in ihre Überlegungen mit einfließen lassen wenn es um Verlässlichkeit des Westens und ihrer Führungsnation geht.
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