[Master_3]

Also ich muss schon sagen, die Umfrage ist wirklich sehr schwammig:

Es wird wenig darauf eingegangen WARUM das Illegale Streaming betrieben wird - wenn ein Kind einen Apfel klaut weil es Spaß daran hat und der Opa aus dem Obstgarten einen eh nicht packen kann ist die Moralische Geschichte eine ganz andere, als die des Kindes welches aus Hungersnot den Apfel nimmt.

Und DARAUS resultierend MUSS man die Hürden ("einfache Verfügbarkeit") analysieren.
Wenn zwischen zwei identischen Apfelbäumen keine Absperrung ist und du dem Kind sagst, dass der Apfel links 2€ kostet und rechts 1€ ist der Ausgang klar - fügen wir eine Mauer hinzu verändert sich die Gleichung und bezieht einen neuen Faktor hinzu: Den Preis!
Denn auch wenn das Kind sich denkt "Für einen Euro weniger hüpf ich nicht über die Mauer", wird er es sehr wohl in betracht ziehen, wenn er nur 1,50€ in der Hosentasche hat und wird mit 50Cent weder über die Mauer hüpfen noch den Apfel für 2€ kaufen...

Dein Fragenkatalog wirft ein ganz anderes Ergebnis auf den Tisch, wenn
a) du viele dabei hast die "Argwillig" illegal Streamen (nach dem Motto "die Konzerne können mich mal"), oder
b) viele der Teilnehmer es sich einfach nicht leisten können legal zu streamen

Das versuchst du zwar in deiner Rasterung auf der letzten Seite rauszufiltern, aber das klappt in meinen Augen ehr weniger.
Auch wird dort auf die "übliche" Raubkopierer Mentalität eingegangen (Sinnbildlich: Streamst du illegal, weil du es kannst / weil du den Konzernen nix gönnst / weil du denkst das einer mehr oder weniger nix ausmacht), aber es wird z.B. überhaupt nicht darauf eingegangen ob jemand vom illegalen Streaming schon aufs legale Streaming gewechselt ist.

Ich gebe dir mal 2 Streaming Beispiele und deren unterschiedliche Moralische Bewegung dahinter:

IPTV:
In unserem Haushalt wird KEIN TV geguckt, da das Programm bekanntermaßen einfach nur Käse ist.
Vor der GEZ kannste dich nicht drücken, aber zu der GEZ kommen ja noch HD+ wo wir mittlerweile bei 75€ p.a. liegen.
Jetzt kann man sich aussuchen, ob man 75€ für HD+ bezahlt oder etwas weniger bis gleichviel fürs illegale Angebot oder es ganz sein lässt. Da Schwiegervater aber dann doch evtl den einen Samstag im Jahr doch mal das Ergebnis der Formel 1 kurz sehen will und SD auf einem 4K TV einfach eine Zumutung kannste dir nun aussuchen ob du 75€ für die HD+ Kacke bezahlst oder 75€ und damit dann auch mal den Besuch der 1x im Jahr evtl. ein Bundesliga Spiel gucken möchte. Hier ist das illegale Angebot quasi das günstigere, aber die Wahl fällt nicht deswegen darauf, sondern es hält die Möglichkeiten offen für "falls wenn".

Amazon Video:
Erst letztes Jahr gekündigt, als die Erhöhung auf ~90€ kam - nicht wegen der Summe, sondern aufgrund der dreisten Begründung "Wir müssen Prime teurer machen, damit wir unsere Logistik, vor allem die Fahrer besser bezahlen können" - ja leck mich, Amazon nutzt Steueroasen, Jeff Bezos schwimmt in Geld und für den Fahrer ist nix über? Von 278mio Gewinn ist kein € über für die am härtesten Arbeiter der Firma...Ja lol. Dann macht doch 60€ Prime und bei jeder Bestellung geht 1€ direkt an den Paketfahrer....ach, dass geht nicht,... warum nicht?
Amazon Video wird damit ersatzlos aus meinem Haushalt gestrichen und die ein zwei Episoden pro Jahr die ich dort geguckt habe kann ich mir dann zur not noch ziehen - wenn ich nicht ganz darauf verzichte.


Jetzt hast du bei beiden Beispielen keine "Raubkopierer Bereicherungs Mentalität" und zusätzlich unterscheiden sich die Motive deutlichst, aber nicht nur untereinander, sondern auch zu deinem Fragebogen, denn auch wenn du die Frage "Streamst du Illegal, weil du den Konzernen das Geld nicht gönnst" (Sinngemäß) mit Nein beantwortest, kann das Motiv trotzdem ein Wirtschaftliches sein, ohne dabei auf die eigene Finanzielle Belastung "Ich streame illegal weils günstiger ist" (Sinngemäß) abzuszielen. (Vorrausgesetzt es würde ein illegales Streaming für Amazon Video folgen).


Ein weiterer Punkt ist das "Umfeld" der Personen, wenn du hier Leute fragst, ob deren Familie illegal streamt, dann ist die Warscheinlichkeit, dass der ein oder andere User hier seiner 80 jährigen Oma IPTV eingerichtet hat um ein tausendfaches höher, als bei jemanden der IPTV zum ersten mal nutzt und sich jeden Abend vollkoffert, weil er Angst hat das die Kripo vor seiner Haustür steht während er den Volksmusikpavilion guckt.
Hier wäre z.B. die Frage interessant: Würdest du deinem Umfeld zum illegalen Streaming raten/abraten?

Subjektiv:
Deine Umfrage hinterlässt das Gefühl, dass es nicht darum geht die Betroffenen zu kategorisieren und daraus Motive zu erkennen, sondern darum, ob sich mit der Statistik beweisen lässt, dass ein oder zwei Punkte nachweisbar sind.

"Mögen sie ehr Rote oder Gelbe Haribos?"
"Die Orangen Haribos kommen nicht gut an"
"Aber sie haben ja garnicht nach den Orangen gefragt?!"
"Doch doch, oben konnte der Probant wählen ´Schmecken ihnen alle Haribo Farben?´

Man hat ein wenig das Gefühl als wär man bei einer Straßenumfrage 3 Fragen gefragt worden, die irgendwie überhaupt nicht zutreffend waren, die Umfrage abrubt endet und man das Gefühl hat "Mit den Infos die der hat, kannste nix handfestes daraus erfahren, weil man alles so drehen kann wie man es möchte..."


Ich hoffe dir ist die Kritik recht, sie ist nicht böse gemeint, nur kenne ich solch geformte Umfragen zu genüge aus der Industrie, die letzte Umfrage wurde übrigens wiederholt, weil Zitat "anscheinend die Fragen nicht verstanden worden sind" - warum? Naja, das Ergebnis war mieser als erwartet, weil die Probanten EHRLICH und interessiert geantwortet haben und das hat der Führungsebene nicht geschmeckt, also zweite Runde - danach sah das Ergebnis schon besser aus (Die Leute hatten kein Bock mehr und haben überall nach Anraten mit leicht positiver Tendenz gekreuzt, da nun "zu positiv" zu auffällig wäre und bei weiter hin negativem Ergebnis wird nochmehr Geld in so einen Mist verbraten...).