Moin,
von einigen wenigen abgesehen will wohl niemand in einem Krieg kämpfen. Und doch gibt es einen Unterschied. Wer in Russland gezogen wird, der wird gezwungen, auf der Seite des Aggressors an einem Krieg teilzunehmen. Er ist sich möglicherweise im Klaren, das ihm ein ähnliches Schicksal droht, wie es vielen deutschen Soldaten nach dem zweiten Weltkrieg bereitet war. Er muss damit leben, gekämpft und all das erduldet und erlitten zu haben um letztlich als Mittäter eines gewaltigen Verbrechens dazustehen.
Für einen Ukrainer sieht die Sache anders aus. Er kann sich sagen, dass er für die Verteidigung seiner überfallenen Heimat in den Krieg gezogen ist. Das bedeutet nicht, dass er es gerne oder freiwillig gemacht hat. Aber er kann sich darauf verlassen, dass er nicht für den Rest seines Lebens mit dem Makel des Mittäters versehen ist. Auch hier wieder der Vergleich zum zweiten Weltkrieg. Die Soldaten der Sowjetunion konnten sich nach dem Krieg sagen ihre Heimat siegreich gegen einen Überfall verteidigt haben. Eine Heimat, die weiß Gott mehr als einen Makel hatte.
Deshalb sind Beiträge wie der hier zitierte wichtig, um immer wieder in Erinnerung zu rufen, dass es nicht "der Russe" ist, der die Ukraine überfallen hat. Es ist eine kleine aber ungeheuer mächtige Clique in Russland die ihre Macht ausnutzt, um die Bürger zu zwingen Mittäter eines Verbrechens zu sein. Und dass viele Bürger die wenigen und nicht ungefährlichen Möglichkeiten suchen, um sich dem zu entziehen. Das ist für unser Verhältnis zu "den Russen" nach dem Krieg ungeheuer wichtig und könnte auch als erstes Zeichen der Versöhnung noch während des Krieges gesehen werden.
Deshalb erübrigen sich Beiträge über Ukrainer die ob reich ob arm versuchen, sich der Wehrpflicht zu entziehen. Es gibt sie. Das ist klar. Aber die Notwendigkeit in großer Häufigkeit darüber zu berichten, gibt es für mich nicht.
Immer wenn man sagt, dass Russland die Ukraine überfallen hat, dass sie zivile Ziele bombardieren und das der Krieg immer auf ukrainischem Staatsgebiet sattgefunden hat und somit der Aggressor feststeht. kommt als Argument, das die Ukraine korrupt ist, dass die Rechte der LG und all die anderen Buchstaben Community nicht gewahrt sind und noch einiges mehr.
Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Ab welchem Platz in den Charts der korruptesten Staaten muss man einen Überfall wehrlos hinnehmen? Wo muss man in diesem Ranking stehen, um von anderen Hilfe erwarten zu dürfen? Wenn die Korruption ein Argument ist. Bis zu welchem Platz würdest Du einem überfallenen Staat helfen?
Braucht es für dich ein transsexuelles Staatsoberhaupt oder würde es auch eine genderfluide Verteidigungsministerin tun um ein überfallenes Land als hilfswürdig einzustufen?
Für mich ist und bleibt der Wunsch einen Überfall auf einen Nachbarn für den Angreifer so unendlich teuer und so riskant zu machen, dass sich das jeder, der mit dem Gedanken spielt, zweimal überlegt. Wir können das nicht auf der ganzen Welt. Aber in Europa können wir das. Und wir sollten es tun. So, wie es die USA im zweiten Weltkrieg erst "inoffiziell" und ab dem Februar 1941 im Leih- und Pachtgesetz festgeschrieben taten. Damals wurde mit der Sowjetunion ein Regime unterstützt, bei dem Korruption angesichts des Massenmords an der eigenen Bevölkerung überhaupt kein Thema war. Von den rechten homo- trans-oder sonst wie sexueller Mal ganz abgesehen. All das trat vorübergehend in den Hintergrund, um einen Aggressor in die Schranken zu weisen. Und auch wenn klar ist, dass diese Unterstützung nicht nur aus einer Solidarität stattfand. Würdest du sie heute als falsch bezeichnen?
Zu dem anderen nur noch ganz kurz.
Ich könnte nicht einmal sagen, ob und wenn ja, was ich in dem von dir genannten Thread geschrieben hab. Solche Fragen musst du einem Admin stellen.
Und zum Thema Schubladen. Du solltest dich nicht so wichtig nehmen. Damit ich überhaupt in Erwägung ziehe mit dir Platz in meinen Schubladen zu belegen, muss erheblich mehr kommen.