Ich finde den Artikel super, da er das Problem der Diskussionskultur beim Namen nennt. Man kann es überall beobachten: Im Kern geht es nicht um die teils absurden Argumente der Klima"skeptiker" sondern darum, dass sie ein Gefühl bedienen. Nämlich ein Gefühl, dass die "Progressiven" falsch liegen mit ihrer Behauptung, dass an dem alten gültigen Regeln vieles falsch war.
Ich hatte diese Diskussion schon in jungen Jahren, mit jemanden, der im 2. Weltkrieg gekämpft hatte, dabei seine Gesundheit, die besten Jahre und beinahe sein Leben verlor (dank Kriegsneurose auch ein Teil seines Geistes). Ein Nazi sicher nicht, denn von einer weltweiten jüdischen Verschwörung wollte er nichts wissen. Aber Patriarch und Komisskopp wie er im Buche stand: Militarist und Nationalist. Nach zahllosen Auseinandersetzungen wie und warum die Wehrmacht am Ende kapitulieren musste bemerkte ich, dass hinter der Argumentation sich lediglich ein hilfloser Wunsch verbarg, der auch in dem Artikel wiederfand:
Zitat:
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Eigentlich steht dahinter die Verzweiflung einer untergehenden Epoche: Meine Arbeit soll nicht fehlinvestiert gewesen sein, mein Leben soll nicht falsch gelebt worden sein, ich möchte gefälligst eure Anerkennung für meine tolle Lebensleistung!
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Die Gewissheit, dass das Wirken, das Leid und die Mühen dieses Lebens über einen langen Zeitraum einfach nur falsch war, ist für viele so unerträglich, dass sie sich an eine Welt klammern in denen andere Maßstäbe angesetzt werden. An dieser Stelle auch an die Älteren: Nicht davor scheuen alte Konstrukte einzureißen und vom Fundament an neu aufzubauen. Es zeugt von Charakter sich einzugestehen einen Fehler begangen zu haben.
In einem Punkt muss ich Sascha Lobo aber ganz deutlich widersprechen:
Zitat:
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Optimistisch bin ich persönlich trotzdem, denn die mächtigste Kämpferin von allen ist auf der Seite von uns Progressiven: die Zeit. Selbst wenn sie oft länger braucht als erhofft.
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Wenn es ums Recht behalten geht ist die Zeit sicher ein Verbündeter der Progressiven. Wie in meiner Geschichte können die Alten irgendwann nicht mehr widersprechen. Nur wenn wir darauf warten, wird es zu spät sein. Wir haben also keine Zeit für den natürlichen Lauf der Dinge. Es geht nur mit den Alten, es geht nur wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen.