13.08.18, 21:13
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Legende
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UPDATE: Song Contest in Israel in Gefahr
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Streit über zusätzliche Millionen
Die israelische Regierung hadert mit der Austragung des Eurovision Song Contests (ESC). Die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Kan möchte zusätzliche zwölf Millionen Euro für die Austragung. Doch die Regierung und der Sender sind sich uneinig, wer die Kosten übernehmen soll. Zudem sorgen politische Streitigkeiten über den Austragungsort für Aufregung.
„Unsere Deadline ist morgen“, sagte eine Kan-Sprecherin am Montag. „Wir warten jetzt auf die endgültige Antwort der Regierung.“ Dann müssten zwölf Millionen Euro als Absicherung beim Veranstalter, der Europäischen Rundfunkunion EBU, hinterlegt werden. „Kein Geld, keine Veranstaltung“, sei die klare Aussage eines Schreibens von Kan an Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gewesen, sagte die Sprecherin. Die ursprüngliche Frist ist bereits abgelaufen.
Millionendefizit droht
Laut der israelischen Wirtschaftsseite The Marker, die in der Zeitung „Times of Israel“ zitiert wird, wird der Bewerb zusätzlich zur Kaution von zwölf Millionen Euro rund 36 Millionen Euro kosten. Der Sender könnte ein Defizit von rund 25 Millionen Euro erleiden. Und so ist eine zusätzliche Finanzierungsspritze der Regierung unter Netanjahu von großer Bedeutung.
Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass Kan die zusätzlichen Gelder bekomme und den Song Contest in weiterer Folge austragen werde, schreibt die „Times of Israel“. Darin wird eine Quelle aus dem Umfeld der Regierungsspitze zitiert. „Der Premierminister und der Finanzminister entschieden, dass ein Organ, das 750 Mio. israelische Schekel (rund 177 Mio. Euro, Anm.) an öffentlichen Geldern erhält, das Budget für den Eurovision-Garantieempfänger (die Europäische Rundfunkunion EBU, Anm.) selbst aufbringen kann,“ so die Quelle. Der Finanzminister Mosche Kahlon bezeichnete die Drohung Kans in einem Interview mit der Plattform Ynet als „schweren Fehler“.
Zypern oder Österreich als Ersatz?
Für den Fall, dass Israel den Bewerb nicht austrägt, muss ein anderes Land einspringen. Hinter Israel belegte dieses Jahr Zypern Platz zwei und Österreich Platz drei. Die beiden Länder könnten als logische Nachfolger gewertet werden.
Der Israel-Sieg sorgt schon seit Monaten für Aufregung. Denn zum Missfallen der EBU wird der Song Contest seit dem Triumph der Sängerin Netta Barzilai Mitte Mai heftig politisiert. Bereits auf Barzilais Triumph mit dem Song „Toy“ Mitte Mai folgten Glückwünsche von ganz oben. „Nächstes Jahr in Jerusalem,“ twitterte Netanjahu.

Ein WM-Testspiel zwischen Argentinien und Israel sorgte für Aufregung und musste schließlich abgesagt werden
Jerusalem ist ein zentraler Streitpunkt im Nahost-Konflikt zwischen Israel und den Palästinenserinnen und Palästinensern. Israel hat den Ostteil der Stadt 1967 im Sechstagekrieg erobert. Die palästinensische Bevölkerung beansprucht Ostjerusalem dagegen als Hauptstadt für einen künftigen eigenen Staat Palästina. Erst Anfang Juni kam es zu einem Eklat, als ein WM-Testspiel zwischen Argentinien und Israel aufgrund von palästinensischen Protesten abgesagt werden musste. Seit US-Präsident Donald Trump Jerusalem als Hauptstadt anerkannt hat, ist die Stimmung besonders aufgeheizt.
Entscheidung im Herbst
Doch da Politik kein Thema beim Song Contest sein soll, riet die EBU davon ab, Jerusalem zum Austragungsort zu ernennen. Als weitere Kandidaten gelten Tel Aviv und Eilat. Haifa, das laut Berichten kein offizielles Angebotspaket einreichte, ist somit aus dem Rennen. Kan dürfte gemeinsam mit der EBU bis Herbst über den Austragungsort entscheiden, sofern es keine weiteren Komplikationen gibt.
Allerdings soll es laut einem Bericht der „Haaretz“ lediglich einen einzigen Veranstaltungsort im Land geben, der die „organisatorischen und politischen Anforderungen“ erfüllen würde - das Tel Aviv Convention Center. Eine Vorgabe der EBU ist etwa eine Einrichtung mit Platz für rund 10.000 Zuschauer und Zuschauerinnen. Das Kongresszentrum in Jerusalem, wo vor 20 Jahren der Song Contest stattfand, kann nach eigenen Angaben allerdings auch bis zu 10.000 Gäste unterbringen.
EBU-Mitgliedschaft wackelte
Unklar war im Vorfeld auch, ob Israel den Song Contest 2019 überhaupt ausrichten darf. Denn die Regierung weigerte sich nicht nur, Kan mehr Geld zukommen zu lassen, die Nachrichtenabteilung der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalt hätte laut einem Bericht der „Haaretz“ auch ausgegliedert werden sollen. Um die EBU-Mitgliedschaft nicht zu verlieren, lenkte die Regierung im Streit mit der Rundfunkanstalt ein. Zur Sicherung des Wettbewerbs sollte das Rundfunkgesetz geändert werden.
Plagiatsvorwürfe gegen Siegertitel
Obendrein droht wie vor 20 Jahren Ärger mit streng religiösen Juden und Jüdinnen. Der stellvertretende Gesundheitsminister Jakov Litzman betonte bereits, dass der Sabbat durch die Vorbereitungen des Wettbewerbs nicht verletzt werden dürfe. Der jüdische Ruhetag endet erst am Samstagabend - kurz bevor traditionell das Song-Contest-Finale beginnt.
Auch abseits der politischen Debatte macht das diesjährige Gewinnerland Negativschlagzeilen: Gegen den Siegertitel „Toy“ wurden Plagiatsvorwürfe erhoben. Universal Music wirft den Komponisten vor, vom White-Stripes-Lied „Seven Nation Army“ abgekupfert zu haben. Es gehe dabei um Ähnlichkeiten im Rhythmus, nicht in der Melodie oder beim Text.
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Quelle: https://orf.at/stories/2450827/2450828/
Geändert von TinyTimm (14.08.18 um 18:36 Uhr)
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