Ich kann dir aus der Praxis ein paar Erfahrungen beschreiben. Ob etwas hilfreiches in deinem Fall dabei ist weiß ich nicht.
Ich hatte eine Zeit lang das selbe Problem mit meinem Junior und erinnere mich heute noch mit Schrecken daran. Vorab zur Beruhigung - es geht vorbei. Allerdings braucht man starke Nerven und eine starke gegenseitige Bindung, um heil aus dem Dilemma heraus zu kommen.
Zuerst habe ich es mit Überwachung versucht (was als Alleinerziehende und Berufstätige alles andere als easy ist). Bin bis zum Schultor mitgegangen, Verabschiedung - und Junior haute durch den Hntereingang wieder ab.
Dann versuchte ich es mit Ganztagsbetreuung.
Zuerst in der Schule - da konnte er abhauen wie er lustig war - also ungeeignet.
Dann mit einer Tagesmutter - die warf nach vier Wochen Nerven und Handtuch. Ausser Spesen nix gewesen.
Inzwischen redeten sogar die Freunde meines Sohnes auf ihn ein. Mancher hätte gerne mit ihm getauscht, weil es zuhause nur knatsch gab und Junior - bis auf seinen Schulbesuch - viele Freiheiten hatte. Alles für die Katz.
Also blieb mir nur ein Internat, in dem Junior von Montag Morgen bis Freitag Mittag war. Kostete mich jede Menge Überstunden und Einschränkungen, aber das war es wert.
Das Wochen-Internat war die beste Lösung, und damit kamen wir auch aus dem Teufelskreis wieder heraus. Die Schulleistung wurde streng überwacht, Aufgabe mussten gemacht werden und anschließend gab es jede Menge sportliche Aktivitäten, damit die Jungs abends müde ins Bett fielen.
Unser Verhältnis hat sich schlagartig gebessert, da ich am Wochenende nicht mehr die ewig keifende und mahnende Mutter sein musste. Endlich konnten wir reden und wir konnten unsere Freizeit richtig geniessen.
Langfristig gesehen war das meine beste Entscheidung, denn andernfalls hätte es in einer Katastrophe geendet. Junior hat heute noch Freunde aus der Zeit im Internat.
Wie gesagt, das sind meine persönlichen Erfahrungen. Manchmal kommt man an einen Punkt, wo es mit den herkömmlichen Mitteln nicht mehr weiter geht. Die Fronten verhärten sich zusehends, und man riskiert das Kind zu verlieren.
Auslöser bei meinem Junior war schlicht und ergreifend der Wunsch, das ich zuhause bleiben sollte für ihn. Das das in der damaligen Situation nicht möglich war, hat er erst viel später verstanden.
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