Hallo pauli,
natürliche Selektion ist ein schwieriger Begriff.
Was ist natürlich?
Ist die Hausmaus mit ihrem an unsere Städte angepassten Verhalten natürlich?
Ist eine Stadttaube natürlich?
Sind Bakterien natürlich, welche wir immer wieder mit unserem Immunsystem, aber auch mit Antibiotika zur Weiterentwicklung zwingen?
Ich würde das alles Bejahen.
Wir und damit auch unser Gehirn sind Produkt einer natürlichen Auslese.
Damit kann alles, was wir schaffen auch nur natürlich sein.
Und somit auch der Schäferhund.
Wenn du etwas als "menschgemachte Evolution" bezeichnen willst, dann ist es immer eine Entscheidung darüber, wie viele der Umweltfaktoren, die auf die Selektion der Art einwirken, vom Menschen kontrolliert werden.
Und diese Grenze ist fließend.
Wir leben in einem Geflecht aus Wechselwirkungen von Selektionsdrücken.
Wir werden durch Bakterien ausselektiert und wir selektieren Bakterien aus.
Vielen Umwelteinflüssen konnten wir uns durch unsere Kultur und Technologie entziehen.
Daher sind wir auch die einzige dominante höhere Lebensform auf diesem Planeten.
Dass man Evolution aber deshalb auf uns zentriert betrachten kann, halte ich nicht für sinnvoll.
Klar, man kann es machen, aber zum einen ist es immer eine subjektive Entscheidung, wo man die Grenze zieht, zum anderen schneidet man viele wichtige Verbindungen durch die Wahl der Perspektive aus der Betrachtung heraus.
Nochmal zum Schäferhund.
Evolutionär gesehen können Dinge sinnvoll sein, die für das Individuum nachteilig sind.
Es geht nur darum, dass das Individuum sich möglichst oft Fortpflanzen kann und das möglichst viele dessen Jungen es ihm gleich tun können.
Sobald diese Schmerzen Einfluss auf diesen Faktor, der Fitness, haben, dann wird sowas auch ausselektiert.
Im Falle des Hundes wäre es also so, dass das Merkmal "Schmerzen haben" und die es begründenden Gene ausselektiert würden, wenn die Käufer solche Tiere nicht mehr holen würden, also die Züchter den Selektionsdruck so verändern, dass solche Tiere nicht mehr zur Fortpflanzung kommen.
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