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-   -   [Kurioses] Opfer sollen nicht mehr Opfer heißen (https://mygully.com/showthread.php?t=4730882)

TinyTimm 22.02.17 17:49

Opfer sollen nicht mehr Opfer heißen
 
Zitat:

Die Missy-Autorin Mithu Sanyal will aus Opfern „Erlebende“ machen. Dudenfest. Initiativen von Terre des Femmes bis Störenfriedas protestieren scharf! Sie erklären: „Vergewaltigung ist kein Konzertbesuch.“ Kulturwissenschaftlerin Sanyal hingegen möchte einen Begriff mit „höchstmöglicher Wertungsfreiheit“.

Seit Mithu Sanyal im Sommer 2016 ihr Buch „Vergewaltigung“ herausbrachte, ist die Kulturwissenschaftlerin immer wieder mit erstaunlichen Thesen zum Thema in Erscheinung getreten. So hatte die Missy-Autorin zum Beispiel beklagt, dass es „im Vergewaltigungsskript nur zwei Geschlechter gibt: Täter und Opfer. Wer Vergewaltigung sagt, denkt an aggressive Männer und ängstliche Frauen, an Penisse als Waffen und Vaginas als ungeschützte Einfallstore." Und sie fuhr fort: "Oder weniger martialisch: an Männer, die meinen, ‚ein Recht’ auf Frauenkörper zu haben.“

Nicht der Opferdiskurs degradiert Opfer, sondern Täter


In einem Spiegel-Interview wurde Sanyal gefragt: „Sie kritisieren die Fixierung auf Frauen als Opfer. Aber in den meisten Fällen ist das so. Und die Täter sind Männer.“ Sie antwortete schlicht und unwidersprochen: „Das stelle ich infrage.“

Was stellt Sanyal infrage? Die Realität?


Ein Blick in die Polizeiliche Kriminalstatistik zeigt: Es gab im Jahr 2015 7.095 angezeigte Vergewaltigungen, davon waren 6.732 weibliche Opfer. Für Sanyal scheinen das old fashioned facts, ein gestriger „Opferdiskurs“. Die Kulturwissenschaftlerin möchte von solcherlei Peinlichkeiten nichts mehr hören: Das Geschlecht von Tätern und Opfern ist für sie keine Kategorie. Sie will, zumindest rein sprachlich, die Opfer ganz abschaffen. Die sollen in Zukunft besser „Erlebende“ heißen. Und wo es keine Opfer gibt, existieren auch keine Täter. Wie praktisch.

Der Begriff „Opfer“, so erläutert Sanyal in ihrem Text in der taz [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...]
sei nämlich „keineswegs ein wertfreier Begriff, sondern bringt eine ganze Busladung von Vorstellungen mit. Wie die, dass Opfer passiv, wehrlos und ausgeliefert sind – und zwar komplett.“ Das sei ungünstig, denn „wenn mir jemand erzählt, dass er oder sie einmal einen Autounfall gehabt hat, wird sich meine Wahrnehmung dieser Person wahrscheinlich kaum verändern. Genau das passiert jedoch, wenn wir ‚Autounfall’ durch ‚Vergewaltigung’ ersetzen.“ Ach so.

Statt der Frage nachzugehen, was der Unterschied zwischen einem Autounfall und einer Vergewaltigung aus der Perspektive des Opfers sein könnte, erklärt die Missy-Autorin lieber einfach: „Doch keine Sorge, es gibt eine Lösung!“ Nämlich: Opfer nennen sich nicht länger Opfer, sondern „Erlebende“. Denn „das Wort ‚Erlebende’ trifft noch keine Aussagen über Motivation und Rollenverteilungen. Klassische Binaritäten wie aktiv/passiv werden aufgebrochen.“ Schließlich sei es „wichtig, einen Begriff zur Verfügung zu haben, der höchstmögliche Wertungsfreiheit gewährleistet. Aus diesem Grund setzen wir uns dafür ein, ‚Erlebende’ in den Duden aufzunehmen.“

Höchstmögliche Wertungsfreiheit. Hört sich gut an. Wer will denn da auch schon wieder gleich werten, nur weil ein Kind oder eine Frau - und im Ausnahmefall auch ein Mann von, in der Regel, einem Mann - vergewaltigt worden ist?!

Sexuelle Gewalt ist kein Erlebnis, sondern ein Verbrechen


Über Sanyals groteske „Lösung“ sind nicht nur Opfer so empört, dass sie einen Offenen Brief lanciert haben. Auf dem Portal des Bloggerinnen-Kollektivs „Die Störenfriedas“ erklären sie: „Opfer sexueller Gewalt zu ‚Erlebenden’ zu machen, lässt die Gewalt aus dem Sprachgebrauch verschwinden.“ Denn: „Sexuelle Gewalt ist kein Erlebnis. Sexuelle Gewalt ist eine Tat, vorrangig begangen von Männern an Frauen und Kindern. Von Erlebenden zu sprechen, bedeutet, die Tat selbst euphemistisch zum Erlebnis umzudeuten, ähnlich einem Konzertbesuch oder einem Urlaub.“

Zu den ErstunterzeichnerInnen des Offenen Briefes gehören Mitglieder zahlreicher Organisationen und Initiativen, von Terre des Femmes bis #ichhabenichtangezeigt, von der „Initiative für Gerechtigkeit bei sexueller Gewalt“ bis Sisters, von Femen bis „One Billion Rising“. Sie erklären: „Es ist nicht der Opferdiskurs, der Opfer degradiert. Es sind die Täter, nicht die Selbstbeschreibung der Opfer. Keine noch so euphemistische Umdeutung kann die Tat für ein Opfer ungeschehen machen, sehr wohl aber für den Rest der Gesellschaft – wie außerordentlich praktisch!“ Und schließlich: „Sexuelle Gewalt ist kein Erlebnis. Sexuelle Gewalt ist ein Verbrechen.“

Wäre es nicht so ernst, wäre es einfach nur noch komisch.
Quelle: [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...]

Langsam wird es grotesk mit der Neufindung von Wörtern und Begriffen.
Sind wir am Weg zu Orvilles Neusprech? Oder schon mitten drin?

Kneter33 22.02.17 18:00

Ist doch heute schon so.
Wenn mein Ältester mit seinen Kumpels spricht muss ich auch schon 2x hinhören um zu verstehen was die reden.
Aber was die gute Frau da vorschlägt ist schon etwas heftig.

Destiny 22.02.17 20:40

Opfer sind also Erlebende? Also ist eine Vergewaltigung, ein Einbruch, eine Körperverletzung... nur ein Erlebnis? Keine Straftat mehr? Weil Opfer und Täter ist ja so böse, wenn man das sagt?

Anscheinend wurde diese Frau bisher noch nie Opfer irgendeiner Straftat, sonst würde sie nicht so dummes Zeug daher labern. Von oben herab lässt sich halt leicht reden.

pauli8 22.02.17 21:04

Jetzt übertreibt´se aber die Mithu Sanyal mit der Wortschöpfung "Erlebende" ganz gewaltig. Das klingt ja für mich nach "Abenteuer".

In der "strengen" Aktensprache der Polizei sagt/schreibt und spricht man von den Geschädigten...also die oder der Geschädigte bei allen Delikten. Hat vielleicht dagegen auch jemand etwas ? Oder ist das abwertend von Personen gesprochen ?

In der Kriminologie und allgemein... spricht man weiterhin von einem Opfer...siehe auch Opferverhalten...als Beispiel.

Wiedergänger 22.02.17 22:33

Schon bizarr, was für Menschen mehr oder weniger öffentlich gehört werden. Naja. Vielleicht könnte man diese Beispiel als Übung zur Medienkompetenz in die Schulen bringen :D

Samonuske 22.02.17 22:55

Ihr Name sagt mehr als Tausend Worte. Facepalm

TinyTimm 22.02.17 23:00

Ich finde es ja grotesk, das sie eine Vergewaltigung mit einem Autounfall vergleicht.
Manchmal beschleicht mich der stille Verdacht, das diese Überkorrekten in einem Paralell-Universum leben, und unseren Alltag nur vom Hören-Sagen kennen.

acherontia 23.02.17 08:54

Zitat:

Zitat von Destiny (Beitrag 29783601)
Opfer sind also Erlebende? Also ist eine Vergewaltigung, ein Einbruch, eine Körperverletzung... nur ein Erlebnis? Keine Straftat mehr? Weil Opfer und Täter ist ja so böse, wenn man das sagt?

Anscheinend wurde diese Frau bisher noch nie Opfer irgendeiner Straftat, sonst würde sie nicht so dummes Zeug daher labern. Von oben herab lässt sich halt leicht reden.


Da kann man sich ja noch "freuen" das sie noch nicht weiter "gedacht" hat- sonst würde sie warscheinlich geschwängerte Vergewaltigungsopfer als "Beschenkte" bezeichen...

Wo ist der Regisseur? Irgendwie sind wir hier im falschen Film: "Alltag in Absurdistan"

Luschi14 23.02.17 09:05

Zitat:

Zitat von TinyTimm (Beitrag 29784175)
Ich finde es ja grotesk, das sie eine Vergewaltigung mit einem Autounfall vergleicht.
.... das diese Überkorrekten in einem Paralell-Universum leben, und unseren Alltag nur vom Hören-Sagen kennen.

Da muss ich wohl wieder das Arschloch machen.

Hat den Artikel eigentlich einer von euch gelesen?
Gelesen vieleicht, aber verstanden anscheinend nicht!

Sie vergleicht nirgendwo eine Vergewaltigung mit einem Autounfall. Sie sagt, das ein Opfer eines Autounfalls anders gesehen wird als ein Opfer einer Vergewaltigung.

Ich habe eher den einduck das "Ihr" in einem Paralell-Universum lebt, wenn ich mir hier so die "Duchschnitts-Dähmlich-Tuh-Kommentare" ansehe.

Die Frau sagt lediglich das man nicht immer gleich jemanden als Opfer bezeichen soll/muss, da damit eine Wertung rübergebracht wird.

Und pauli8 hat recht, die Polizei sagt nicht ohne Grund "Geschedigter" und nicht "Opfer". Denn der Begriff Opfer ist Wertbehaftet.

So nun bitte weitermachen mit dem "Überkorrekten" empören.

Ps: @Samonuske: klasse Kommentar, sehr geistreich.

betaalpha 23.02.17 09:29

Das Wort Opfer ist mittlerweile kein einfaches Wort für eine Person, die geschädigt wurde, sondern ein Begriff für einen "geplanten", "vorbestimmten" oder "gewollten" Versager.
So wie Luschi14 verstehe ich die Aussage auch.

Dino99 23.02.17 12:46

Ich habe irgendwie das Gefüll das die wirklich brisanten Themen von der Politik / Medien bewusst in den Hintergrund geschoben werden und durch solchen Schrott wie jetzt hier ersetzt werden. :dozey:
Könnte an den Wahlen 2017 liegen....

nichdiemama 24.02.17 18:52

Zitat:

Zitat von Dino99 (Beitrag 29786310)
Ich habe irgendwie das Gefüll das die wirklich brisanten Themen von der Politik / Medien bewusst in den Hintergrund geschoben werden und durch solchen Schrott wie jetzt hier ersetzt werden. :dozey:
Könnte an den Wahlen 2017 liegen....

Hältst Du TinyTimm für einen Politiker oder zählt sie in die Kategorie Medien? Immerhinhat sie das Thema ja hier platziert.....

Hamburger_SV 26.02.17 10:21

Ich dachte erst, dass wäre aus dem Postillon, kaum zu glauben ...

Destiny 26.02.17 12:41

Zitat:

Zitat von Hamburger_SV (Beitrag 29800404)
Ich dachte erst, dass wäre aus dem Postillon, kaum zu glauben ...

Weiß nicht, ob ihre halb-indischen Wurzeln da eine Rolle spielen.

Wenn man bedenkt, dass (Massen)Vergewaltigungen in Indien an der Tagesordnung sind und vom Polizeichef [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...], ist es natürlich noch übler.

Luschi14 26.02.17 13:09

Zitat:

Zitat von Destiny (Beitrag 29801010)
Weiß nicht, ob ihre halb-indischen Wurzeln da eine Rolle spielen.

... (Massen)Vergewaltigungen in Indien an der Tagesordnung sind und vom Polizeichef [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...], i

Wenn man schon zittiert, dann doch bitte vollständig und inhaltlich richtig.
"Wenn man das Verbot von Wetten nicht durchsetzen kann, ist es, als ob man sagt, wenn man eine Vergewaltigung nicht verhindern kann, sollte man sie genießen." So lautet das Zitat aus dem Artikel.
Wie man da zum Schluss kommt das (Massen)Vergewaltigung in Inien an der Tagesordung ist, erschließt sich mir nicht (ist auch schwer für einen logisch denkenden Menschen).

Luschi14 27.02.17 04:13

Schwachsinn


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