Two Worlds 2 steht in den Läden, die Reviews sind mehr als positiv. Ein Gold-Award jagd den nächsten, doch das ist letztendlich nicht von Interesse. Es geht doch darum, wie das Spiel bei den Fans ankommt. Und da ist das Bild das uns geboten wird... nunja... skurril. Die große Masse der Spieler ist überaus zufrieden, was dank der tollen Gameplay-Mechanismen, der professionellen Technik und Vertonung durchaus nachvollziehbar ist. Aber es gibt einen Schandfleck auf der weißen Weste des Rollenspiel-Hits. Es gibt da etwas, das die Entwickler verschwiegen haben. Und erstaunlicherweise hat das nichts mit Bugs zu tun, nein, Two Worlds 2 schafft es über 200 Quests und bis zu 40 Stunden Spielzeit beinahe komplett bugfrei und ohne Absturz zu bleiben.

Der Konflikt baut auf einem Bereich des Spiels auf, an dem niemand auch nur ansatzweise gezweifelt hat: Der Größe der Spielwelt. Antaloor ist ein Wolf im Schafspelz, denn die große Hauptinsel Eikronas ist zum größten Teil nicht begehbar. Nein, das ist kein Bug. Da ist einfach nichts. Ihr erinnert euch vielleicht an die leere Zwergenstadt Yarmalin aus Teil 1. Nun stellt euch vor, gut 50% der Spielwelt wären derartig als Kulisse aufgebaut. Aus den über 60km² Spielwelt ist also im fertigen Produkt eine geschätzte begehbare Landmasse von 12,5km² geworden, da ein weiterer Teil vom völlig belanglosen Meer eingenommen wird. Verständlich, dass bei einer solchen Mogelpackung Unmut aufkommt, egal wie gut das Spiel ist, zumal der übrige Rest der Spielwelt fast nur aus eintöniger Savanne besteht.
Dass diese Tatsache peinliche Folgen für den Entwickler haben könnte, kann man sich vorstellen. Dabei geht es nicht um die Qualität des Spiels, sondern darum, dass dieser leere Krater in der Spielwelt völlig verschwiegen wurde, nichteinmal die renommierten Spiele-Magazine haben darüber berichtet. Dass man bei Publisher und Entwickler immernoch nicht Meister der Kommunikation ist, zeigt die Reaktion des leitenden Direktors von TopWare.

Herr Dirk P. Hassinger äußerte sich nämlich nicht per Deeskalationsversuch im Stile eines „Ja, zugegeben, wir haben Mist gebaut und wir werden das Problem versuchen zufriedenstellend zu lösen.“, sondern er heuchelte Unverständnis:

Zitat:
Eikronas wir größtenteils im Multiplayer benutzt. Die gesamte MP Kampagne spielt dort. Und genau das ist auch auf der mitgelieferten Karte (PC Version) eingezeichnet.

Was genau gibt es daran auszusetzen?

Was ist das für eine Community-Arbeit? Was hat das mit Beruhigung, mit strukturierter Kommunikation zu tun? An dieser Stelle wird Öl ins Feuer gegossen, es wird versucht, einen Topf vom Überkochen abzuhalten, indem man einen Deckel drauf setzt, anstatt die Flamme zu verkleinern. Dass die Kritik die vorausging teils unsachlich war steht fest, doch sollte gerade der CEO einer Firma eine gewisse Feinfühligkeit beweisen. Wie oft mussten sich die Damen und Herren von Piranha Bytes solche Reden anhören... trotzdem haben sie es geschafft, die Fans auf ihrer Seite zu halten, auch wenn die Qualität eines Gothic 3 einem Desaster gleichte. Im Vergleich ist Two Worlds 2 eine Offenbarung, trotzdem schafft man es aber routiniert, die Fans zu vergraulen. Das ist nicht nur eine zweifelhafte Leistung, sondern grobe Fahrlässigkeit. Man hätte mit einem schnellen und verständnisvollen Statement massenweise Sympathien auf sich ziehen können, aber ein einzelner Beitrag brachte alles zum Kippen.

Die Reaktionen der User fielen entsprechend entrüstet aus, doch auch auf der Seite der Community wurde unter der Gürtellinie gearbeitet. Neben durchaus objektiven Berichten über die Problematik kam es auch zu katastrophal unangebrachten Äußerungen zur Person Hassingers und zu Aufrufen zu illegalen Downloads:

Zitat:
Nach diesem Statment ist eine Diskussion hier in diesem Forum völlig unnötig geworden
Zuzexx und Topware = Illegal Downloaden

Danke!
Bin Weg

Aus dem wohl besten Spiel, das die Firma seit etlichen Jahren veröffentlicht hat, einen Aufruf zum Verbrechen zu schließen, ist ein Armutszeugnis, welches die Spielergemeinschaft kollektiv ins Verderben stürtzt. Dank einzelnen Provokateuren wird die Beziehung zwischen Firma und Fans derart belastet, dass uns wohl keine blumige Zukunft blüht, mal ganz abgesehen davon, dass solche Aussagen auch die sachliche Kritik ins Aus befördern.
Weiter ging das lustige Niveau-Tiefschießen dann mit einer Blutgrätsche gegen die Person Hassingers:

Zitat:
Öhm..ist es möglich das der Herr Hassinger, von dem diese "Klarstellung" ist, der gleiche Herr Hassinger ist, der 2003 wegen Steuerhinterziehung verurteilt worden ist?

Just asking...

Unsachlich, unüberlegt, unangebracht. Ein Thema, das wirklich absolut garnichts mit dem eigentlichen Ziel der Diskussion zu tun hat auf diese Weise einzuwerfen, kann man nicht mal mehr als Provokation bezeichnen. Dass solche Aussagen nur persönliche Tiefschläge darstellen sollen und erst garnicht versuchen, das Problem zu lösen, weiß wohl jeder, sei er auch noch so unsensibel. Auch die Versuche seitens anderer Spieler, dieses absichtliche Fettnäpchen aus dem Weg zu räumen, scheiterten. So wurde der derzeit einzige Kontakt zwischen Firma und Kunden, welcher in der Zwischenzeit weiter auf der Stelle trampelte, abgebrochen:

Rechtfertigung:
Zitat:

Also ich weiss wirklich nicht was das ganze hier soll. Wieso ist es Betrug, wenn ein Teil der Welt für Multiplayer benutzt wird? Und wieso wirft man es uns vor, dass das in manchen Reviews nicht erwähnt wird? Und dazu wird dann auch noch das negativste Review (4Players) zitiert und zum Raubkopieren aufgefordert. Mir geht das jetzt wirklich etwas zu weit. Ich denke nicht, dass der Umfang von TW2 irgendeinen Anlass zur Beschwerde gibt.

Reaktion auf die Provokation:
Zitat:
Ja. Und weiter? - 2 Jahre auf Bewährung und die Bewährung ist um. Und was genau hat das mit dem Spielumfang von TW2 zu tun? Die damalige Steuerstrafttat wäre übrigens heute nicht mehr Strafbar. Und die Rückwärtssuche in Telefonbuchdaten war von 1996-2001 verboten und heute ist sie erlaubt. Aber was genau hat das alles mit dem Spielumfang, Spielspass und der Qualität eines Two Worlds II zu tun?

Ich denke, dass hier ein paar Leute einfach miese Stimmung verbreiten möchten.

Und eine Stellungnahme, bezogen auf die Berechnung der Spielfläche:
Zitat:
Das ist etwas schwierig zu berechnen. Die Map ist rechnerisch genau 64 km². Ein Teil ist Wasser - ich würde mal sagen gefühlte 60% - andererseits gibt es auch große unterirdische Gebiete und einige Gebäude die begehbar sind. Die müsste man wieder hinzurechnen. Genau kriegt man das wohl kaum heraus.

Aber ich denke darauf kommt es auch gar nicht an. Uns war es wichtig, dass die Welt "gefüllt" ist und die Quest komplex und stimmig sind. Einfach 20Km² Wald mit Monstern dazubatschen wäre sicher kein Problem gewesen - hätte dem Spiel aber nichts gebracht.

Ich klinke mich jetzt aus dieser Diskussion aus. Ich muß arbeiten.

Weiter ging es dann mit der durchaus berechtigten Enttäuschung des CEOs über die ebenfalls berechtigte Enttäuschung der Spieler:
Zitat:
Ich kann weder die Anschuldigungen noch irgendeine Wut oder Enttäuschung verstehen. Was genau sollen wir denn weggelassen haben? Das Spiel ist sehr umfangreich und bietet neben dem Singleplayer auch noch eine Multiplayerkampagne. Es gibt um die 200 Quests und alle die es gespielt haben sagen Two Worlds II ist riesig. Jetzt liefern wir noch eine gedruckte Karte mit und werden dafür als Betrüger bezeichnet, weil dort auch die Multiplayergebiete eingezeichnet sind, die in anderen Gegenden sind als die Singleplayer-Gebiete. Was genau ist daran schlecht oder unvollständig? Ich kann das wirklich nicht verstehen. Es gibt Publisher die schneiden 1/3 vom Spiel und den Multiplayer ab und verkaufen das ganze dann noch mal extra. Und da beschwert sich niemand. Es gibt auch Spiele die kosten sogar 10 € mehr wie TW2 und die hat man in 5 Stunden durchgespielt. Ich weiss wirklich nicht was dieser ganze Thread hier soll.

Der ein oder andere Aufreger über Vertipper und Verteidigungsreden der Moderatoren für den CEO rundete die unrümliche Flame-Schlacht um ein eigentlich exzellentes Spiel ab und führten das Thema letztlich in die ewigen Abgründe des Diskussions-Friedhofs: Es wurde geschlossen. Das Schlusswort lieferte eine Wahrheit, aber eben eine sehr einseitige:

Zitat:
Vor allem das mit dem "kommt runter" kann ich nur wirklich jedem ans Herz legen.
Einige schaffen es ja auch sich in einem normalen Ton gehör zu verschaffen und nicht mit verbalen Tiefschlägen aufzufallen.

Vor allem zettelt ihr im Supermarkt um die Ecke auch so eine Aktion an, weil statt 200g nur 195g drin waren? Wird da auch BETRUG und FAKE gedonnert und der CEO als schlechtester CEO der Welt verschrien? Glaubt mir die Polizei hätte auch da schon längst einfach entfernt. Aber im Internet ist alles einfacher, da kann man mit verbalen Tiefschlägen um sich schmeißen, weil ja alles so schön anonym ist.

Also bei aller Liebe und allem Verständnis für eure Situation, aber mit so extrem jähzornigem Geschreibsel erreicht man eher das Gegenteil.

Die Bilanz: Eine kochende Community, ein schwerer Schlag gegen die sowieso schon schwache Kommunikation zwischen Entwickler und Spielern und zwei radikalisierte Seiten, die nurnoch auf der Stelle trampeln.
Ich stelle sowohl der Community, als auch der für diese verantwortlichen Abteilung des Publishers ein Zeugnis mit der Benotung „Ungenügend“ im Bereich der Kommunikation aus. Wie kann man es dazu kommen lassen, dass ein wirklich wunderbares Spiel zerfetzt wird, weil man es versäumt hat, auf einer Karte bestimmte Gebiete anständig und leicht nachvollziehbar zu markieren? Wie kann man dann die ganze Diskussion derart eskalieren lassen? Und wie kann man so viel Unverständnis und mangelndes Fingerspitzengefühl für seine Fans zeigen?
Natürlich bin ich selber maßlos enttäuscht über die fehlenden Landstriche, doch das ist keineswegs ein Grund, sich derart übertrieben aufzuführen, wie es einige Spieler taten.
Ein großes Lob an all die User, die versucht haben, neutral und objektiv zu bleiben. Ein weiteres, noch größeres Lob an die Programmierer für tolles Gameplay und über 200 Quests bugfreien Spielspaß. Alle anderen Instanzen haben aber versagt und es bleibt zu hoffen, dass sich die Wogen bald wieder glätten.

Ich persönlich wünsche mir, dass ein Patch und / oder DLCs folgen, die die Gebiete ergänzen, denn ich habe keine Lust mehr auf flüchtende Paviane und Sand zwischen den Platten meiner Rüstung. Ich will mehr nordische Waldgebiete, wie sie im Tutorial umwerfend schön präsentiert wurden – und damit bin ich nicht alleine. Ansonsten viel Spaß mit Two Worlds 2 – es lohnt sich auch ohne die fehlenden Gebiete.

Dominic Afscharian