12. September 2009 Der Amokläufer von Winnenden hat offenbar sieben Wochen vor der Tat gemeinsam mit seinem Vater eine große Menge Munition gekauft. Das berichtete „Der Spiegel“ am Samstag vorab unter Berufung auf polizeiliche Ermittlungsakten. Der „Focus“ berichtete zudem, dass es bei der Fahndung nach Tim K. offenbar zu einer weiteren Polizeipanne kam und dass es Mobbing-Vorwürfe gegen Tims Lehrer und Mitschüler gebe.
Laut „Spiegel“ hatte der minderjährige Tim K. zunächst allein versucht, Neun-Millimeter-Patronen zu erwerben und sei in einem Geschäft abgewiesen worden. Daraufhin hätten Vater und Sohn gemeinsam 1000 Schuss erstanden. Tim K. habe gezahlt und erklärt, die Munition sei ein Geschenk für seinen Vater nachträglich zum 50. Geburtstag. Der Vater habe sich sehr über die Fürsorglichkeit seines Sohnes gefreut, sagte den Angaben zufolge die Mutter aus, da Tim schon seit Jahren niemandem in der Familie ein Geschenk gemacht habe.
Aus den Akten gehe auch hervor, dass Tim K. sich in den Tagen vor dem Amoklauf intensiv mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 auseinandergesetzt hat. So habe er Fotos der Anschläge gesammelt und Biografien der Attentäter studiert. Der 17-Jährige habe im Internet zudem über Amokläufer wie Ernst August Wagner recherchiert, der 1913 im Schwäbischen ein Blutbad angerichtet hatte.
Laut „Spiegel“ geht der psychiatrische Gutachter Reinmar du Bois davon aus, dass die Ego-Shooter-Spiele, mit denen sich Tim K. beschäftigte, Einfluss auf das spätere Tatgeschehen hatten. Dem Magazin zufolge hatten die Therapeuten der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie in Weinsberg, bei denen Tim K. ab Frühjahr 2008 zur Behandlung war, den Eltern geraten, „das Spielen am PC beziehungsweise das Filmeschauen zu reduzieren“. Tims Vater, gegen den die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung ermittelt, beteuerte hingegen laut „Focus“ im Verhör, dass die Therapeutin nichts Beunruhigendes geschildert habe.
Bei der Fahndung nach Tim K. kam es offenbar zu einer weiteren Polizeipanne. Wie der „Focus“ unter Berufung auf die Ermittlungsakte der Staatsanwaltschaft Stuttgart berichtete, musste ein mit einer Maschinenpistole bewaffneter Polizist tatenlos zusehen, wie der Amokläufer auf zwei seiner Kollegen schoss und diese schwer verletzte. Der Beamte habe nicht eingreifen können, da die hinteren Türen des Zivilfahrzeugs, das ins Gewerbegebiet von Wendlingen gefahren war, mit einer Kindersicherung verriegelt waren. Tim K. habe bei seiner Flucht auf den Zivilwagen mit aufgesetztem Blaulicht geschossen. Im Normalfall verhindert die Sicherung ein Flüchten von festgesetzten Tätern aus dem Polizeiauto.
Wie der „Focus“ weiter berichtet, hat die Nachhilfelehrerin Tims seinen ehemaligen Lehrern und Mitschülern an der Albertville-Realschule eine Mitschuld an dem Amoklauf gegeben. In einem Kondolenzschreiben an die Eltern habe sie über Mobbing-Attacken gegen den 17-Jährigen berichtet. Schon auf dem Schulweg hätten ihn Mädchen gehänselt. In seiner ehemaligen Schule habe Tim K. unter Versagensängsten gelitten. Wenn die Lehrer ihn aufriefen, habe er zu zittern begonnen.
Tim K. hatte am 11. März in der Albertville-Realschule in Winnenden und bei seiner anschließenden Flucht in Wendlingen 15 Menschen erschossen und sich anschließend selbst getötet.
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