Street-View-Aktualisierung: Google fotografiert wieder in Deutschland
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Die Kameraautos fahren bald wieder durch Deutschland, Google versucht den Vorsprung von Apple aufzuholen. Wer sein Haus aus Street View ausblenden will, muss einen neuen Antrag einreichen.
09.06.2023, 12.07 Uhr
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Spezialkameras für Google Street View: Mehr als nur Fotos erfasst Foto: imagebroker / IMAGO
Wer sich auf Google Maps deutsche Straßenpanoramen ansieht, fühlt sich oft in die Vergangenheit versetzt: Längst geschlossene Geschäfte erscheinen geöffnet, die Verkehrsführung entspricht nicht dem aktuellen Stand, ganze Wohngebiete fehlen. Kein Wunder – die Aufnahmen sind mehr als ein Jahrzehnt alt. Diese Mängel will Google nun beheben und schickt wieder Kameraautos über deutsche Straßen.
Vom 22. Juni an sollen Fahrzeuge des Konzerns neue Aufnahmen machen, wie Google am Donnerstag bekannt gab. Danach soll voraussichtlich ab Mitte Juli der Street-View-Dienst zunächst für die 20 Städte schrittweise aktualisiert werden, für die er bisher verfügbar war.
Verpatzter Start in Deutschland
In Deutschland wurde Street View Ende 2010 eingeführt. Hier kann man aus Googles Kartendienst heraus fotografische Ansichten von Straßenzügen sehen und sich Klick für Klick virtuell durch die Städte bewegen. Die Aufnahmen dafür wurden bereits in den Jahren 2008 und 2009 gemacht.
Dass Deutschland so schlecht von Googles Kameras erfasst wurde, war Folge eines verpatzten Starts. So hatte die damalige Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) dafür geworben, Google die Verwendung der Fotos zu untersagen. Als herauskam, dass Googles Autos im Vorbeifahren auch Daten von Internetanschlüssen erfasst hatte, kippte die Diskussion um. Es gab es eine wahre Flut von Verpixelungsanträgen, Google aktualisierte sein Angebot daraufhin nicht mehr. Die Kameraautos, die weiterhin durch deutsche Straßen fuhren, dienten etwa dazu, Straßenschilder für die Navigation in Google Maps zu erfassen.
Auch Konkurrenten hielten sich zurück, bis Apple 2022 sein eigenes Angebot freischaltete und Google deklassierte. Eine Verpixelungswelle wie bei Street View blieb in diesem Fall aus und scheint nun auch Google motiviert zu haben, dem eigenen Angebot eine neue Chance zu geben.
Verpixelung muss neu beantragt werden
Wer sein Wohnhaus auch nach der Aktualisierung verpixelt haben möchte, muss einen neuen Widerspruch einreichen, die Einwände aus dem Jahr 2010 gelten dafür nicht mehr. Dies ist per E-Mail, über ein Webformular oder auch per Brief möglich, wie die Hamburger Datenschutzbehörde auflistet. Man kann auch die Funktion »Problem melden« in Google Maps nutzen. Gesichter und Autokennzeichen werden bei den Straßenpanorama-Diensten automatisch verpixelt.
Immer mehr Menschen und Unternehmen in Deutschland hätten Google über die Jahre »nach den Unterschieden zwischen den Street-View-Bildern und der realen Welt, in der sie leben, gefragt«, heißt es in einem Blogeintrag von Google.
Verwirrung herrscht noch darüber, welche Aufnahmen Google verwenden will. Dem Hamburger Datenschutzbeauftragten Thomas Fuchs zufolge trat Google im März an ihn heran, um rechtliche Fragen rund um die Veröffentlichung neuer Bildaufnahmen zu klären. Er betonte, dass die Öffentlichkeit zum Zeitpunkt der Aufnahmen im Jahr 2022 nicht darüber informiert gewesen sei, dass sie auch für Street View verwendet werden könnten. Dies sei nach Angaben von Google damals noch nicht beabsichtigt gewesen.
Fuchs habe den Konzern aufgefordert, über die geränderten Pläne zu informieren. Google teilte mit, man führe die Aktualisierung in enger Abstimmung mit Fuchs durch. Er ist zuständig, weil Google seine Deutschland-Zentrale in Hamburg hat.
tmk/dpa
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