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04.04.17, 14:59
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Legende
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Neuseeländer kämpfen um ihr Wasser
Zitat:
Gletscherwasser als strittiges Exportgut
Der Plan einer neuseeländischen Firma, das Wasser naturgeschützter Gletscherseen über eine Pipeline anzuzapfen und nach Indien, China und in den Nahen Osten zu verschiffen, hat eine hitzige Debatte über den Umgang mit den eigenen Ressourcen entfacht. Schafft der Wasserverkauf Arbeitsplätze - oder zerstört er Neuseelands unberührte Natur?
Der kleine Ort Haast an der Mündung des Flusses Haast in den Tasmansee trägt die Natur schon im Namen: Benannt ist er nach dem deutschen Forscher Julius von Haast, der im 19. Jahrhundert in der spektakulären Landschaft des heutigen Nationalparks Pflanzen und Steine sammelte. Heute ist die nach wie vor märchenhaft-unberührte Natur auch die Haupteinnahmequelle der Region.
Haast liegt im drittgrößten Nationalpark Neuseelands, dem Mount Aspiring National Park, der seit 1990 zum Weltnaturerbe der UNESCO gehört und jede Menge Backpacker und Ökotouristen in die Gegend holt. Genug Geld für seine Bewohner erwirtschaftet er allerdings nicht. Seit die traditionellen Gewerbe Fischfang, Holzverarbeitung und Bergbau nahezu zum Erliegen gekommen sind, zählt die Schule von Haast laut einem Bericht des britischen „Guardian“ nur noch elf - und nicht wie früher 120 - Schüler.

Neben der Mündung des Arawhata-Flusses soll die geplante Pipeline von Alpine Pure zum Meer führen
Trinkwasserpipeline zum Meer
Vor diesem Hintergrund entschloss sich eine Gruppe von Anwohnern unter Leitung von Helen Rasmussen, die natürlichen Ressourcen des Nationalparks nutzbar zu machen: Schon vor dreißig Jahren gründeten sie die Okuru Enterprises Ltd., eine Firma, die das glasklare Gletscherwasser der Aspiring-Bergseen zu Geld und - nach Aussage ihrer Firmengesellschafter - auch zu Arbeit für die Anwohner machen will.
800 Millionen Liter sollen nach Plänen der Okuru Enterprises, die sich kürzlich werbewirksam in Alpine Pure umbenannt hat, jeden Monat aus Lake Greaney und Lake Minim Mere am Gipfel des Mount Aspiring abgesaugt werden. Weil sich die UNESCO gegen eine Pump- und Abfüllstation auf dem Gelände des Nationalparks aussprach, soll das Wasser durch ein Rohr zu einer Aufbereitungsstation an der Küste geleitete werden. Von dort soll es wiederum durch eine fünf Kilometer lange Unterwasserpipeline zu einem künstlichen Ankerplatz für Tankschiffe fließen, die es ins Ausland bringen.
Abgefülltes Trinkwasser boomt
Es ist kein Wunder, dass das Unternehmen Alpine Pure seine Pläne gerade jetzt wieder aufgreift, denn in Flaschen abgefülltes Wasser ist auf dem Weltmarkt so begehrt wie nie zuvor. Wie das „Wall Street Journal“ („WSJ“) vor wenigen Wochen meldete, überholte der Wasserverkauf des Coca-Cola-Konzerns in den USA erstmals den Absatz von Softdrinks. Der aktuelle Gesundheits- und Fitnessboom und die Angst, dass das Wasser aus der Leitung nicht sauber genug sein könnte, spielen bei diesen Zahlen eine Rolle. In anderen Ländern haben die Konsumenten sowieso nicht die Wahl zwischen Leitungs- und Flaschenwasser: Sauberes Trinkwasser kommt dort nicht aus dem Hahn.

Mondaufgang über einem Gletschersee - im Hintergrund der 3.033 Meter hohe Mount Aspiring
„Wasser aus einer unberührten Welt“
Zu Gründungszeiten von Okuru Enterprises Anfang der 1990er Jahre wollte man das Gletscherwasser an Kuwait verkaufen. Dessen Entsalzungsanlagen zur Frischwassergewinnung waren im Krieg zerstört worden und das Land brauchte dringend Trinkwasser. Doch das Genehmigungsverfahren zog und zog sich. Heute kommen als Abnehmer China, Indien und verschiedene Länder im Nahen Osten infrage. Schon jetzt bewirbt Alpine Pure sein Produkt mit einer schicken Flash-Animation im Netz als „Wasser aus einer unberührten Welt“ - wohl mit Blick auf China und Indien, deren Leitungswasser durch Industrierückstände moderner Massenproduktion verschmutzt ist: „In Indien ist Öl billiger als Wasser“, fasste die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“) das Problem letztes Jahr in einem Titel zusammen.
Einige der positiven Bescheide, die Alpine Pure vor Jahrzehnten bereits erhielt, sind schon wieder abgelaufen - Überlandpipeline und Lagerstätten müssen beispielsweise neu bewilligt werden. Doch kurz vor einer erneuten Entscheidung des Bezirksgerichts Ashburton ging das Projekt durch die Medien und in Neuseeland formierte sich unerwartet heftiger Widerstand. „Bung the Bore“ lautet die Parole gegen das Bohrungsprojekt, was so viel heißt wie:
„Verkorkt die Bohrung“.
Initiiert wurde die Antiwasserausverkaufspetition von Jen Branje, einer umtriebigen Aktivistin der Bezirksstadt Ashburton. Das Ziel ihrer Unterschriftensammlung: Alle Wasserexporte zu verhindern, bis eine annehmbare gesetzliche Regelung gefunden ist, um diesen wertvollen Rohstoff vor privaten Profiteuren zu schützen. „In unseren Flüssen kann man nicht schwimmen, unser Grundwasser ist voller Nitrate, aber das glasklare Gletscherwasser soll in Tankschiffen nach Übersee gebracht werden“, bringt sie ihr Anliegen auf der Website des Radiosenders Radio NZ auf den Punkt.
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Zu den Unterstützern von „Bung the Bore“ gehören neben verschiedenen Umweltschutzgruppen auch die Grüne Partei Neuseelands. Am 14. März wurde die Petition mit 16.000 gesammelten Unterschriften dem Parlament übergeben.
Coca-Cola zapft nationales Kulturgut
Die Aktivisten wollen das Aspiring-Projekt zum Präzedenzfall machen. Denn es handelt sich nicht um den einzigen großen Wasserexport in Neuseeland: Wie der „Guardian“ berichtet, zapft die Coca-Cola Company, die einen Jahresumsatz von 60 Milliarden Dollar (rund 55 Mrd. Euro) erwirtschaftet, täglich 200.000 Liter Wasser aus der Blauen Quelle in Putaruru, die als nationales Kulturgut gilt, ab. Sie zahlte im Vorjahr dafür 40.000 Neuseeländische Dollar (rund 28.000 Dollar oder 26.000 Euro) an die Gemeindeverwaltung.
Der von Branje über Twitter attackierte, rechtskonservative Umweltminister Nick Smith versicherte in Interviews zunächst, dass der neuseeländische Staat von Firmen kein Geld für sein Wasser verlangen werde. Ohnehin nutze das Land nur zwei Prozent seiner Frischwasservorräte. Als aber die Petition vorgelegt wurde und für mediales Aufsehen sorgte, schob er nach, man werde eine Expertenkommission einsetzen, die untersuchen solle, ob Gebühren doch notwendig seien. Vielleicht ein Etappensieg für die Beschützer von Neuseelands Wasser.
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