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[Entertainment] Jörg Kachelmann: "Ich kriege mein Leben zurück"

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Ungelesen 02.01.19, 11:45   #1
Wornat1959
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Standard Jörg Kachelmann: "Ich kriege mein Leben zurück"

Zitat:
Jörg Kachelmann
"Ich kriege mein Leben zurück"

Der Wetterexperte Jörg Kachelmann über seine Rückkehr ins Fernsehen und den siegreichen Kampf gegen Falschbeschuldigungen
Interview: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

2. Januar 2019 DIE ZEIT Nr. 2/2019, 3. Januar 2019 39 Kommentare


Jörg Kachelmann bei der Aufzeichnung der MDR-Talkshow "Riverboat" kurz vor Weihnachten in Leipzig © STAR-Media/imago

DIE ZEIT: Herr Kachelmann, der Programmdirektor des MDR, Wolf-Dieter Jacobi, sagte in der SuperIllu: "Kachelmann kommt nach Hause." Sehen Sie das auch so?

Jörg Kachelmann: Isch gomm heeme. Das stimmt. Zum ersten Mal habe ich Riverboat ja schon 1997 moderiert. Ich kenne mich mit dem Format aus und fühlte mich aufgehoben beim MDR. Als ich seinerzeit mit der Moderation anfing, las ich alle möglichen Schulbücher der DDR durch. Denn ich kannte den Vorwurf an die Westler: "Ihr wisst ja sowieso nicht, wie das bei uns war." Da habe ich mir gedacht: Okay, das passiert mir nicht. Deshalb habe ich den Osten "gelernt", ich wusste, welche Orte man auf der ersten Silbe, welche auf der zweiten betont, das heißt Stral sund und Nord hausen. Das sind winzige Sachen, die aber auch in meiner Heimat, der Schweiz, wichtig sind. Deshalb wollte ich es richtig machen. Und ich freue mich über den weltberühmten Jörg-Kachelmann-Weg im sächsischen Steinigtwolmsdorf-Weifa.

ZEIT: Den gibt es wirklich?

Kachelmann: Ja, wirklich. 2004 benannt nach mir! Vor meinem Tod! Hurra! 2010, als ich falsch beschuldigt wurde, riefen 793 Journalisten in Steinigtwolmsdorf-Weifa an. In der Sächsischen Zeitung stand am 7. Oktober 2010: "Die Weifaer hängen an ihrem Jörg-Kachelmann-Weg."

ZEIT: Am Weg – und damit auch an Ihnen?

Kachelmann: Ja, und ich habe nicht vergessen, wer damals solidarisch geblieben ist. Hier in der Gegend hieß es: "Mer habm imma gewusst, dass Sie’s nicht gewäsn warn." Zu Recht.

ZEIT: War der MDR auch solidarisch? Sie haben 2011 auf die Frage, ob Sie nach Ihrer Verhaftung irgendwas von früheren ARD-Kollegen gehört hätten, mit "Nein" geantwortet.

Kachelmann: Aber alle Leute, die damals beim MDR das Sagen hatten, sind nicht mehr da, dort sind jetzt neue Menschen, und von denen habe ich in den letzten Monaten in der Tat gehört.

ZEIT: Haben die angerufen oder auf Twitter eine Direktnachricht geschickt?

Kachelmann: Die erste Anbahnung kam über einen Dritten, dann gab es ein diskretes Vorabtreffen – wahrscheinlich, um zu sehen, ob ich bei Trost bin. Auf Twitter schreibe ich ja sehr engagiert und auch polemisch. Ich habe offenbar "bei Trost" gewirkt, danach gab es das nächste Gespräch mit höheren Etagen.

ZEIT: Was wollte der MDR?

Kachelmann: Grundsätzlich wissen, ob man wieder was gemeinsam machen könnte.

ZEIT: Aus schlechtem Gewissen?

Kachelmann: Warum sollten die ein schlechtes Gewissen haben? Die Verantwortlichen haben gewechselt, ein schlechtes Gewissen müssen die nicht haben. Die Anbahnung war ein Prozess über ein halbes Jahr, vom Frühling bis in den späten Herbst. Jetzt geht es los: Mein erster Gast ist der wunderbare Gunther Emmerlich. Die beiden ersten Sendungen wurden im Dezember aufgezeichnet. Die erste war so mittel, ich hatte vor Aufregung kaum geschlafen und war abends schon ziemlich fix und fertig, als es losging. Die zweite war besser, wir haben gelernt, dass der Herr Drogerie-Roßmann ein sehr vitaler Mann ist – und mehr.

ZEIT: Was war Ihrerseits die Motivation, sich auf Fernsehen einzulassen? Hatten Sie von Öffentlichkeit nicht die Nase voll?

Kachelmann: Ich habe mir nach meinem Freispruch vier Sachen vorgenommen: 1. Frau Dinkel, die Falschbeschuldigerin, wird verurteilt. 2. Der Staatsanwaltschaft Mannheim wird verboten zu lügen. 3. Der Springer-Verlag wird verurteilt. 4. Ich kriege mein Leben zurück. Teil 1, 2, 3 sind geschafft. Der MDR ist für mich der vierte Teil.


"Es war ein furchtbarer, langer Weg"

ZEIT: Ist eine Talkshow gleichbedeutend mit Leben?

Kachelmann: Nein, natürlich nicht, aber manche haben meine Fernsehabwesenheit wie eine Monstranz vor sich hergetragen. Es ist ja im Laufe der letzten sieben Jahre immer weniger geworden, was man mir vorwerfen konnte. Aber das kam immer: Wenigstens darf er nicht mehr ins Fernsehen!

ZEIT: Ist das nicht eine Lappalie – angesichts all der anderen Dinge?

Kachelmann: Die Zeitung meines Heimatortes, die Schaffhauser Nachrichten, hat über die MDR-Nachricht zu meinem Comeback getitelt: "Freispruch erster Klasse". Leider haben nicht allzu viele Leute die Verurteilung der Täterin im Zivilprozess vor dem Oberlandesgericht Frankfurt bemerkt und so die Tatsache übersehen, dass das Urteil erster Klasse schon deutlich früher gesprochen wurde. In Wirklichkeit gibt es Gott sei Dank aber keine unterschiedlichen Urteilsklassen.

ZEIT: Jemand, der auch nur im Verdacht einer Sexualstraftat steht, gilt als öffentlich erledigt. Sie sind sozusagen der Erste, der aus der Dunkelheit wieder ins Licht der Öffentlichkeit tritt. Wie haben Sie diesen Entschluss gefasst?

Kachelmann: Ich wusste nach meinem miesen Freispruch 2011 in Mannheim, dass das erst der Anfang des Weges sein würde.

ZEIT: Damals empfahl man Ihnen, das Land zu verlassen. Sie entgegneten: "Resignieren und auswandern, so weit bin ich nicht. Ich will was unternehmen." Was hat Sie angetrieben?

Kachelmann: Ich habe einen kleinen Jungen. Er hatte jetzt seinen fünften Geburtstag. Auch seinetwegen habe ich alles ausgehalten, aber es hat auch viele Rückschläge gegeben. Es war ein furchtbarer, langer Weg, der nicht ohne zwischenzeitliche Verzagtheit abgeschritten wurde und nicht ohne dass wir ein paarmal gedacht haben, wir hätten das alles niemals anfangen sollen. Aber so wie es ist, finde ich es jetzt doch besser in der Endabrechnung.

ZEIT: Haben Sie jemals eine Therapie gemacht?

Kachelmann: Nein. Meine Therapie war wahrscheinlich der Kampf.

ZEIT: Gekämpft haben Sie auch gegen Zeitungs- und Zeitschriftenverlage. Was haben Sie insgesamt an Entschädigung bekommen?

Kachelmann: Vor Abzug von Anwaltskosten wird es nicht weit unter einer Million gewesen sein.

ZEIT: Sie haben sich mit Burda, mit Springer angelegt. Hatten Sie nie Sorgen, dass die Sie mundtot machen?

Kachelmann: Ich hatte natürlich das Glück, dass ich mich auf Twitter äußern und eine Art Paralleluniversum erschaffen konnte. Mit mir wollte ja jahrelang kein Journalist sprechen.

ZEIT: Wie viele Follower haben Sie derzeit?

Kachelmann: 115.000.


"Für mich ist der Hauptberuf meine Wetterfirma"

ZEIT: All diese Gerichtsverfahren kosten Geld. Hatten Sie irgendwo Goldtöpfe, die Sie leer machen konnten?

Kachelmann: Es gab immer Leute, die einem mal Geld liehen, auch das war mein Glück. Und das Nachtgebet jeden Abend hat geholfen. Oder alles zusammen.

ZEIT: Sind Sie gläubig?

Kachelmann: Das war ich schon immer, also nicht dramatisch gläubig, aber ich habe schon immer – nach dem Oklahoma-Prinzip God at work – ich will nicht sagen "Kraft aus dem Glauben geschöpft", das wäre zu pathetisch, aber geglaubt, dass "der Chef" da ist. Auch wenn ich nie davon ausgegangen bin, dass er alles für mich richten wird.

ZEIT: Wäre es nicht viel besser gewesen, das Ganze auf sich beruhen zu lassen und die Schlammschlacht zu beenden?

Kachelmann: Ich wollte meinem Sohn, wenn er später im Internet den ganzen Scheiß über mich liest, sagen können: Ich habe alles getan, um all den Idioten zu zeigen, was Papa noch hinbekommt. Das war entscheidend. Ich weiß nicht, ob ich andernfalls in diesem Maße kampfesbereit gewesen wäre.

ZEIT: Hat Ihre Frau Miriam Sie nicht manchmal zurückhalten wollen?

Kachelmann: Im Gegenteil. Miriam war die Basis für die Kampfesbereitschaft. Es gab eine erste Phase von der Verhaftung über die U-Haft bis zum Freispruch im Mai 2011, die habe ich sicher nur überlebt durch Miriam. Und dieser Strafprozess – das waren wirklich dunkle Monate.

ZEIT: Wovon leben Sie eigentlich seit sieben Jahren?

Kachelmann: Für mich ist der Hauptberuf meine Wetterfirma, schon seit 2015, was wir machen, ist relativ erfolgreich. Ich habe zunächst noch für die alte Firma Meteomedia gearbeitet, bis 2013, dann hat sich ein Käufer gefunden, und das war wunderbar, denn meine finanziellen Probleme waren gelöst, und ich hatte die Möglichkeit weiterzukämpfen. Wir waren damals oft in den USA, Miriam hat studiert, und wir haben überlegt, was machen wir mit der Kohle: in ein Land gehen, wo das Leben nicht viel kostet, und das Geld ausgeben? Oder zurück ins Leben? Ich bin zurück und habe wieder eine Wetterfirma gegründet. Mit der machen wir viele tolle Sachen, kachelmannwetter.com zum Beispiel, es gibt aber auch EU-Projekte, und wir liefern das Wetter für Luxemburg, für RTL.

ZEIT: Und es rechnet sich?

Kachelmann Mittlerweile ja. Theoretisch haben wir die Weltherrschaft. (lacht) Ich glaube, niemand hat so viele Daten und so gute Vorhersagen wie wir, ein eigenes Wettermodell mit einer Auflösung von einem Quadratkilometer. Aber das ist noch nicht bekannt genug. Das sind Hindernisse, die wir noch überwinden müssen.

ZEIT: "Ein nach dem Gesetz unschuldiger Mensch hat Schwierigkeiten, wieder einen Job zu finden", sagte der bekannte Frankfurter Strafrichter Heinrich Gehrke 2011 über den Fall Kachelmann: "Was soll man von einer Justiz halten, die so etwas ermöglicht?" Die Frage gebe ich an Sie weiter.

Kachelmann: Na ja – nichts. Wir haben ja erlebt, was die Mannheimer Strafjustiz so tut.


"Klar, all diese Fernsehfuzzis waren natürlich weg"

ZEIT: Trotzdem sagen Sie: "Ich habe den Glauben an die Justiz wiedergefunden."

Kachelmann: Die Urteilsbegründung des Oberlandesgerichts Frankfurt im September 2016, als die Falschbeschuldigerin Claudia Dinkel zur Zahlung meiner Prozesskosten verurteilt wurde, das war für mich ein ganz wichtiger Moment. Ich erinnere mich an das Gefühl, Gerechtigkeit zu erleben und ein Gericht zu sehen, das seine Arbeit macht. Nach den Erlebnissen in Mannheim war das eine Art Epiphanie.

ZEIT: Wie begegnet man Ihnen jetzt, wenn Sie ein Restaurant oder Hotel betreten?

Kachelmann: Früher kannten mich alle über 50-Jährigen, und seit 2010 kennen mich auch die unter 50-Jährigen – aus unangenehmem Grund. Trotzdem, ich habe niemals eine böse Begegnung gehabt, wirklich nie. Alle Begegnungen – von ein paar filmwütigen Bild-Leserreportern abgesehen – waren zu 100 Prozent positiv. Die Übelgesinnten haben aber vielleicht auch bloß nichts gesagt.

ZEIT: Nach Ihrem Freispruch sagten Sie, 97 Prozent Ihrer Bekannten seien abgetaucht.

Kachelmann: Klar, all diese Fernsehfuzzis waren natürlich weg. Aber konsequent weg, da ist keiner mehr aufgetaucht. Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen. Im Übrigen gab es offen engagierten Zuspruch. Vor allem von normalen Leuten kam: Kachelmann, durchhalten!

ZEIT: Wie waren die Reaktionen, als der MDR bekannt gab, dass Sie bei Riverboat anfangen?

Kachelmann: Die Reaktionen waren überaus positiv, soweit ich das beurteilen kann. Schon vor der ganzen Katastrophe fanden mich 65 Prozent der Fernsehzuschauer engagiert okay, und 35 Prozent fanden mich – ebenfalls sehr engagiert – nicht okay. Das haben die Leute erzählt, für die ich früher Werbung gemacht habe. Jedoch die Reaktionen auf Riverboat, die waren deutlich positiver. Aber das ist natürlich der Osten, wo ich schon immer – siehe Steinigtwolmsdorf-Weifa – ein starkes Standing habe.

ZEIT: Die erste Sendung dürfte neugierbedingt eine gute Einschaltquote haben. Was passiert aber, wenn vernichtende Kritiken kommen sollten?

Kachelmann: Die Sendungen werden bestimmt nicht immer derart grandios, wie manche jetzt wohl erwarten. Es wurde inzwischen ja auch vieles verklärt. Anfang 2009 habe ich das letzte Riverboat gemacht, viele könnten mich besser in Erinnerung haben, als ich wirklich bin. Es wird sicher nicht immer nur Feuerwerke geben mit mir. Aber: Ich habe ein echtes Interesse an Leuten, ich moderiere gern und bin motiviert, und meine Kollegin Kim Fisher wird’s schon reißen, wenn ich langweile.

ZEIT: Sie kommen also ins Studio, als wären Sie nie weg gewesen?

Kachelmann: Genau, alles andere wäre total uncool und unangenehm.

ZEIT: Können Sie sich vorstellen, eines Tages wieder das Wetter anzusagen im Ersten?

Kachelmann: Das kann ich mir nicht vorstellen. Die ARD wird mich auch nicht fragen. Es ist komplett grotesk, welche Bedeutung mit dem Wettermoderieren verbunden war. Dabei hab ich das bloß fünfmal im Monat gemacht! Und nicht einmal das, weil ich ja auch noch eine Firma mit damals 170 Leuten geleitet habe, die international tätig war. Trotzdem war und bin ich immer der Ex-Wettermoderator. Vor 2010 war ich noch "Meteorologe" und manchmal "Unternehmer". Nach 2010 gab es dann ein allgemeines Downgrade zum Ex-Wettermoderator.

ZEIT: Sie haben gegen jene gekämpft, die Zweifel hegten an Ihrer Unschuld. Haben Sie jetzt Ihren Frieden?

Kachelmann: Die Nachverurteilung war ja allenthalben und permanent. Was ich auch erzählt habe, wonach ich auch gefragt wurde, etwa: Gibt es weiße Weihnachten? – immer war ein Kasten daneben: "Jörg Kachelmann, der 2011 ..." Wenn sie freundlich waren, war es nur dieser Satz. Sonst stand da auch noch "Freispruch wegen Mangel an Beweisen" oder auch "weil man ihm nicht nachweisen konnte ...". Mir schien es, als sollte mit der Nachverurteilung die frühere Vorverurteilung gerechtfertigt werden. Dazu hat natürlich beigetragen, dass ich selbst auch allen permanent auf den Sack gehen wollte, um das nicht einfach hinzunehmen.


"Im Zweifelsfall lieber Don Quixote als nur rumliegen"

ZEIT: Haben Sie beim Auf-den-Sack-Gehen nicht manchmal übertrieben? Sie haben viele angegriffen via Twitter: "Vollpfostenjournalismus", #fiesefriede, das kriegt eine Gemeinde von 115.000 Followern ja mit.

Kachelmann: Viele Journalisten können Kritik nicht gut vertragen, obwohl dieselben Leute damals wirklich Blödsinn über mich geschrieben haben. Dadurch, dass ich ihnen immer wieder auf den Wecker gegangen bin, kamen auch sie nicht zur Ruhe. Möglicherweise wäre es sonst anders gewesen, und man hätte sich unausgesprochen wieder arrangiert nach dem Motto: Wir reden nicht darüber, aber wir haben einander wieder lieb.

ZEIT: Aber das wollten Sie nicht?

Kachelmann: Das wollte ich gar nicht.

ZEIT: Stattdessen wollten Sie recht behalten, unerbittlich.

Kachelmann: Ich wollte keinen Krieg, aber allen so lange auf die Nerven fallen, bis sie sich das nächste Mal bei einem anderen Falschbeschuldigten besser überlegen, was sie da tun. Das habe ich mir 2010 im Knast versprochen, und ich wollte nicht hinter mein Versprechen zurückfallen.

ZEIT: Sind Sie sich zeitweise auch selbst mal auf den Sack gegangen?

Kachelmann: Ich bin immer in einem Konflikt zwischen Harmoniebedürfnis und dem Willen, die Welt zu verändern, auch wenn das Ziel womöglich unrealistisch ist. Im Zweifelsfall lieber Don Quixote als nur rumliegen.

ZEIT: Jetzt halten Sie nur noch Alice Schwarzer und ihre Emma für einen Übeltäter.

Kachelmann: Ja, aber selbst die Emma wollte sich zu meiner Rückkehr zum MDR nicht mehr äußern ... Das war fast ein bisschen enttäuschend, finde ich.

ZEIT: Haben Sie das recherchiert?

Kachelmann: Nein, bei 115.000 Followern muss ich nichts mehr selber nachgucken, alles wird einem erzählt! Meine Twitter-Followerschaft dürfte etwa viermal so groß sein wie die Auflage der Emma.

ZEIT: Und Frau Dinkel, wird sie für ihre Falschaussage von der Staatsanwaltschaft verfolgt?

Kachelmann: Nein, das ist nicht der Fall.

ZEIT: Haben Sie da nicht weiter auf Verfolgung gedrungen?

Kachelmann: Das wäre kontraproduktiv gewesen. Damals fingen die Gespräche mit dem MDR gerade an, und um wieder arbeiten zu können, wollte ich auf diesem Feld Ruhe. Deshalb sollte es vorbei sein.

ZEIT: Sie wirken jetzt so gelöst. Die Justiz hat Ihnen recht gegeben. Gibt es etwas, das Sie in den letzten sieben Jahren falsch gemacht haben?

Kachelmann: Niemand ist perfekt, aber ich versuche, immer besser zu werden.
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Der Mann hat echt einen "langen, steinigen" Weg hinter sich. Ich find es bemerkenswert das er dabei nicht verbittert ist und jetzt sogar nochmal bei Riverboot einen Versuch startet. Ich kann ihm nur viel Erfolg dazu wünschen.

Info:
Zitat:
Am 4. und 10. Januar 2019 strahlt der MDR die ersten beiden Sendungen der Talkshow Riverboat aus, in denen Jörg Kachelmann wieder moderiert. Seine Co-Moderatorin wird wieder Kim Fisher sein. Seit seiner Verhaftung im März 2010 war Kachelmann nicht mehr im TV als Moderator aufgetreten. Eine Ex-Geliebte hatte ihn der Vergewaltigung bezichtigt und ihn dadurch in Untersuchungshaft gebracht.
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"Mitleid und Erbarmen hielten Bilbos Hand zurück. Viele, die leben, verdienen den Tod und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben, Frodo? Dann sei nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand. Selbst die ganz Weisen erkennen nicht alle Absichten. Mein Herz sagt mir, dass Gollum noch eine Rolle zu spielen hat, zum Guten oder zum Bösen, ehe das Ende kommt." (Gandalf zu Frodo)
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