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Hohe Dosierung an Haustür gefunden

Überraschende Wende bei den Ermittlungen zu der Vergiftung des Ex-Doppelagenten Sergej Skripal und seiner Tochter Yulia. Bisher wurde davon ausgegangen, dass die beiden in dem Einkaufszentrum, in dessen Nähe sie gefunden worden waren, mit dem Nervengift in Berührung kamen. Doch glaubt die britische Polizei, dass sie bereits in ihrem Haus vergiftet wurden: Die höchste Konzentration des Gifts wurde an ihrer Haustür festgestellt.

Lange Ermittlungsarbeit angekündigt

Der vergiftete russische Ex-Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Yulia sind wohl bei sich zu Hause in Kontakt mit dem Kampfstoff gekommen. Das teilte die britische Polizei am Mittwochabend mit. Die höchste Konzentration des Nervengifts wurde an der Tür des Wohnhauses von Skripal im englischen Salisbury gefunden.

„Zum derzeitigen Ermittlungsstand glauben wir, dass die Skripals an ihrer Haustür den ersten Kontakt mit dem Nervengift hatten“, sagte Dean Haydon, Chef der Abteilung Terrorismusbekämpfung der Londoner Polizei. Daher konzentrierten sich die Ermittlungen auf den Wohnsitz und die nähere Umgebung. Das könnte auch Wochen, wenn nicht Monate in Anspruch nehmen. Das Risiko für Anrainer werde jedoch als gering eingestuft.

Spurensicherung in Einkaufszentrum abgeschlossen

Der 66-jährige Skripal und seine 33-jährige Tochter Yulia waren am 4. März bewusstlos auf einer Parkbank in der Stadt Salisbury gefunden worden. Bisher war man davon ausgegangen, dass sie im nahe gelegenen Einkaufszentrum mit dem Gift in Berührung kamen. In einem Restaurant und einem Pub wurden Spuren davon gefunden.

Die Ermittlungen der Polizeispezialeinheiten sind dort mittlerweile abgeschlossen. Auch die Untersuchungen am örtlichen Friedhof, wo Skripals Ehefrau und Sohn beerdigt sind, wurden beendet. Nach der Vergiftung des Ex-Spions wollte man auch die Tode der beiden Angehörigen unter die Lupe nehmen. Die Ehefrau starb vor einigen Jahren an Krebs, der Sohn überraschend an Leberversagen während eines Russland-Aufenthalts.

Insgesamt arbeiten weiter 250 Beamte der Terrorismusbekämpfung an dem Fall. Rund 5.000 Stunden Aufzeichnungen aus Überwachungskameras werden gesichtet, 1.350 Gegenstände wurden sichergestellt.

Keine guten Prognosen für Vater und Tochter

Die Hoffnung, dass Skripal und seine Tochter zur Aufklärung des Anschlags und damit vielleicht zum Ende der Affäre beitragen könnten, schwindet zusehends. Offiziell heißt es, die beiden seien in einem kritischen, aber stabilen Zustand. Doch eine Verwandte aus Russland berichtete am Mittwoch dem Sender BBC, dass die Prognose gar nicht gut sei. Falls sie überleben, sei mit bleibenden Schäden zu rechnen. „Ich hoffe auf ein Wunder“, sagte die Nichte von Skripal. Die Mutter von Skripal wisse noch nichts von dem Giftanschlag; man wolle sie vor diesen Informationen schützen, berichtete die Verwandte weiter.

Schwere Verwerfungen mit Russland

Der Fall hat für schwere Verwerfungen zwischen dem Westen und Russland geführt. Großbritannien macht Russland für den ersten Giftanschlag in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg verantwortlich. Die Regierung in Moskau weist jede Verwicklung zurück und spricht von einer unerhörten Provokation. Das Moskauer Außenministerium verlangte von Großbritannien am Mittwoch erneut, Beweise zu liefern.

Solange diese nicht vorlägen, betrachte Russland den Vorfall als einen „versuchten Anschlag auf das Leben unserer Staatsbürger“, hieß es in einer Erklärung des Ministeriums. Skripals Tochter Yulia hat die russische Staatsbürgerschaft. Zuletzt wiesen zahlreiche Staaten russische Diplomaten aus, Moskau kündigte Gegenmaßnahmen an.

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