[TinyTimm]

Von "Landstreicher" über "Fixer" bis hin zu "Prostituierte": Das Bundeskriminalamt hat Millionen Bürger in einer internen Datenbank auf fragwürdige Weise klassifiziert.

Ein Kontakt mit der Polizei kann unangenehme Folgen haben, auch solche, von denen man selbst nichts bemerkt. Und zwar selbst dann, wenn sich aus der Angelegenheit nie ein Verfahren ergibt, oder ein Verfahren ohne Urteil. Das Bundeskriminalamt hat mehr als 1,5 Millionen Menschen in einer Datenbank mit Stichworten versehen: "Rocker", "Prostituierte", Land/Stadtstreicher" oder auch "BTM-Konsument", also Nutzer von Betäubungsmitteln. Die Klassifizierung der Bürger räumte das Bundesinnenministerium in einer schriftlichen Antwort auf eine Kleine Anfrage des Abgeordneten Andrej Hunko (Linke) ein. Damit jeder Mensch in der richtigen Schublade landet, hat die Polizei einen großen virtuellen Schrank mit 18 Fächern gebaut.

Wer mit dem BKA in Kontakt kam, kann deshalb bislang auch als "Fixer" gekennzeichnet werden, als "Sexualtäter" oder als "geisteskrank". Die Kategorisierung kann nicht nur von BKA-Beamten eingesehen werden, sondern auch von Polizisten in den Bundesländern und vom Zoll. Dort wird sie nach Angaben des BKA auch in das Informationssystem der Polizei ("Inpol") eingetragen.

Das alles ist erlaubt, einerseits, um Beamte zu schützen und andererseits, um die Menschen zu schützen, mit denen die Polizisten Umgang haben. "Freitodgefahr" und "Hilflosigkeit vermutet" sind deshalb ebenfalls unter den Etiketten, die zumindest den Vorschriften nach nicht diskriminierend sein dürfen.
BKA will mehrere Kategorien jetzt löschen

Und so wäre die Anfrage des Abgeordneten Hunko samt Antwort noch vor ein paar Jahren untern Tisch gefallen. Doch nach den Enthüllungen des früheren US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden ist klar, dass staatliche Datensammlungen in einem größeren Zusammenhang zu sehen sind. In der Fachsprache heißen diese Beurteilungen "personenbezogene Hinweise". Das BKA weist darauf hin, dass bei der Vergabe eines Etiketts stets der Einzelfall geprüft werden müsse, als "Betäubungsmittelkonsument" werde demnach nur bezeichnet, wer das Risiko einer "erheblichen Gesundheitsgefahr für sich selbst oder etwa Polizeibedienstete" trage.

Das ändert nichts daran, dass selbst Menschen, die nicht verurteilt sind, in dem System gespeichert und mit Stichworten versehen sind. Das BKA verschickte auf Anfrage ein allgemeines Statement zur Situation, beantwortete aber Detailfragen zum Vorgehen nicht. Unklar ist deshalb, nach welchen Kriterien die Stichworte vergeben werden ob weitere Datenbanken mit ähnlichen Methoden arbeiten, und zu welchem Anlass die Beamten die Etiketten verwenden.

Die Debatten um Datenschutz und Persönlichkeitsrechten in den vergangenen Jahren zeigen, wie schnell die Grenze zwischen dem ursprünglichen Zweck einer Datenspeicherung und neuen Ideen verschwimmt. Was bedeutet es für einen Menschen, wenn der Staat ihn in internen Datenbanken für "geisteskrank" erklärt hat? Oder mit dem Stichwort "Prostitution" vermerkt hat? Zumindest dieses Problem hat man in Wiesbaden erkannt. Mehrere Kategorien möchten die Beamten jetzt löschen, darunter "Prostitution", "Landstreicher" oder "Fixer".

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Schubladendenken ist scheiße! Weh' mir, wenn mich einer schubladieren wollte...

Ob ich dieser "News" aber uneingeschränkt Glauben schenken werde steht auf einem anderen Blatt...

[oder]

Ist das etwa was neues ? Bin bestimmt schon seit ich 13 bin in so ner Schublade bei dene,sollen die denken was die wollen von mir aus.Wenn ich dene begegne rechne ich immer mit dem schlechtesten und somit gibts auch keine Überraschungen,und enttäuschungen gabs da auch keine bis jetzt
Is immer das selbe,die Beetles flennen rum,wenn man alle von dene als Gleich abstempelt ,aber selber machen die auch nix anderes ,als jeden in Schubladen zu stecken . Sogar als harmloser Kiffer wird man schon von dene mit Hero-Junx & co in eine Schublade gesteckt .
Deswegen bleiben die alle für mich auch immer gleich,so einfach ist das

Egal was man Früher gemacht hat ,offiziell wird verjährtes gelöscht ,aber in WIrklichkeit bleibt alles für immer vermerkt und können bei jeder Stinknormalen Personenkontrolle alles abrufen. Die geben deine Daten durch,und paar Sekunden später kriegen die ein dummes grinsendes Fotzengesicht.So war des bei mir,obwohl ich schon lange keine Probleme mit dene hatte und alles schon verjährt sein müsste. .

[Atanaris]

Was haben die Menschen immer gegen Schubladendenken. Schubladen sind schließlich eine Möglichkeit um Ordnung in eine Sache zu bringen, sowohl die echten Schubladen daheim, als auch unsere Geistigen. Lediglich die Ordnung der Schubladen spielt eine Rolle, da sie organisiert und intelligent sein muss.

Das was eine Person über längere Zeit ausmacht, ihre Taten und Eigenschaften, qualifiziert sie für eine Schublade. Bei der Prostituierten ist es die Prostitution.
Das ist ihre erste und damit auch ihre Hauptschublade.

Ich finde diese Kategorisierung im Prinzip ganz gut, schließlich werden nur Leute registriert, die mit der Exekutive und mit dem Gesetz in Berührung kommen.

So wie ich das verstanden habe, werden die Leute nicht beschimpft, sondern als "Prostituierte" bezeichnet, wenn es sich bei der Person tatsächlich um eine Prostituierte handelt.

Die Einbindung in ein weltweites Netzwerk finde ich ebenso völlig in Ordnung.
Die Kriminalität erreicht immer höhere Dimensionen. Sie weitet sich aus, wird effektiver und erfinderischer im Schadenstiften. Daher müssen auch die ordnenden Strukturen auf ein noch höheres Level kommen, um dem Ganzen die Stirn zu bieten.

Wir Bürger sollten aufhören uns deswegen ständig zu empören. Kontroll- und Überwachungsmechanismen sind im Informationszeitalter ein MUSS. Unsere Beteiligung daran sollte höchstens in Form eines Feinschliffs zur Geltung kommen.

In diesem Fall würde ich empfehlen: Man sollte
1) die Bürger über alle Eintragungen informieren.
2) und ihnen die Chance geben, Eintragungen zu löschen, indem sie ihr kriminelles/zwielichtiges Treiben über längere Zeit beendet haben.

Wäre die Gerechtigkeit eine echte Person, würde ich mir die totale Überwachung wünschen.

[Destiny]

Was ist denn, wenn man in eine Schublade bei denen gerät, in die man gar nicht reingehört? Etwa weil man aufgegriffen wurde, weil man an einem regnerischen Tag "vermummende" Kleidung an hatte? Dann ist man in der Schublade "Autonome/Vermummte" und hat vielleicht nur den Regenschirm vergessen und mit Gewalt gar nichts am Hut und mit den Autonomen/Vermummten auch nichts.

Und ja, das ist ein Fall, den ich persönlich kenne. Betreffende Dame ist in dieser Schublade gelandet und kann in Zukunft mächtig Ärger kriegen, wenn wieder etwas ist. Ihr einziges "Verbrechen": Regenschirm vergessen und Kapuze vom T'Shirt festgesurrt.

Wer sagt denn auch, dass nur Kriminelle bzw. Ex-Kriminelle in den Schubladen landen?

[.:|RAT|:.]

Jeder denkt in Schubladen.

Es kommt aber darauf an, wie viele es sind und wie diese heißen.

- - -

Wir sind doch schon von Natur aus so geschaffen, dass wir uns innerhalt von wenigen Millisekunden einen ersten Eindruck machen. Mir geht das genau so. Manchmal sehe ich eine Person nur an und weiß genau, dass ich mit der am liebsten nichts zu tun haben möchte oder mir die Person unsymphatisch ist. (Nicht selten kommt's vor, dass ich denen unbesehen einfach eins in die Fresse geben möchte, also in meiner Welt )

Ich finde das nicht weiter tragisch, sofern man dann auch in der Lage ist, z.B. bei zunächst wiederwilligem Kennenlernen evtl. den jenigen wieder aus der Schublade raus zu holen, weil sich, nach näherer Betrachtung, herausgestellt hat, dass die Person doch "ganz in Ordnung" ist.

Bei der Polizei hat das wohl andere Gründe. Wenn die Nachts ein Auto anhalten, wollen die einfach vorher Wissen, ob besondere Vorsicht, mit der Hand an der Waffe, nötig ist. Die wollen ja auch heil von der Schicht nach Hause.

Es ist doch aber auch nicht wirklich wichtig, was bei denen als Vermerk hinterlegt ist, denn auch Sie können sich dem ersten und zweiten Eindruck nicht erwehren. Wenn du als Junkie dort drinnen steh'st und so aussiehst und die so verhältst, biste dann wohl auch einer. Oder Prostituirte oder Penner, wenn nicht dann nicht.

[Destiny]

Na ja, im privaten Bereich kann es ja so ziemlich egal sein, aber wenn ich z.B. in irgendeiner Polizeischublade wäre, fände ich es nicht so prall, vor allem, wenn es z.B. falsche Denke ist, weil schnell einsortiert und ich wäre z.B. das genaue Gegenteil.

[.:|RAT|:.]

@Destiny

Genau dort liegt aber der Unterschied. Hier werden wieder Äpfel mit Birnen verglichen.

Schau dir doch die Schubladen der Polizei mal genauer an:

Rocker
Prostituierte
Land/Stadtstreicher
BTM-Konsument
Fixer
Sexualtäter
geisteskrank
Freitodgefahr
Hilflosigkeit vermutet
Prostituierte
Land/Stadtstreicher

Die bekommst du doch nur, wenn es irgend einen Vorfall in dieser Richtung gab. Ich denke nicht, das die dort Schubladen anlegen von der Art:

• Schlecht gekleidete zickige Hausfrau
• Dicker arbeitsloser Kneipengänger ohne Ziele
• Verwarloster Spielefreak mit schlechten Essgewohnheiten ohne Freundin

Es geht dabei nicht um eine persöhnlich zu nehmende Beurteilung von Dir. Vielmehr um eine Einstufung der zu erwartenden Gefahr und/oder darauffolgenden Handlungsweise.

[Destiny]

Darum gehts nicht. BTW hast du ein paar Schubladen doppelt. Es ist einfach nur, dass man da reingetan wird, es vielleicht gar nicht stimmt und man dann bei jeder Kontrolle erst mal einen Herzkasper bekommt, weil man behandelt wird, als wäre man ein Krimineller.

[.:|RAT|:.]

Irgendwie liest du nicht richtig...

Aber sei es drum...

[pauli8]

Zitatauszug der Sueddeutschen:

...Mehrere Kategorien möchten die Beamten jetzt löschen, darunter "Prostitution", "Landstreicher"...

Bei Abwägung des "Nutzens" für die Polizei sehe ich auch die Unverhältnismäßigkeit des abrufbaren Hinweises in der Speicherung. Darüber wird man sich Gedanken machen müssen.

Generell für alle bisherigen Gruppen gilt aber dennoch:

Außer der frühzeitgen Information nur beim "Einschreiten" können diese Schubladen auch dazu dienen, wenn genannter Personenkreis Opfer von Kapitaldelikten wird. Man wird bei den Ermittlungen nach einem möglichen Täter sehr wohl schon frühzeitig die entsprechende Richtung vorrangig einschlagen. Hat man genügend Personal kann man ja dann gleichzeitig in andere Richtungen ermitteln.
Ermittlungen zur Person des Opfers sind manchmal auch zeitaufwendig. Je mehr Zeit dabei verstreicht, desto schwieriger wird es.

Zu den Prostituierten:

Sollte man sich dabei lieber auf den Hinweis eines gelangweilten "Rentners" (rund um die Uhr am Fenster) verlassen, der wegen des Erscheinungsbildes einer Frau sofort anfügt: "Das ist eine Nutte, das erkennt man doch sofort !"
Der kennt keine "Edelnutten" in VIP-Kreisen.

[Barschmeister]

Es ist ja nicht nur so, dass Behörden Akten über andere Menschen anlegen. Bei Ämtern und Behörden haben wir ja noch wenigstens die Möglichkeit, auf Akteneinsicht zu klagen.

Bei privaten Unternehmen ist das schon schwieriger. ZB: Theoretisch kann bei jedem Gespräch mit der Bank vom Mitarbeiter eine kleine Notiz über den Kunden in "der Akte" hinterlassen werden. Das sind rein private Akten der Firma, da wird man niemals auch nur reingucken dürfen. Da können dann Bemerkungen wie "ungepflegt", "kann dem Gespräch nicht folgen" oder "kennt sich mit finanzen aus" drinne stehen. Wobei sich über 10 Jahre Kundschaft dann schon ein recht deutliches Bild abzeichned ohne Rücksicht auf political correctnes^^

Mal abgesehen davon: Was glaubt ihr eigentlich, was ihr da mit euren Facebook-Profilen in Verbindung mit euren iPhones macht??? Vor 15 Jahren hätten alle Marktforschungsinstitute und Geheimdienste der Welt Unsummen dafür ausgegeben, was heute jeder 2te freiwillig und gratis von sich preisgibt und auch dann noch selbstständig in die Datenbakn eingibt! Eure Facebook-Profile sind das Eigentum von Facebook und egal, was da mal gelöscht wurde und nicht mehr agezeigt wird... is alles noch in eurer Akte^^ Jede einzelne Nachricht an Freunde etc. Dann noch diese Sniffer- ähh Tracker-Kacke mit dem Like-Button. Egal ob ihr eingeloggt seit, oder nich, FB weiß auf ewig, wann welcher Porno geguckt wurde. Wenn ihr dann noch immer fleißig vom Smartphone aus on geht, gibs sogar noch ein astreines GPS-Bewegungsprofil von euch. FB muss nich darauf achten, dass ihr euch nich diskriminiert fühlt... die kacken dadrauf, weils deren Eigentum is^^ Überlegt mal, wie detailiert und intim diese Sachen zT sind! So umfassende und unverblümte Akten hats doch vorher nie gegeben. Ob und wie FB dann mit irgenwelchen Behörden oder privaten Unternehmen zusammenarbeitet und "Akteneinsicht" gewährt, kann man auch schlecht nachvollziehen und kontrollieren schonmal garnich, egal was die selber dazu sagen.

Da soll man sich dann empören, wenn das BKA Nutten als "Prostituierte" verunglimpft?

[TinyTimm]

Zitat von Barschmeister

Mal abgesehen davon: Was glaubt ihr eigentlich, was ihr da mit euren Facebook-Profilen in Verbindung mit euren iPHones macht???

[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

[.:|RAT|:.]

Kommt darauf an.

Es lässt sich ja nur vermuten, da aus dem Bericht nicht genug Details zu entnehmen sind.

Ich stelle mir es aber so vor.

Nehmen wir hier diese Beispiele:

Land/Stadtstreicher
BTM-Konsument
geisteskrank
Freitodgefahr
Hilflosigkeit vermutet
Land/Stadtstreicher

Der Landstreicher bekam bei mehreren Kaufhäusern einen Platzverweiß, weil er dort z.B. nicht rumlungern sollte. Urteil gibt es dafür nicht. Eintrag in die Schublade schon.

Der Geisteskranke rief Freunde und Verwandte an und drohte damit alle ihre Gartenpflanzen in Schokolade zu tauchen und am Wochenmarkt älteren Frauen zu Schenken. Die verdutzten Angehörigen und Freunde informierten die Polizei, diese sah keine Veranlassung, da keine Gefahr für sich oder andere. Kein Urteil aber Eintrag in Schublade.

Der Freitod Kandidat rief Freunde und Verwandte an, drohte sich umzubringen, landete in der Klapper. Urteil keins, Stempel schon.

usw. und so fort.

[keks3000]

Irgendwie finde ich, es gibt größere Probleme, die gelöst werden müssten...

[Destiny]

Mehr Personal, effektivere Ermittlungen mit mehr Personal und keine Schubladen.

[douploader]

Vertrauen ist wohl fehl am Platze.

[pauli8]

Nochmal ´ne kurze Bemerkung von mir dazu um mal etwas Verwirrung über das Thema vielleicht zu relativieren.

Viele Vorfälle, die ein Hinzuziehen der Polizei erforderlich machten, sei es durch Hinweise auf ein Ereignis das die Bevölkerung als meldenswert ansah oder auf anderem Weg, aber keine Straftat darstellte, werden in der internen Vorgangsverwaltuing obligatorisch erfasst. Ein Vorgang existiert also, der nach Fristablauf gelöscht wird.

Meines Wissens nach (?) sind diese "Informationen" (der reine Vorgang) nur im jeweiligen Bundesland abrufbar. Sollte man in der Vorgangsverwaltung wirklich nichts erfassen und alles sofort in den Papierkorb verschwinden lassen ? Evtl. Nachfragen, nachträgliche Überprüfungen wären dann so ohne Weiteres nicht oder nur schwer noch möglich.

Tritt jetzt die Person mal in Hamburg anstatt in Bayern in "Erscheinung" wird man in HH ohne die BKA-Daten ganz neu bewerten müssen. Man wird es neu tun müssen, trotzdem sind die Daten aus Bayern dabei eine erste Information, die man berücksichtigen kann aber nicht kompromisslos übernehmen wird.

Schwarz-Weiß-Denken beherrst oft nur Warez-Boards. Wie soll der Normalo denn auch wissen und Leute, die auf dem GG unter dem Kopfkissen schlafen, es nach Gutdünken auslegen, sowieso.
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