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Ist jemand unterfordert, dürfte er sich höchstens beschweren, wenn er so einfach eine Eins bekommt, dass es ihn ärgert, dass er sich nicht mehr weiter steigern kann.
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Da das schon zum zweiten Mal fällt: Das ist ziemlicher Blödsinn. Wer sich mit etwas beschäftigt, was für ihn keine Herausforderung (und kein Spiel) ist, kann dafür kein Interesse finden, oder ist der kognitiven Krankheit des Résentiments verfallen.
Ich hab insgesamt in 13 Jahren vielleicht 40 Stunden meines Lebens außerhalb der Schule für die Schule gelernt (Badewanne zähle ich mal nicht mit

, ein Abi von 2,7 und einen insgesamten Durchschnitt (alle Klassen) von ca. 2,6.
Ich hab in Mathe oft vieren geschrieben, weil ich die Formeln nicht auswendig gelernt und sie selbst herleitete. So schaffte ich die letzten 2-3 aufgaben nicht - auf dem Zeugniss stand im Schnitt eine drei.
Zweites Problem, wenn wir mich als Beispielexemplar nehmen, geht in die soziale/psychische Richtung: Ich erinnere mich an Zurückweisungen von meinen Ansichten durch meine Klassenkameraden, die sie Jahre später irgendwann selbst vertraten... .
Ich merke es bis heute - manchmal will man auch nicht offen besser oder vernünftiger sein, vor allem nicht besser als seine Freunde und ich hab mich in außerschulischen Dingen ausgetobt(z.B. instrumente spielen lernen,Programmieren, Schreiben). Ein bisschen kann man die Konsequenz zB auch bei Malcom Mittendrin wiederentdecken: Man macht sich schlechter zugunsten der Zugehörigkeit, was aber nicht sonderlich viel Erfolg bringt (in meinem Falle hätte ich eher an Esprit arbeiten sollen).
Es ist für Underarchiever, also begabte, die unter Ihren Leistungen bleiben, nicht selten, dann vielen anzufangen und zu lernen und dann die Lust zu verlieren, sich nicht mehr wohl zu fühlen.
Sie wechseln dann häufig den Job - mit durchschnittlichem Abschluss eine Arbeit zu finden, die stets fordert, sich weiterzuentwickeln, wird schwierig(ich habe diesen Ausgleich in der im Anspruch breit gefächerten Philosophie gefunden(gern würde ich sie viel früher für mich entdeckt haben)).
(Das war der Kern, der Rest ist Abschweifung und Genealogie)
Ich bin aber übrigens nicht herausragend intelligent. Was ich gelernt habe, ist Urteilkraft(sagt aus, wie gut man Dinge einschätzen und infragestellen kann) und Tiefe zu gewinnen.
Ich konnte irgendwann meine Ansicht soweit umwerten, dass ich mich als eigenständige (zur Führung geeignete) Persönlichkeit hinentwickeln konnte.
Wen das Interessiert, wie soeine Persönlichkeit herauskommt, die ihre eigene Moral, also Richtschnur, nach der sie Dinge entscheidet, umwertet: Man muss einen Punkt erreichen, wo man dies muss. Ich kenne da ähnliche Menschen. Einer hatte den Punkt des Denkens, des [i]Umwertens[/] durch die Scheidung seiner Eltern gehabt. Bei mir begann es beim ersten Verlieben, wo ich mir aber keine Chancen auf sie ausrechnete und ich aber diesen Gefühlsdruck zu bewältigen hatte. Da meine Eltern ihre Probleme von mir fernhielten, hatte ich ein so verqueres Bild von Erwachsenen, dass ich dachte, Probleme meiner Art wären für sie albern - und teilte sie nicht. Ich musste sie selbst lösen und begann, mich und die Umwelt wirklich zu beobachten und das war der entscheidene Punkt, der zur Bildung führte. Bis dahin habe ich eher vor mich hergelebt und war Herdentier und wurde eine ganze Weile zum Esel - um mal Nietzsche auf mich anzuwenden.
Selbiges bei dem Genannten, der nach der Scheidung seiner Eltern auch keinen Ansprechpartner mehr hatte.
Nietzsche hatte diesen Punkt im *******n durch seine Krankheit und hat die komplette christliche Moral umgewertet, von der auch die meisten atheisten und angeblichen antichristen nochimmer befallen sind - in ihr sind Werte, die verhindern, dass wir stärker werden (Ich empfehle, "der Antichrist" zu lesen).
In jedem Falle führt dies zu einem Sprung, die die Art und weise, wie man mit der Welt umgeht, wie man sie sieht, vollkommen verändert. In diesen Beispielen mit einem guten Ausgang für Diejenigen (aus Sicht dieser).
Aber was hat sich konkret auf die Schule bezogen verändert?
- In meinen Augen gab es besseres als die Schule, auch wichtigeres was zu verstehen wäre, aber wenn ich schonmal da bin, mach ich eben mit. Außerdem muss ich so nicht lernen (in Mitarbeit gab es für gewöhnlich eine 1, durch das Hinterfragen und somit verstehen, musste ich nicht lernen, außer Vokabeln)
- Zeugnisse verloren ihre Relevanz: Ich meine, dass ein Idiot sein muss, wer die geistigen Leistungen von jemanden am (deutschen) Zeugniss ablesen will und fand nurnoch das letzte Zeugnis relevant (Als klar war, dass ich studieren gehe, auch nichtmehr wirklich). Allerdings konnte ich mich dann nicht richtig zum lernen durchringen. Erst mit dem Studium, wegen einer Prüfung, wo extrem viel stur auswendig zu lernen war, habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie man klug lernt, und wie ich mich dazu überrede. Wie im Abi wirkt(e) das längerfristig tödlich auf meine Motivation, weil ich für soeinen Müll, der nichtmal die Profs interessiert, mein Gehrin verbiegen und wertvolle Zeit verschwenden musste.
- Dinge in jemanden wurden mir wichtiger als Dinge um jemanden herum. Reichtum und Ruhm, worum es heute ebend meist geht, sind Dinge um jemanden herum und zugleich äußerst flüchtig.
Man kann darauf nicht bauen. Ich habe daher bis heute keine Motivation, eines Guten Verdienstes Willen meine Interessen zurückzustellen. Ich sehe mich in der Pflicht, für mich selbst aufzukommen und Schuldenfrei zu halten, glaube aber mehr an den Satz: Geld ist Zeit, statt Zeit ist Geld. Heute denke ich zudem, dass es wichtiger ist, unter allen Umständen zurecht zu kommen, statt den nächstbesseren hinterherzujagen. Man könnte auch sagen, ich stärke lieber mich als mein Heimkino.
Ich deute hiermit, für den Fall dass dies nicht herausklingt, die moralische Schwierigkeit dieses Problems an sich. Nicht nur der Sohn hat hier eine Entscheidung zu fällen. Hier geht es darum, wie die Zukunft zu gestalten ist und auch als Vater muss man sich hier in das Problem tief hineinversetzen: Die Schule ist keine Herausforderung, also erzeugt sie keine Erfolgserlebnisse und somit keine Motivation. Arbeiten stellt man sich vielleicht genauso vor, also ist die Zukunft auch nicht motivierend. Wenn dann die Ansicht dazu kommt, dass es immer so weiter geht, nennt man das
kognitive Triade ([
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Dies führt bei Menschen zu einem Motivationsstopp, bis sich eine dieser Ansichten kehrt. Die würde ich als Vater versuchen, aus meinem Sohn herauszukitzeln, indem ich mit ihm über seine (Zukunfts)Fantasien und Neigungen spreche. Eventuell entdecke ich etwas, was in meinen Augen erreichbar sein dürfte, eventuell entdecke ich Ansichten, die zu Ende gedacht nicht funktionieren, und versuche das gespräch dahin zu lenken, dass er dies einsehen muss (er muss die Dinge aus seinem Vorstellungsvermögen heraus begreifen, sonst begreift er nichts, sondern lässt sich höchstens überreden[woran nicht wenige Menschen abstumpfen]).
Eventuell würde ich ihm vorschlagen, nach der Realschule aufs Gymnasium zu wechseln, wo der Anspruch erstmal wirklich höher ist und viele hübsche mädels rumlaufen. Zudem müsste er sich noch nicht für einen Job entscheiden, hat also mehr Zeit für die Selbstfindung.
Ich würde auch versuchen rauszufinden, was sonst die Motivation hemmt. Fernsehen z.B. ist nachgewiesenermaßen Antriebsraubend. Ständig berieselt zu sein (durch andere Menschen, Musik, Pc, Arbeit oder fernsehen) führt zur Ideenlosigkeit: Man verliert Initiative. Man merkt es nicht mehr, aber "In jedem echten Mann steckt ein Kind.. und das will spielen".
Wenn er da reingeraten ist, würde ich versuchen ihn dazu zu kriegen, wandern zu gehen - eine Woche in Einsamkeit... nunja, eigentlich für jeden Menschen, der es sich leisten kann, ein Gewinn. Wer da ein grobes Verständnis für gewinnen will, kann sich Hape Kerkelings Erleben als (Hör)Buch zu Gemüte führen. Déscartes kam dabei auf den Satz "Ich denke also bin ich" als er sich eine Woche lang einschloss und alles in frage stellte...(méditationes). Ich denke, aber erspare (falls noch einer liest)euch weitere Ausführungen, dass es hilft, sich in der Welt langfristiger zu orientieren aber auch seine Entschlusskraft zurückzuerlangen.
mfg,