[frosti2311]

Wie soll ich anfangen. Es geht um einen guten Freund von mir. Das Thema beschäftigt mich sehr, aber es ist auch verdammt schwer zu erklären. Und ich weiß momentan nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich hoffe deshalb, jemand hat hier einen Rat für mich.

Es ist so, dieser Freund ist echt keine einfache Person. Er ist 20 Jahre alt. Über die letzten 2 Jahre ist er sowas wie ein kleiner Bruder für mich geworden. Vermutlich weil bei ihm mein Beschützer Instinkt geweckt wird, ich weiß nicht genau. Er ist eben sehr Sensibel und oft kindlich Naiv. Und viel zu nett für diese Welt. Immer da für die Menschen die ihm wichtig sind. Aber er ist auch sehr klammernd. Sucht in seinen Freunden eine Ersatzfamilie und kann einen damit erdrücken, wenn man ihm nicht seine grenzen zeigt. Ein beispiel... Neulich kam er auf die Straße gerannt, fast vor mein Auto. Reißt die Türe auf (GTA Style) nur um Hallo zu sagen und mich zu umarmen. Ich meine ich bin in sowas hart im nehmen, aber anderen wird das schnell zu viel. Meiner Freundin zum Beispiel. Oder auch anderen Freunden von ihm/mir, die für ihn bis vor kurzen noch wie "Familie" waren. Diese ziehen sich jetzt komplett zurück von ihm weil sie mit seinem verhalten nicht mehr umgehen können. Und ja, das ist schon krankhaft. Er ist oft sehr niedergeschlagen, fast depressiv....damit hat er oft die Stimmung versaut, weil aus einem schönen Abend dann wieder eine Therapiestunde wurde. Wo es dann um seine Ängste ging, zb. dass er uns als Freunde verliert, dass wir irgendwann weg ziehen und ihn zurück lassen usw.... Und die letzten Monate waren diesbezüglich auch für mich untragbar, so dass ich ihn zu Abstand zwingen musste. Den hat er dann auch eingehalten. Alles was so vorgefallen war würde jetzt hier den Rahmen sprengen. Mir ist der Junge aber immer noch irgendwie wichtig.

So, nun kam er letzte Woche zu meiner Freundin und mir, um uns zu erklären, wieso er sich in letzter zeit so und so verhalten hat. Dazu muss ich sagen, in der Vergangenheit gab es immer mal so Momente, in denen er Probleme damit hatte seinen Körper zu spüren. Ich musste ihn mal vom Aldi Parkplatz abholen, weil er sich nicht bewegen konnte bzw. nicht gehen konnte. Das fing alles damit an, dass er damals diesen Film über Stephen Hawking gesehen hat. Deswegen dachte ich, dass wäre etwas Psychisches, was einfach in seinem Kopf ist. Naja, jedenfalls erklärt er uns letzte Woche dass er bei einem Neurologen war, der ihn Untersucht hat. Und der hat eine Nervenkrankheit festgestellt. Er wollte uns erst nicht sagen, was es ist. Aber meine Freundin hat ihn dann natürlich ausgequetscht. Er meint er hat ALS und der Arzt gibt ihn noch grob geschätzt 3-4 Jahre.
Wir sollen es niemanden sagen. Wir sollen zu der Krankheit auch nichts googlen und ihn einfach normal behandeln (was eigentlich unmöglich ist, den Jungen kann man nicht normal behandeln). Aber eben so wie immer...
Und jetzt steh ich hier und weiß nicht so recht was ich davon halten soll! Meiner Freundin geht es genau so. Wir sind beide skeptisch, ob das Stimmt...nun haben wir entschieden, wir gehen davon aus dass es stimmt solange er sich nicht verrät. Aber eine innere Stimme sagt mir, dass da was faul dran ist. Das er uns das nur sagt, um uns weiter an sich zu binden. Damit er uns nicht verliert. Aber wenn ich ihm das unterstellen würde und er hat wirklich ALS...was sagt das über mich aus?...
Ich weiß nicht recht weiter. Mir ist das mit ihm nach wie vor zu viel. Ich hab zwingend einen neuen Job angefangen, als Zusteller bei der Post. In meinem gelernten Beruf finde ich hier nichts. Ich bleibe nur hier wegen meiner Freundin, die noch in der Ausbildung ist. Um mich jetzt noch um ihn zu kümmern und ihn aufzufangen fehlt mir einfach die kraft, weil es mir psychisch/körperlich selbst nicht so gut geht momentan. Ich hab den Kopf voll. Und ein eigenes leben. Ich weiß einfach nicht wie ich im Moment mit ihm und der Situation umgehen soll...