[Melvin van Horne]

Moin,

mir geht die Heuchelei gewaltig auf den Senkel. In den öffentlich rechtlichen Sendern überbieten sich Moderatoren, Kommentatoren und Experten in ihrer Ablehnung der WM. Aber sie alle nehmen daran teil. Bela Rethy und Kollegen sind nicht gezwungen worden zu einer Veranstaltung zu reisen, die sie so ablehnen. Die öffentlich rechtlichen haben dem System aus FIFA und Gastgeberland über 200 Millionen in den Rachen geworfen um sich dann lauthals über das zu beschweren, was sie da mitfinanziert haben. Als hätten sie nicht gewusst, was in Katar los ist.

Die privaten machen den ganzen Politkitsch wie gefärbte Senderlogos und so weiter mit, Pro 7 ändert sein "We love to Entertain you" in: We love L, we love G we love B we love T we love Q we love Plus und we love alle anderen Buchstaben auch oder wie die Aufzählung auch immer war. Kurz danach bringen sie einen sicher gut bezahlten Werbespot für die Telekom, in dem sicherlich verdammt teure Prominente verkünden, dass deren TV Angebot alle Spiele zeigt.

Da sind sich die ÖR Sender und die privaten absolut gleich. Und das sind die Typen, die kurz danach eine Reportage bringen, in der sich alle einig sind, wie schlimm das doch ist, wenn man seine Wertvorstellungen des Geldes wegen über den Haufen wirft. Sich über Morgan Freeman oder David Beckham aufplustern, weil die sich etwas von der Kohle holen die sie in das System gepumpt habt. Geht es noch heuchlerischer?

Die öffentlich rechtlichen haben den Jahresbeitrag von über 17.000 Haushalten pro übertragenem Spiel bezahlt. Und diese Leute wagen, es denjenigen, die das alles bezahlt haben im Frühstücksfernsehen der ARD zu erklären: "Man muss sich als Zuschauer die Frage stellen, ob man die Weltmeisterschaft überhaupt mit gutem Gewissen gucken kann."

Diese Leute, die es in 50 Jahren nicht schaffen werden, ihre Moralvorstellungen auf das Niveau einer Strassenprostituierten hochzuschrauben, wagen es, an das Gewissen der Zuschauer zu appellieren. Ekelhaft ist zu milde ausgedrückt. Mir fällt bloss nichts ein, was darunter liegt.