Willkommen |
|
myGully |
|
Links |
|
Forum |
|
|
|
 |
18.11.19, 11:18
|
#1
|
Freigeist
Registriert seit: Sep 2010
Ort: München
Beiträge: 11.319
Bedankt: 23.585
|
Wann werde ich meinen Migrationshintergrund endlich los?
Zitat:

Dritte Generation Gastarbeiterkind: Wann werde ich meinen Migrationshintergrund endlich los?
Jeder vierte Mensch in Deutschland hat heute einen Migrationshintergrund (Statistisches Bundesamt). Bei den unter 35-Jährigen sogar jeder Dritte. Ich gehöre dazu. Aber das Wort "Migrationshintergrund" beschreibt nicht nur meine Herkunft – sondern auch die meiner Großeltern und meines Vaters. Dabei könnten unsere Leben nicht unterschiedlicher sein.
Meine Großeltern kamen Anfang der Sechzigerjahre als Gastarbeiter nach Deutschland. Sie hatten kein Geld und sprachen kein Deutsch. Mein Vater war damals drei Jahre alt. Er lernte die Sprache schnell und schämte sich ein wenig für das schlechte Deutsch seiner Eltern. Seine Kindheit war hart. Die ersten Jahre lebten sie in der Garage einer deutschen Familie. Als mein Opa einmal krank wurde, fehlte das Geld für das Nötigste. Zum Essen gab es nichts außer blankem Reis.
Ich dagegen hatte eine sorgenfreie Kindheit. Ich bin in einem großen Haus mit Garten aufgewachsen. Meine Herkunft bedeutet für mich, dass ich zweimal Ostern feiere, Familienfeste zweisprachig sind und ich mehr Tsatsiki esse als meine Freunde. Im Alltag bemerke ich meinen Migrationshintergrund nicht, außer andere weisen mich darauf hin.
Für mich bin ich Deutsche. Für das Statistische Bundesamt habe ich einen Migrationshintergrund, bereits in der dritten Generation.
Eine einheitliche, internationale Definition davon gibt es nicht. In Österreich oder Schweden hätte ich gar keinen. Dort müssen beide Elternteile im Ausland geboren sein. In anderen Ländern gibt es den Begriff "Migrationshintergrund" überhaupt nicht.
In Deutschland reicht, nach Definition des Statistischen Bundesamtes, dass ein Elternteil ohne deutsche Staatsangehörigkeit geboren wurde. Nach der offiziellen deutschen Definition verliert sich der Migrationshintergrund also nach der dritten Generation. Meine Kinder hätten keinen mehr.
Aber Osterbräuche und Tsatsiki, Sprachkenntnisse und Diskriminierung verschwinden doch nicht einfach? Wir haben mit dem Sozialpsychologen Fatih Uenal, 37, darüber gesprochen.
Er ist Sozialpsychologe am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) und forscht zu Mehrfachdiskriminierung und Migrationshintergrund.

bento: Der Begriff Migrationshintergrund umfasst in Deutschland etwa 20,8 Millionen Menschen aus verschiedenen Ländern, in verschiedenen Generationen. Wird er von allen gleich erlebt?
Fatih Uenal: Das will ich mit einer Studie derzeit herausfinden. Wir vermuten, dass Menschen mit Vorfahren aus der Türkei oder Togo andere Erfahrungen machen als die, deren Eltern oder Großeltern aus Schweden oder den USA kommen. Dazu machen wir eine Studie unter Menschen mit Migrationshintergrund und versuchen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten in dieser großen Gruppe zu finden. Unsere Vermutung basiert auf internationalen Studien, die besagen, dass Menschen, die anders aussehen oder anders heißen, mehr Vorurteilen und Diskriminierung begegnen. In Deutschland gibt es dazu noch sehr wenig Forschung.
Der Begriff "Migrationshintergrund" ist mittlerweile umstritten.
Ja. Mit diesem Begriff wird so getan als ginge es nur um Einwanderung. Aber das ist nicht der Fall. Dann hätten auch Vertriebene einen Migrationshintergrund. Die tauchen in offiziellen Statistiken aber nicht als Menschen mit Migrationshintergrund auf. Im Grunde genommen macht man mit dem Migrationshintergrund eine ganz klare Trennung zwischen ethnisch Deutschen und nicht ethnisch Deutschen. Damit bezeichnet der Migrationshintergrund nicht das, was sein Name eigentlich suggeriert.
Wenn der Begriff nicht passt, sollte er dann nicht abgeschafft werden? Das wird ja schon gefordert.
Nein, der Begriff hat auch seine Vorteile. Man kann Diskriminierungen besser erfassen und strukturelle Benachteiligungen früher erkennen. Das machen wir in unserer Studie ja auch. Wobei: Im Kontext Diskriminierung reicht die Kategorie Migrationshintergrund nicht. Da muss weiter differenziert werden, um herauszufinden, welche Gruppenmerkmale mit Diskriminierungserfahrungen zusammenhängen. Die Frage ist auch: Welchen Begriff nutzen wir stattdessen? Oder benutzten wir gar keinen mehr? Ich glaube, das würde keinen Sinn machen. Das sieht man am Beispiel Frankreich. Dort wird sehr viel Wert darauf gelegt, dass alle als französische Bürgerinnen und Bürger gesehen werden. Aber Rassismus und Diskriminierung gibt es trotzdem. Intoleranz verschwindet nicht durch die Abschaffung von Kategorien.
„Ich glaube, es bringt nichts, so zu tun, als wären alle gleich.“
Fatih Uenal
In anderen europäischen Staaten wie England oder Polen können Menschen im Zensus selbst entscheiden, zu welcher "ethnischen" oder "nationalen Gruppe" sie sich zuordnen. Könnte das nicht auch in Deutschland so gemacht werden?
Das würde Sinn machen, wenn man interessiert daran ist, was die Menschen über sich denken. Ich kann nachvollziehen, warum Menschen nicht fremdbestimmt in irgendwelche Kategorien einsortiert werden wollen. Als Forscher und Wissenschaftler sehe ich das aber anders. Wenn man erheben will, wie viele Menschen mit Migrationshintergrund es gibt, ist die persönliche Identifikation nicht relevant und dient nicht unbedingt der Fragestellung. Die Zahlen in dem Zensus müssen ja objektiv und vergleichbar sein. Menschen, die sich dabei unwohl fühlen, haben immer die Möglichkeit, sich zu enthalten.

Der statistische Migrationshintergrund hört nach spätestens drei Generationen auf. In welcher Generation verschwindet der Gefühlte?
Ich denke: nie. Ich weiß auch nicht, ob er das muss. So wie er öffentlich diskutiert wird, ist der Begriff ja oft sehr negativ besetzt. Aber er hat auch positive Seiten. Mit migrantischen Wurzeln hat man mehr als einen Bezugsrahmen: kulturell, sozial, sprachlich. Im Kern verschwindet der Migrationshintergrund nicht. Die meisten Untersuchungen bisher erfassen aber erst die erste und zweite Generation. Zur dritten Generation wird erst seit kurzem geforscht.
Man weiß ja, dass Nachfahren türkischer Einwanderer auch in der dritten Generation oft keinen deutschen Pass haben (Universität Konstanz). Wie ist das zu erklären?
Vor einigen Jahren mussten sie sich noch für eine Staatsbürgerschaft entscheiden. Das ist kein einfacher Prozess. Bei einer Entscheidung für die deutsche Staatsbürgerschaft, hätten sie die Staatsbürgerschaft von einem Land abgelegt, das sie ohne Wenn und Aber zurückgenommen hätte. Gerade in der heutigen politischen Lage mit einer Partei wie der AfD, die ganz offen gegen Menschen nichtdeutscher Herkunft agiert, schafft das nicht gerade Vertrauen.
Der Rechtspopulismus sorgt dafür, dass sich Menschen wieder deutlicher mit ihrem Migrationshintergrund identifizieren?
Wir haben leider keine Untersuchungen, die diese Frage datenbasiert beantworten könnten. Es würde mich aber nicht wundern, wenn ein Erstarken des Rechtspopulismus in Deutschland und anderen Ländern bei vielen Menschen mit Migrationshintergrund dazu führt, sich mehr mit der Herkunftsidentität ihrer Eltern zu identifizieren als mit Deutschland. Und das obwohl sie in jeder Hinsicht schon als Deutsch gelten. Also sowohl die Staatsbürgerschaft haben, als auch akzentfrei deutsch sprechen und so weiter. Entscheidend beim Migrationhintergrundsgefühl ist ja auch, was die Mehrheitsgesellschaft denkt.
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
|
Ein interessanter Artikel der zeigt wie weit der Weg für die deutsche Gesellschaft noch ist. Statt die Stärken zu erkennen, gerade im globalisierten Markt und Austausch, selektieren wir nach fragwürdigen Gesichtspunkten unsere eigene Bevölkerung. Im wahrsten Sinn des Wortes ! Nach Gesichtspunkten ....
|
|
|
18.11.19, 14:50
|
#2
|
Master of Desaster
Registriert seit: Dec 2014
Beiträge: 4.305
Bedankt: 3.405
|
Das ist die eine Seite der Medaille.
Die andere die man vorgelebt bekommt, wenn ein Herr E aus der T Waehlerstimmen hier generiert in einer nicht unerheblichen Anzahl, die im sichtbaren Auftreten dem " Einheimischen" seit gefuehlten Ewigkeiten deutlich machen, wieviel Idenfifkation steckt in denen, die angeblich nicht mehr als Mitbuerger zweiter Klasse oder nicht Mitbuerger mit Migrationshintergrund gesehen werden wollen.
Laesst sich sicherlich mehrheitlich nicht wegdiskutieren in erster Linie.
Das wird grundsaetzlich nicht auf alle zutreffen, die ja letztendlich nicht nur aus der Gesellschaft des Herrn E aus dem Land T stammen. Und selbst unter Ihnen sind Menschen, die das selbst nicht gut heissen.
Da wird nicht mehr gefragt, wie haetten wir es denn gerne, es wird Position bezogen. Wer verlangt also wem schlussendlich Nachsicht ab.
|
|
|
Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei Caplan bedankt:
|
|
18.11.19, 15:00
|
#3
|
Freigeist
Registriert seit: Sep 2010
Ort: München
Beiträge: 11.319
Bedankt: 23.585
|
Zitat:
Zitat von Caplan
Da wird nicht mehr gefragt, wie haetten wir es denn gerne, es wird Position bezogen. Wer verlangt also wem schlussendlich Nachsicht ab.
|
Das Verhältnis von türkischstämmigen zu Deutschland würde ich nicht exemplarisch betrachten, das ist schon ein Sonderfall. Besonders weil man sofort diese Gruppe fokussiert, obwohl Personen wie Cem Özdemir, Belit Onay, Kaya Yanar, Django Asül, Bülent Ceylan,, Sibel Kekilli, Ali Güngörmüş, Ayşe Erkmen, Vural Öger oder Nazan Eckes jeden Tag uns das Gegenteil beweisen. Türkischstämmige sind ein wesentlicher Teil Deutschlands in allen Bereichen ! Damit sind wir wieder beim Kern des Artikels ...
|
|
|
18.11.19, 16:40
|
#4
|
Banned
Registriert seit: Aug 2011
Beiträge: 129
Bedankt: 128
|
Das ist doch eine typische Nebelkerze. Die wenigsten Deutschen sind gegen Ausländer oder wie man heute zu sagen gezwungen wird: "Menschen mit Migrationshintergrund".
Was wirklich Angst erzeugt sind kriminelle Ausländer.
Wenn man an Ausländer"probleme" denkt, denkt man dann an den Italiener, der Pizzas backt? An die Polen, die in der Fabrik arbeiten? An die vielen Ausländer, die sich so angepasst haben, dass sie nicht mal als Ausländer erkannt werden?
Ich empfinde es als höchst kriminell und hinterfotzig, die Angst vor kriminellen Ausländern als Hass gegen alle Ausländer zu diskriminieren.
|
|
|
Die folgenden 6 Mitglieder haben sich bei FrazXaver bedankt:
|
|
18.11.19, 17:26
|
#5
|
Freigeist
Registriert seit: Sep 2010
Ort: München
Beiträge: 11.319
Bedankt: 23.585
|
Zitat:
Zitat von FrazXaver
Ich empfinde es als höchst kriminell und hinterfotzig, die Angst vor kriminellen Ausländern als Hass gegen alle Ausländer zu diskriminieren.
|
Die Wahlerfolge sprechen eine andere Sprache, Säuberung Deutschlands von "kulturfremden" Menschen. Neben dem Schutz der nationalen und europäischen Außengrenzen wird ein groß angelegtes Remigrationsprojekt notwendig sein.
Dieses Remigrationsprojekt sei wohl nur mit einer Politik der wohltemperierten Grausamkeit zu erreichen.
Remigration mit Grausamkeit ist die Androhung von gewaltsamer Deportation von "falschen" Deutschen und Ausländern. Aber ich wette das wird gleich wieder relativiert ...
Große Teile der deutschen Gesellschaft selektieren wie im Artikel beschrieben und ein wachsender Teil will und geht weiter.
|
|
|
19.11.19, 06:59
|
#6
|
Master of Desaster
Registriert seit: Dec 2014
Beiträge: 4.305
Bedankt: 3.405
|
Munich, der Themenkreis bleibt doch immer der gleiche.
Es geht nicht um Perlenfischerei, wo lediglich eien , zwei Haende voll von Musterbeispielen deinen erwaehnten Kern der Geschichte ausmachen oder die moeglichweise einsilbige Erwaehnung der tuerkischstaemmigen, die die Mehrheit aller ausmacht.
Es geht um die Reflektion der breiten Masse die das celebriert, davor kann man nicht blaustruempfig die die Augen verschliessen und die Forderung aus dem Artikel, wie lange es denn dauert, diesen Begriff endlich ablegen oder beiseite legen zu koennen, unter Bezugnahme, dass alle anderen, die Ihn nutzen nachzudenken haben.
Ich denke eher, das der Begriff " mit Migrationshintergrund" auch auf bestimmte Gruppierungen am ehesten angewandt wird., wie schon in einem anderen Beitrag erwaehnt relativiert wird..siehe Polen/Inder/ usw..
Selbst die Medien heben es ja immer wieder eindrucksvoll hervor; war ja vor kurzem erst zu lesen; siehe Buergermeisterwahl.
Ein gebogens Beispiel waere letztendlich auch, wenn man zu.B. bei Frau Wagenknecht, die sich ja hier vieler Verehrer erfreut, immer titulieren wuerde : mit deutsch persischem Hintergrund.
Geändert von Caplan (21.11.19 um 06:33 Uhr)
|
|
|
19.11.19, 07:16
|
#7
|
Freigeist
Registriert seit: Sep 2010
Ort: München
Beiträge: 11.319
Bedankt: 23.585
|
Zitat:
Zitat von Caplan
Ein gebogens Beispiel waere letztendlich auch, wenn man zu.B. bei Frau Wagenknecht, die sich ja hier vieler Verehrer erfreut, immer titulieren wuerde : mit deutsch persischem Hintergrund.
|
Sarah Wagenknecht ist ein gutes Beispiel, weder vom Aussehen noch dem Namen ist ein Migrationshintergrund erkennbar. Sobald am Aussehen oder Namen ein Migrationshintergrund erkennbar ist, wird das Leben in Deutschland schwerer. Mit europ. Hintergrund weniger, mit afrikanischem oder aus dem mittleren Osten deutlich stärker.
Das man immer die wenigen Kriminellen als Ursache ansieht, wird der gesetzestreuen und anständigen Mehrheit nicht gerecht. Der Artikel zeigt wie tief dieses Klassendenken in Bezug auf Herkunft in Deutschland verwurzelt ist. Suche mal als Stefan Müller oder Murat Orsül eine Wohnung.
Deutsche sind heute bunt und vielfältig, eine große Stärke und Potential.
|
|
|
21.11.19, 14:50
|
#8
|
Erfahrenes Mitglied
Registriert seit: Nov 2011
Beiträge: 622
Bedankt: 421
|
Zeitlos: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
|
|
|
21.11.19, 22:45
|
#9
|
Erfahrenes Mitglied
Registriert seit: Feb 2011
Beiträge: 577
Bedankt: 787
|
1000 Jahre - ganz einfach.
Und niemals die Cousine heiraten!
|
|
|
Forumregeln
|
Du kannst keine neue Themen eröffnen
Du kannst keine Antworten verfassen
Du kannst keine Anhänge posten
Du kannst nicht deine Beiträge editieren
HTML-Code ist Aus.
|
|
|
Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 19:54 Uhr.
().
|