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Draalz 28.12.20 08:24

Sie bestimmt
 
Zitat:

Baerbock will ins Kanzleramt

Sie bestimmt

Annalena Baerbock formuliert ihre Ambitionen aufs Kanzleramt. Die Schnappatmung bei männlichen Analytikern ist bemerkenswert.

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Der Blazer stimmt schon mal: Annalena Baerbock will mit den Grünen an die Macht Foto: dpa

Zitat:

21. 12. 2020

Kommentar von
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Leiter Parlamentsbüro
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Ulrich Schulte, Jahrgang 1974, schreibt über Bundespolitik und Parteien. Er beschäftigt sich vor allem mit der SPD und den Grünen. Schulte arbeitet seit 2003 für die taz. Bevor er 2011 ins Parlamentsbüro wechselte, war er drei Jahre lang Chef des Inlands-Ressorts.
Dass [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...] beteuert, sich das Kanzleramt zuzutrauen, hat in etwa den Nachrichtenwert der Tatsache, dass sich viele Deutsche einen Weihnachtsbaum ins Wohnzimmer stellen. Natürlich muss Baerbock sagen, dass sie das Amt ausfüllen könnte, was denn sonst? Puh, ey, nö, Kanzleramt, das ist mir ehrlich gesagt eine Nummer zu groß?

Das wäre dann doch eine erstaunliche Wendung, nachdem die Grünen seit über einem Jahr betonen, das Land führen und die Union im Kampf um Platz eins in Deutschland herausfordern zu wollen. Nein, wenn die Grünen die KanzlerkandidatInnen-Frage möglichst lange offenhalten wollen, was sie wollen, dann muss auch Baerbock das tun, was ihr Co-Chef Robert Habeck im Sommer schon tat, nämlich Chuzpe demonstrieren.

Aber ein paar Dinge sind an der Causa dann doch interessant. Es ist zum Beispiel bemerkenswert, welche Schnappatmung es im Jahr 2020 noch auslöst, wenn eine starke Frau einen Machtanspruch anmeldet. Kaum machten Baerbocks Sätze auf Twitter die Runde, feuerten männliche Westentaschen-Analytiker im Dutzend ihren Unfug ins Netz.

Eine Grüne! Eine Frau! Das ist doch die, die mal Kobold statt Kobalt gesagt, sich also vor laufender Kamera versprochen hat! So weit, so blöd. Diese, nennen wir sie: liberalkonservative bis neurechte Trollbasis muss jetzt ganz, ganz tapfer sein. Die Grünen haben nämlich in der Tat eine – wenn auch sehr kleine – Chance aufs Kanzleramt. Wenn die CDU tatsächlich so dumm ist, Friedrich Merz Mitte Januar zu ihrem Vorsitzenden zu machen, ist alles möglich.

Kampf um die Merkel-WählerInnen

Der von sich total überzeugte Neoliberale produziert am laufenden Band Fehler, die die modern denkende [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...] nachhaltig verstören könnten. Würden aufgeschlossene und ökoaffine Konservative ihn wählen – oder doch lieber mit den versöhnlich daherkommenden Grünen flirten? Schwer zu sagen. Der Kampf um die Merkel-WählerInnen, die mit beinhartem Marktliberalismus ebenso fremdeln wie mit Merz' schneidiger Ich-Bezogenheit, wäre offen.

Es ist gut denkbar, dass ein Kanzlerkandidat Merz die Union in die Nähe der 30-Prozent-Marke drückt, vielleicht sogar darunter. Damit wäre das grüne Traumszenario Wirklichkeit: eine Aufholjagd, in der die Grünen die Rolle des ambitionierten Verfolgers hätten. Selbst ein grün-rot-rotes Bündnis könnte mit Merz in Reichweite kommen. Die Klärung der K-Frage der Grünen ist deshalb mehr als reine Eigen-PR.

Annalena Baerbocks Bedeutung in diesem Prozess kann man gar nicht überschätzen. Sie bestimmt, wo es lang geht. Wenn sie den Job der Kanzlerkandidatin will, wird ihn Robert Habeck ihr nicht verwehren können und wohl auch nicht verwehren wollen. Nicht nur, weil sie eine Frau ist und in einer feministischen Partei den ersten Zugriff hat, sondern auch, weil sie einen innerparteilichen Machtkampf gegen Habeck gewinnen würde. Baerbocks innergrüne Fanbasis ist groß und schlagkräftig.

Im Dienst der Sache

Nun braucht man aber Baerbock in ihrer kühlen Nüchternheit mit Parteilogik nicht kommen, sie blickt auf die gesellschaftliche Wirklichkeit. Und dort gilt die Frage: Wer ist am besten geeignet, Mehrheiten zu gewinnen? Das ist die entscheidende Kategorie, für beide in der Grünen-Spitze. Und Baerbock ist in der Lage, ihre persönlichen Ambitionen in den Dienst der Sache zu stellen. Auch das unterscheidet sie von einem Friedrich Merz.

Wenn Habeck nach den [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...] in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz in Umfragen zur Beliebtheit von PolitikerInnen weit vor ihr liegt, wird sie klug genug sein, das zu wägen. Noch etwas kommt hinzu: Manches spricht dafür, dass die Grünen auf einen „Yes, we can“-Wahlkampf �* la Barack Obama setzen. Sie verbinden linksliberalen Wandel mit dem Versprechen auf eine gute Zukunft – und beschwören gleichzeitig die Notwendigkeit, das Verbindende in der Gesellschaft zu suchen.

Wer verkörpert das am besten? Selbst CDU-Politiker bescheinigen Habeck ein Charisma, das man habe oder nicht, aber jedenfalls nicht erlernen könne. Die Grünen nehmen den Mund mit ihrem Versprechen, das Land führen zu wollen, sehr voll. Politik ist oft genug eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Wer ein großes Rad drehen will, muss kräftig auf den Gong schlagen können.

Wenn die Grünen ihren Wahlkampf so oder ähnlich anlegen, wird sich Baerbock überlegen müssen, ob Habeck das nicht besser kann als sie.
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May Kasahara 28.12.20 12:45

Daß ausgerechnet die "Grünen" solchen Zulauf haben, gehört für mich zu den rätselhaftesten Mysterien des gesamten Universums. Naturgemäß macht diese Tatsache nicht wenige Parteimitglieder geradezu größenwahnsinnig.

Im Übrigen gehört nicht sehr viel dazu, dieses Land zu führen. Und ziemlich egal, wer es "führt", es führt meistens in die selbe Richtung. Nämlich zu einer Zementierung des status quo. In diesem ist immer oben oben und unten unten. Die Reichen werden noch reicher, die Armen noch ärmer. Die wesentlichen Strukturen bleiben intakt: Der Kapitalismus ist vollkommen alternativlos.

"The Grand Parade of Lifeless Packaging"
(Genesis)

Ich vergaß zu erwähnen, daß ich das Artikelchen für erschreckend armselig halte. Das Beschäftigen mit armseligen Gegenständen ("...beschäftigt sich vor allem mit der SPD und den Grünen") muß nicht zwangsläufig auch zu armseligen Elaboraten führen. Hier allerdings vollumfänglich. Software auf KI-Basis ist da schon deutlich weiter...

Kirkwscks4eva 28.12.20 13:22

Zitat:

Der Blazer stimmt schon mal
Der Blazer ist nicht grün. ;) Ist diese Aussage von dem Kolumnisten nicht eigentlich auch sexistisch?

Zitat:

Dass Annalena Baerbock beteuert, sich das Kanzleramt zuzutrauen, hat in etwa den Nachrichtenwert der Tatsache, dass sich viele Deutsche einen Weihnachtsbaum ins Wohnzimmer stellen. Natürlich muss Baerbock sagen, dass sie das Amt ausfüllen könnte, was denn sonst? Puh, ey, nö, Kanzleramt, das ist mir ehrlich gesagt eine Nummer zu groß?
Sie könnte auch sagen dass sie es sich noch nicht zutraut da es doch sehr viel Verantwortung ist.

Zitat:

Es ist zum Beispiel bemerkenswert, welche Schnappatmung es im Jahr 2020 noch auslöst, wenn eine starke Frau einen Machtanspruch anmeldet. Kaum machten Baerbocks Sätze auf Twitter die Runde, feuerten männliche Westentaschen-Analytiker im Dutzend ihren Unfug ins Netz.
Wohl eher Lachanfälle bei Leuten die noch ein wenig Grips in der Birna haben. Starke Frau hin oder her, aber Frau Baerbock ist zwar eine Frau, aber auch eine starke Frau? Woran macht man dies fest?

Zitat:

Eine Grüne! Eine Frau! Das ist doch die, die mal Kobold statt Kobalt gesagt, sich also vor laufender Kamera versprochen hat! So weit, so blöd.
Leider war dies nicht die einzige dumme Aussage die Frau Baerbock getroffen hat.

Zitat:

Sie bestimmt, wo es lang geht.
Dann wäre sie eine Diktatorin.

Zitat:

sie blickt auf die gesellschaftliche Wirklichkeit
Sie kann ja blicken wie sie möchte. Aber ob sie die Wirklichkeit (Realität) auch sieht?

karfingo 28.12.20 14:55

Zitat:

Der Blazer ist nicht grün
hellgrün ist auch grün
Zitat:

Leider war dies nicht die einzige dumme Aussage die Frau Baerbock getroffen hat.
Neben Spahn hat kein anderer Kandidat eine Chance; leider.

parlheinz 28.12.20 15:20

Natürlich dürfen die Grünen vom Kanzleramt träumen, aber dann müssen sie auch wieder zusehen, festen Boden unter die Füße zu bekommen. Das geht mit einem Blick auf die Realität:

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Je nach CDU-Parteivorsitzendem*der :) wird man manche Wählerstimmen verlieren und gleichzeitig andere hinzugewinnen. Das gilt auch für die Person Friedrich Merz.

.

May Kasahara 28.12.20 20:05

"Robuste" Militäreinsätze
 
Daß man in einem Artikel auch interessante Informationen unterbringen kann, beweist - im Gegensatz zum oberflächlichen und nichtssagenden Geplapper des Herrn Schulte - zum Beispiel ein Artikel über die imposante Kehrtwendung der "Grünen" von einer Partei des Pazifismus zu einer Partei der "robusten" Krieger.
Im folgenden Atikel finde ich deutliche Gründe, warum ich mir, als überzeugte Pazifistin, weder eine starke "grüne" Partei noch Annalena Baerbock als Bundeskanzlerin wünsche. Das Artikelchen von Herrn Schulte leistet im Hinblick auf diese Frage insgesamt weniger als nichts.

Zitat:

Begonnen haben die Grünen in den 80ern einmal als Partei des Pazifismus. Diese Haltung ändert sich jetzt - vermutlich auch mit Blick auf die offiziell angestrebte Regierungsbeteiligung. Grünen-Chefin Annalena Baerbock hat am Montag mit einer Aufforderung zur Rüstung überrascht. Doch während der potenzielle Koalitionspartner Union und konservativere Wähler es mit Wohlwollen lesen dürfte, macht sich die Linke schon jetzt daran, enttäuschte Stammwähler der Ökopartei aufzusammeln.

Baerbock jedenfalls dachte in einem Interview laut über höhere Ausgaben für die Bundeswehr nach. „Es fehlen Nachtsichtgeräte zum Üben, von Flugstunden ganz zu schweigen. Wir müssen uns da ehrlich machen. Ja, in manchen Bereichen muss man mehr investieren, damit Gewehre schießen und Nachtsichtgeräte funktionieren“, sagte die Grüne der Süddeutschen Zeitung.

Mehr noch: Baerbock kündigte auch an, im Falle eines Wahlsiegs mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron - einem erklärten Verfechter eines eigenständigeren Europa - über robuste Militäreinsätze sprechen zu wollen. „Einfach wird das nicht. Aber wir dürfen uns nicht wegducken“, sagte sie.

Als Grund nannte die Grünen-Chefin auch die Erfahrungen der Ära Trump. Die durch den Rückzug der USA aus ihrer weltweiten Führungsrolle entstandene Lücke füllten „autoritäre Staaten“, warnte Baerbock. Europa kreise derweil „um sich selbst“. Wenn der Westen Staaten wie China, Russland oder der Türkei nicht das Feld überlassen wolle, müsse sich das ändern.

[...]

Für Enttäuschung sorgten die Grünen zuletzt bei der Klima- und Naturschutzbewegung, unter anderem mit den Rodungen im Dannenröder Forst.
(Quelle: [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...])

Kirkwscks4eva 28.12.20 20:26

Zitat:

Zitat von karfingo (Beitrag 39458902)
hellgrün ist auch grün

Eher hellblau. Hellgrün sieht anders aus und passt auch nicht zur dunkleren blauen Bluse. ;)

karfingo 28.12.20 22:03

blau liegt tatsächlich um zwei Punkte vorn
 
Zitat:

Zitat von Kirkwscks4eva (Beitrag 39460062)
Eher hellblau.

Hab' wohl 'n Knick in der Farberkennung. Der Colorpicker eines Grafikprogramms ergab: R: 182, G: 207, B: 209

Kirkwscks4eva 28.12.20 22:33

Wir können uns auch gerne auf helles Aqua einigen. ;)

Caplan 29.12.20 07:47

Ja und ich biete... helles mint, was man sofort als parteipolitische Vielfalt in der Farbgebung betrachten muss..:D

Man kann sich ja was trauen, warum auch nicht in dieser etwas klaeglichen Zeit der Probanden, die dieses sehr hochwertige Amt bekleiden wollen.
Was ich eher daraus lese, ist ein " Masterplan". Ob man mit einem Masterplan diese Ziel alleinig unter das Volk bringt...fraglich

Letztendlich geht es in diesem Amt nicht nur um das innenpolitische Geschick, das der Gesellschaft gefallen koennte
Auch das aussenpolitsche und wirtschaftspolitische Geschick u.a. spielen einen hohe Rolle..Da sehe ich derzeit nichts ergreifendes.


Und ob nun die Gruenen groessenwahnsinnig werden , ist auch relativ zu betrachten.
Die "Etablierten" haben von diesen Spiessgesellen/inen auch einiges seit alt her im Angebot verwaltet.

Kirkwscks4eva 29.12.20 11:03

Dass die Grünen schnell größenwahnsinnig werden können (nicht müssen) wenn sie mitregieren hat man doch schon in der Schröder Ära gesehen und leider auch in der Hauptstadt.

karfingo 30.12.20 12:26

Söder winkt schon mit dem Zaunpfahl und fragt die CDU zu schwürz/gran.

nolte 30.12.20 18:35

Die Farbe ihres Blazers ist olivgrüner Flecktarn, sieht das denn niemand?

Kirkwscks4eva 30.12.20 19:12

Zitat:

Zitat von karfingo (Beitrag 39481296)
Söder winkt schon mit dem Zaunpfahl...

Und nicht vergessen: 2021 steigen die Abgaben auf Heizöl und Benzin wegen der neuen CO² Steuer.


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