Schöner Text
Der Sonderpreis geht an Larissa Patzelt von der Berlin-Schule
Alles anders
Es gibt einen Raum in meiner Stadt, der ist hell und freundlich und hat große Fensterscheiben. In ihm verwandeln sich alle Menschen in nur fünfzehn Minuten auf wundersame Weise. Sie betreten den Raum und setzen sich leise hin. Sie sprechen nicht, sondern sind mit ihren Gedanken und Gefühlen beschäftigt. Heimlich aber schauen sich alle hin und wieder an. Sie fragen sich, ob es den anderen auch so geht wie ihnen. Wenn jemand nach fünfzehn Minuten geht, freuen sich alle mit ihm, wünschen ihm still alles Gute und sind dankbar, dass der Mensch da war. Alles geschieht wortlos, so als gäbe es keine Worte dafür. Als wäre es richtiger, den Moment zu lassen wie er ist. Wortlos und gedankenstark. Die Menschen im Raum waren am Anfang ängstlich und wütend, manche sogar traurig. Sie hatten nicht viele Möglichkeiten, ihr normales Leben zu leben, und konnten ihre Zukunft nicht planen. Mit jeder Minute aber werden sie fröhlicher und fast sogar glücklich. Jetzt leben sie bald wieder ihr gewohntes Leben und vielleicht auch ein schöneres Leben, weil sie etwas verändern werden. Sie haben anderen Menschen geholfen, obwohl sie sie nicht kannten. Wortlos und gedankenstark. Der Raum ist der Warteraum nach der Impfung gegen Corona, so wie ich ihn mir vorstelle. Viele Menschen kommen hier jeden Tag rein, denn hier wird alles anders.
Schreibwettwerb von HAZ und dem MADS-Projekt für Kinder und Jugendliche der Jahrgangsstufen 11 - 13
Geändert von G. Guillaume (24.08.21 um 10:45 Uhr)
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