Moin,
ich habe viele schöne Erinnerungen an die DDR. Das war meine Heimat. Das sind meine Kindheits- und Jugenderinnerungen. Und die werden mir bleiben.
Aber das darf doch nicht dazu führen, dass man nun meint alles sei toll gewesen.
Wer wissen will was ich meine, sollte sich mal mit ehemaligen NVA Soldaten über ihre Zeit bei der Fahne unterhalten. Lauter lustige Geschichten. Vom eingeschmuggelten Schnaps über die Wüsten Feten beim Ausgang bis zur seligen Zeit als EK. Und wenn dann das Gespräch auf die heisse Blondine kommt die man im Bushäuschen vor der Kaserne .... einfach mal die Frage einwerfen "Warum bist Du denn nach 547 Tagen mit seligem Lächeln abgehauen? Hättest doch länger dienen können."
Ganz schnell wird einem klar, das die Erinnerung oft gnädig ist und viel von dem Elend löscht oder rosa färbt. Das tolle an der EK Zeit basiert auf dem "Unglück" der glatten. Seltsamerweise hört man kaum was über die tollen ersten Monate.
Und so sind meine ganzen DDR Erinnerungen. Ich bin mir dessen bewusst. Ich bewahre mir das schöne (sie war nicht blond
) und versuche nicht zu vergessen das ich ein Jahr Anlauf und Glück brauchte um eine Jacke in meiner Größe zu bekommen. Wir sind nachts in ein Lager eingebrochen und haben eine Rolle Jeansstoff geklaut. Eine wirklich lustige Story. Aber der Hintergrund war das ich keine Jeans in meiner Größe bekommen konnte. Die Vietnamesen in unserem Arbeiterwohnheim konnten welche nähen. Aber nur wenn wir bei "Stoff holen" helfen.
Wie oft haben wir uns am Sonntag einen hintergepfiffen. Aber nicht nur aus Lust am saufen. Der Kollege im Arbeiterwohnheim (fünf Mann in einer Wohnung) bekam seit Jahren keine Wohnung und wenn am Wochenende seine Freundin zu Besuch kam hat er uns Geld gegeben (davon hatten wir alle mehr als genug) damit wir uns verkrümeln er mal mit ihr alleine sein kann.
Die Saufgeschichten sind toll. Aber will ich das wiederhaben?