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pauli8 13.07.18 14:25

Doku | ZDFzeit - Mensch Macron
 
Zitat:

Doku | ZDFzeit-
Mensch Macron

Frankreichs Polit-Superstar Macron erhitzt die Gemüter: gefeiert als Reformer, verachtet als arroganter Aufsteiger. ZDFzeit zeigt den Menschen hinter dem Politiker.

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Beitragslänge: 43 min.
Datum: 09.02.18

Der Überflieger

So sehr alle Welt seine Blitzkarriere bewunderte, so wenig Persönliches gab er bisher preis. Zwar lotete die Boulevardpresse die Ehe mit seiner Ex-Lehrerin aus, doch was verbirgt sich hinter der Fassade des jungenhaften Überfliegers?

Macron ist der jüngste Präsident, den Frankreich je hatte. Manche vergleichen ihn mit Napoleon, wieder andere mit dem Sonnenkönig Ludwig XIV. Noch vor drei Jahren kannte ihn niemand.
In atemberaubend kurzer Zeit hat er seine Partei "La République En Marche" aufgebaut und zur stärksten Kraft im Land gemacht. Er hat Frankreich aus der politischen Lethargie gerissen und hält viel beachtete Reden über die Zukunft Europas. Wer ist der Mann, der all dies vermochte - obwohl er sich für die unpopuläre Lockerung des Kündigungsschutzes einsetzt? Und wie lange wird der Zauber halten?

Präsident der Bilder

Es war eine Szene, wie sie die Franzosen lieben: Emmanuel Macron, der frisch gewählte Präsident, beim Händedruck mit Donald Trump - der Amerikaner will die Hand zurückziehen, doch der Hobbyboxer Macron drückt noch ein bisschen fester zu, lächelnd, fast schon triumphierend. Eine wohl kalkulierte Inszenierung, wie Macron hinterher einräumt. Der junge Staatschef weiß um die Macht der Bilder.

Anders als sein Vorgänger achtet er peinlich genau darauf, was von ihm zu sehen und zu hören ist. Plaudereien mit den Hauptstadtjournalisten, das hat er bei seinem Vorgänger Hollande beobachten können, gehen schnell nach hinten los. Seit Macron Präsident ist, hat er nur noch vereinzelt Interviews gegeben. Die französische Presse nennt er "narzisstisch", er twittert lieber direkt oder stellt Filme seiner Auftritte bei Facebook ein. "Er ist ein Kontrollfreak, er kontrolliert sich selbst und andere. Und überlässt nichts dem Zufall", sagt Marc Endeweld, Biograf des Präsidenten.

Unser Mann in Paris: Theo Koll im Interview (Im Link)

Macher Macron

Die Erwartungen, die der 39-Jährige selbst geweckt hat, sind riesig: die Spaltung des Landes überwinden, die Wirtschaftsprobleme lösen und nebenbei noch Europa retten. An der Sorbonne hielt er im September 2017 eine viel beachtete Rede, wie die Zukunft der Gemeinschaft aussehen könnte. Die erforderliche Mehrheit für sein innenpolitisches Reformprogramm hatte er bei den Parlamentswahlen im Juni bekommen - doch die Feuerprobe steht noch aus. Im September gingen bereits Hunderttausende Franzosen auf die Straße, um gegen Lockerungen im Arbeitsrecht zu demonstrieren. An den gut organisierten Gewerkschaften und der Macht der Straße sind in Frankreich die Reformpläne manches Präsidenten gescheitert.

Macron ist ein Macher: "Ich setze um, was ich im Wahlkampf versprochen habe, nicht mehr und nicht weniger", sagt der Präsident in einem Interview mit dem ZDF. "Die Menschen haben sich zu sehr an Politiker gewöhnt, die Ankündigungen machen und diese dann nicht umsetzen." Er hat es eilig, sein Land umzukrempeln und es zukunftsfähig zu machen. Doch die Frage ist, wie viele seiner Landsleute er dabei mitnehmen kann.

Das Chamäleon

Immer wieder gibt es Momente, in denen klar wird, dass dem jungen Präsidenten die Lebenswelt der unteren sozialen Schichten eher fremd ist. Fast hilflos sitzt er weinenden Arbeiterinnen gegenüber, die die Schließung ihres Werkes beklagen und um ihre Zukunft fürchten. Auch erste Fehler und Ungeschicklichkeiten schleichen sich ein beim von vielen als "Überflieger" gelobten Macron. Er bringt seine Landsleute durch verbale Fehlgriffe gegen sich auf: Im Streit um die Reform hatte Macron gesagt, er werde sich von "Faulenzern" nicht aufhalten lassen.
Seit der Ankündigung seiner Regierung, die Reichensteuer weitgehend abzuschaffen, wird ihm vor allem vom linken Lager vorgeworfen, "Präsident der Wohlhabenden" zu sein.

Wie wurde Emmanuel Macron zum jüngsten Präsidenten seines Landes? ZDFzeit zeichnet den Werdegang des Ausnahmetalentes nach: vom brillanten Überflieger zum Staatschef. Seine Beobachter und Weggefährten bescheinigen dem jungen Mann auf dem Weg nach oben ein außergewöhnliches Maß an "strategischer Intelligenz".

Er knüpft sein Netzwerk und pflegt die Kontakte, die ihm später auf dem Weg nach oben nützlich sein können. Jene, die Macrons Weg einmal gekreuzt haben, beschreiben sein großes Talent zur Verführung. "Er besitzt die Fähigkeit, seinem Gegenüber das Gefühl zu geben, nur er allein existiere in diesem Moment. Er passt sich auf phänomenale Weise an sein Gegenüber an und übernimmt seine Argumente. Macron ist ein Chamäleon."
Quelle:
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Etwa gegen Ende des Film, Szenen des TV-Duells mit Marine Le Pen, das er klar für sich entschied. (etwa ab 38 min.)

Uwe Farz 13.07.18 22:30

Ich habe das TV Duell damals auf BFM TV in voller Länge gesehen. Ich weiss nicht, was Le Pen für Berater hatte. Jedenfalls hat sie es grandios vergeigt. Nur auf Krawall und Attacke gebürstet. Ein Stapel Spickzettel vor sich auf dem Pult, mit denen sie sich gegen Ende dann auch noch buchstäblich verzettelte und völlig aus dem Zusammenhang gerissene Sätze von sich gab. Ein schwacher Auftritt, der es Macron leicht machte. Trotzdem wirkte er manchmal ganz schön genervt.

Der Franzose tut sich allgemein schwer mit dem Begriff "Kompromiss". Das wird Macron sicher noch zu spüren bekommen. Er macht aber auch im Moment einfach zuviel Fässer auf.

pauli8 13.07.18 23:56

Seit Macron geht es mit der Wirtschaft bergauf.

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Wie er die anderen Probleme lösen oder mindern kann wird man sehen.

Die Gewerkschaften sollen ihm ja schon verziehen haben.

Uwe Farz 14.07.18 00:14

Ich habe mir vor 30 Jahren in France Sud Ouest nahe Atlantikküste ein Bauernhaus gekauft, das ich von da an in jedem Urlaub renoviert habe. Seit 2 Jahren wohne ich da. Bin jetzt "Auslandsdeutscher" mit Vermerk "Kein Hauptwohnsitz in Deutschland" im Personalausweis und verprasse hier meine Rente. Von daher glaube ich ein wenig Ahnung zu haben, was hier auf der politischen Bühne so passiert. Jedenfalls hat Macron sich eine Herkules Aufgabe gestellt. Die Franzosen arbeiten, um zu leben - nicht umgekehrt. Und sie sind sehr stur. Viele, die ich kenne, haben ihn gewählt, um Le Pen zu verhindern.

betaalpha 14.07.18 08:39

Zitat:

Die Franzosen arbeiten, um zu leben - nicht umgekehrt.
Sympathisch!

Nana12 14.07.18 09:26

Macron setzt eine Politik um die scheitern muss, da Deutschland da weit voraus ist. Noch immer kann nicht jeder BIP vom Nachbarn schnorren. Zwar wird Macron das Defizit ein wenig eindämmen, aber nur zu einem hohen Preis. Die Jubelmeldungen unserer Presse sollen klar unterstreichen, dass auch bei uns alles gut ist, weil uns alle kopieren wollen und jetzt ein Macron auch "deutsch spricht" (wie Söder sagen würde).

Aber wie sieht die Stimmung in Frankreich aus?

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Macron hat sich innerhalb kürzester Zeit bestmöglich entzaubert, und es spricht nichts dafür, dass er daran etwas ändern möchte. Wer dieses Vakuum am ehesten füllt, kann man sich denken. Das ist das Problemen an einer Wirtschaftspolitik die keine Nachhaltigkeit hat. Sie setzt den sozialen Frieden aufs Spiel, und das ist keine Neuigkeit, das wissen wir eigentlich seit Ludwig Erhards "Wohlstand für alle".

betaalpha 14.07.18 10:34

Ich behaupte mal, dass die Empathielosigkeit der Menschen im Zusammenhang mit der Wirtschaftspolitik steht. Der Mensch ist doch nur noch eine Nummer, eine lästige Kostenstelle, ein gewinnreduzierendes Hindernis und Rechte einfordern tut es auch noch.
Wenn sich das mal dreht, Menschen wieder vor Gewinne steht, Wirtschaft für die Menschen da zu sein hat und Politik für - nicht gegen - Menschen gemacht wird, wird die Empathie wieder da sein.
Aber da werde ich wohl als Träumer verbleiben.

Was das mit Macron zu tun hat? Nun, er ist auf dem Wege für die Wirtschaft da zu sein. Und wird die Menschen immer weiter nach hinten setzen.

Uwe Farz 14.07.18 15:37

Zitat:

Zitat von betaalpha (Beitrag 32393843)
Ich behaupte mal, dass die Empathielosigkeit der Menschen im Zusammenhang mit der Wirtschaftspolitik steht. Der Mensch ist doch nur noch eine Nummer, eine lästige Kostenstelle, ein gewinnreduzierendes Hindernis und Rechte einfordern tut es auch noch.
Wenn sich das mal dreht, Menschen wieder vor Gewinne steht, Wirtschaft für die Menschen da zu sein hat und Politik für - nicht gegen - Menschen gemacht wird, wird die Empathie wieder da sein.
Aber da werde ich wohl als Träumer verbleiben.

Neoliberale Thinktanks haben für das, was du hier schreibst, das Unwort "Sozialromantiker" in die Welt gesetzt.
Tatsache ist leider, dass niemand mehr gegen die "Märkte" regieren kann.
Ich würde mal sagen geben wir Macron die Zeit, die er vom Wähler bekommen hat. Danach kann man Bilanz ziehen.

pauli8 14.07.18 16:13

Macron hat ja noch Zeit für seinen Reformkurs bis Mai 2022. Man sollte sie ihm geben.

Zitat:

Von Frankreich lernen
Moderne Sozialpolitik muss sich an individuelle Lebenslagen und Bedürfnisse anpassen. Das bedingungslose Grundeinkommen kann das nicht. Flexible Erwerbskonten schon....[...]
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Und auch ich wiederhole die Feststellung von Uwe Farz gerne:

Man kann heutzutage nicht mehr gegen die "Märkte" regieren ! :T

Nana12 14.07.18 17:39

Zitat:

Zitat von Uwe Farz (Beitrag 32395600)
Tatsache ist leider, dass niemand mehr gegen die "Märkte" regieren kann.

Das ist keine Tatsache sondern ein Dogma. 2008 wurde gegen die Märkte regiert als es opportun erschien. Und das ist nicht das einzige Beispiel.

2008 hat meine eine Krise abgewehrt, die das Zeug hatte die erste Weltwirtschaftskrise mühelos in den Schatten zu stellen, mit entsprechenden Verwerfungen im politischen und sozialen Gefüge. Das ist eine wirkliche Tatsache. Tatsache ist leider auch, dass marktideologische Dogmen ja auch nur vorgeschoben sind, wie man an diesem Beispiel erkennt. Gerettet wurde nicht nur der Glaube an die Märkte sondern vor allem die Profiteure, die sich an ihrem eigenem Modell verbrannten.

Es ist auch keine Frage ob Macron scheitert. Sein Modell wurde in *******rer Form schon in den krisengebeutelten Staaten Europas getestet und ist gescheitert. Das man sich dieses Scheitern nicht eingestehen will, liegt an der Alternativlosigkeit (bzw eher Fanatismus) des ideologischen Überbaus. Die Verantwortlichen können hier nicht ausbrechen. Und wie man an dem Zitat erkennt, wird das auch allen so verordnet.

Und ganz ehrlich: Will jemand eine Bilanz ziehen, die nicht in dieses Schemata passt? Kann man überhaupt eine Bilanz ziehen? Wenn voraussichtlich LePen dann Macron beerbt haben, haben wir ohnehin den Buhmann für das Ende der Geschichte. Wie einst Brüning, der alles richtig gemacht hat, würde er als traurige Gestalt in die Geschichte eingehen, deren Erfolg nur durch höhere Gewalt ein Ende gesetzt wurde. Und wenn er nicht von LePen abgelöst wird, hat er eh alles richtig gemacht (Staitisken rechnen wir so lange um, bis es passt). Egal wie: Er liegt immer richtig. Daraus folgert, dass die marktkonforme "Demokratie" sakrosankt bleibt.

Uwe Farz 14.07.18 21:33

Zitat:

Zitat von Nana12 (Beitrag 32396332)
Das ist keine Tatsache sondern ein Dogma. 2008 wurde gegen die Märkte regiert als es opportun erschien. Und das ist nicht das einzige Beispiel.

Wenn voraussichtlich LePen dann Macron beerbt haben, haben wir ohnehin den Buhmann für das Ende der Geschichte.

2008 wurde nicht gegen die Märkte, sondern für sie regiert. Wer ist denn für die ganzen "Bail Outs" aufgekommen? Der Steuerzahler.
Goldmann Sachs hat den Griechen bei der Bilanzfälschung zur Aufnahme in die EU geholfen. Hatte das Folgen für Goldmann Sachs?
Die ganz normalen Bürger haben für die Zockereien der Banken bezahlt.

Ausserdem verwette ich meinen Bauernhof, dass Marine Le Pen niemals Präsidentin von Frankreich wird. Dieser feuchte Traum aller PI Hasskappen ist inzwischen auf dem absteigenden Ast.
Hier drohen Gefahren aus anderen Richtungen.

betaalpha 14.07.18 21:48

Zitat:

Tatsache ist leider, dass niemand mehr gegen die "Märkte" regieren kann.
Zitat:

Das ist keine Tatsache sondern ein Dogma.
Ich empfinde das auch als Dogma. Wo ein Wille ist, ist auch...
Da bin ich gerne ein "Sozialromantiker". Das ist wenigstens eine wertige Vision. ;)

Nana12 14.07.18 23:29

Zitat:

Zitat von Uwe Farz (Beitrag 32397721)
2008 wurde nicht gegen die Märkte, sondern für sie regiert.

Es entsprach aber nicht der Marktlogik "systemrelevante Banken" mit Steuergeldern zu retten. Man widersprach fundamental dem Markt, der bekanntlich immer Recht hatte. Ergo regierte man gegen den Markt, um die Marktakteure zu retten.

Ideologien werden immer dann ausgesetzt, sofern sie die Interessen der Profiteuren widersprechen. So vögeln und koksen sich die Beschützer der heiligen Stätte des Islams mal so ganz unislamisch um den Globus. Und in Nordkorea wird eine perverse Form des Kommunismus gepredigt, aber im Grunde ist es eine Erbomarchie. Ideologien sind hier Mittel zum Zweck, nicht Leitfaden für die Herrschenden.
Und genauso wie diese Beispiele in ihren Regionen für Normalsterbliche absolut zu gelten haben, so hat für uns der Markt zu gelten. In diesem Sinne ist es auch natürlich logisch, dass niemand gegen Märkte regieren kann, selbst wenn das Gegenteil uns in den Hintern beißt.

Ob LePen gewinnt oder nicht gewinnt weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass die Entwicklung, die den Aufschwung der "Rechtspopulisten" durch eine Politik verursacht wurde, für die Macron wie kaum ein zweiter steht. Und deswegen auch mein Verweis auf Ludwig Erhard. Auch die ökonomischen Verhältnisse müssen sich an Stabilität und Nachhaltigkeit messen lassen oder sie taugen nichts.

betaalpha 15.07.18 08:28

Zitat:

Zitat von Nana12 (Beitrag 32398311)
Es entsprach aber nicht der Marktlogik "systemrelevante Banken" mit Steuergeldern zu retten. Man widersprach fundamental dem Markt, der bekanntlich immer Recht hatte. Ergo regierte man gegen den Markt, um die Marktakteure zu retten.

Wenn solch widersprüchliches Handeln erforderlich ist, damit etwas nicht zusammenbricht, hat es eigentlich versagt.
Genau, man sagt immer wieder, der Markt regelt es. Es hätte eigene "Gesetze" nach der sich das Ergebnis dann ergibt.
Das ist schonmal in meinen Augen demokratiefeindlich. In der Demokratie stimmt man ab und überläßt nicht etwas sich selbst, sondern kontrolliert es.
Deswegen hat der Kapitalismus auch kein Interesse an der Demokratie.
Damit das nicht sichtbar wurde, hat man den angeblich freien und sich selbst regulierenden Markt beeinflusst. Ein Widerspruch!

Im Prinzip hat der neoliberale Kapitalismus genauso verloren. Wird Zeit, endlich das zu akzeptieren und dem Kahn eine neue Richtung zu verpasen. Noch geht es.

Bei der Bankenrettung wurden Millarden an Zockern verbrannt. Die Armut hätte mal die Aufmerksamkeit verdient.


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