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22.09.21, 06:46
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#1
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Silent Running
Registriert seit: Feb 2010
Beiträge: 7.248
Bedankt: 22.246
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Nostalgie - Ich bin ein Wesen aus der Eizeit
Zitat:
Nostalgie
Ich bin ein Wesen aus der Eizeit
Eine Midlife-Kolumne von Juno Vai
Es gibt Dinge, die mich an die »gute alte Zeit« erinnern, sie vermitteln Geborgenheit. Einige sind flauschig und süß – andere eher mörderisch. Ein eiloses Leben schien in den Siebzigern undenkbar.
21.09.2021, 19.05 Uhr
Eischneider: Auf den Saiten konnte man schräge Lieder spielen
Foto: imago stock&people / imago/Westend61
Versetzen Sie sich zurück in die Zeit, als Sie etwa zehn Jahre alt waren. Auf Ihrer Stereo-Kompaktanlage von Telefunken läuft das Debütalbum von »The Alan Parsons Project«. Sie tragen einen samtweichen knallroten Nicki mit blau-gelben Blumen drauf und lesen nebenbei »Momo«. Ihre ältere Schwester hat gerade ein Patschuli-Räucherstäbchen angezündet und Tee aufgesetzt. Der Bruder robbt mit seinen Freunden durch den Wald und spielt »Manöver«.
Die Siebziger. Im Rückblick ein spießiges, geschmackloses, materialistisches Jahrzehnt. Aber auch eine Zeit, in der man als behütetes Bürgerkind viel Spaß haben konnte. Wir bekamen nichts davon mit, dass Ulrike Meinhof erhängt in ihrer Zelle in Stammheim gefunden wurde. Wir spielten auf der Straße Brennball, stromerten durch verlassene Häuser, warteten sehnsüchtig auf die nächste Folge »Raumschiff Enterprise«.
Im Sommer fuhr die Familie nach Italien, um sehr viele Nudeln zu essen und sich am Adriastrand Verbrennungen ersten Grades zu holen. Wir nahmen immer den Zug, und kaum hatten wir uns streitend, zeternd oder schmollend auf die breiten, samtbezogenen Sitze fallen lassen, griff irgendjemand in die Tasche mit dem Proviant und zog die Eierbox heraus. Eine praktische Transportschachtel für Hartgekochte, die meine Mutter in der DDR erstanden hatte. Der untere Teil aus Plaste so blau wie ein FDJ-Hemd, der obere aus stark zerkratztem Plexiglas. In der Mitte der Clou: ein winziger Salzstreuer.
Das Viereinhalb-Minuten-Ei
Es gibt Menschen, die erinnern sich, wenn sie an die Siebziger denken, an ihr Bonanzarad oder den Geschmack von Brauner-Bär-Eis. An Petting auf flauschigen Flokatis und Flaschendrehen.
Wenn ich auf meine Kindheit zurückblicke, sehe ich diese banale Eierbox. Wie wir uns in der Bahn auf ihren Inhalt stürzen, genüsslich die Schale von den Eiern abpellen und hineinbeißen, während langsam die Erkenntnis in uns sackt, dass wir auf dem Weg in den Süden sind, wo Abenteuer locken: der erste Kuss, Disco im Hotel, fremdländische Rufe in den Straßen, das Meer, auf dem man schweben kann.
Das Ei war damals irgendwie omnipräsent. So praktisch, so nahrhaft, fast unkaputtbar. Unser ganzer Haushalt wimmelte von Gerätschaften, die sich ausschließlich dem Ovum widmeten. Dem Ovum concretum, um genau zu sein, dem Ei in seiner hart gekochten Form.
Da gab es den Eischneider, auf dessen Saiten wir schräge Lieder spielten wie auf einer antiken Winkelharfe. Den Eipikser und die Eieruhr – Luft raus, viereinhalb Minuten, bloß keinen Fehler machen. Und auf jeder Party tauchte verlässlich der Porzellanteller mit den Einbuchtungen fürs Ei auf, das zuvor halbiert, entkernt und dann mit Kaviar gekrönt wurde.
Am meisten im Gedächtnis geblieben ist mir aber der Eiersollbruchstellenverursacher. Ein Instrument aus babyblauem Melamin mit zwei gezackten Klingen, die man mit Zeigefinger und Daumen zusammenschob und damit in eine tödliche Guillotine verwandelte. Denn in dem Rund steckte der Kopf des unschuldigen Eies. Der pastellblaue Killer hatte noch eine Schwester aus schnödem Blech, die wie eine Schere funktionierte und dem Ei mit einer Reihe haifischartiger Zähne zu Leibe rückte – um das Haupt dann quasi abzureißen.
Kochen, spalten, köpfen, reißen – im Rückblick liest sich die kleine Eierkunde der Siebziger wie eine Folteranleitung. Ein Wunder, dass wir armen Kinder nicht traumatisiert wurden. Aber wir haben das bestimmt verdrängt, abgespalten sozusagen. So wie die grimmschen Märchen, da rollen ja auch die Köpfe. Zu archaisch, erklärte mir neulich ein Erzieher, das kann man den Kindern von heute nicht mehr zumuten.
Eiersollbruchstellenverursacher (in der Mitte)
Foto: Juno Vai
Das Frühstücksei, das ist die traurige Wahrheit, ist ja nichts weiter als ein verhindertes Küken. Dennoch erfreut es sich trotz Vegan-Boom erstaunlicher Beliebtheit: Im Jahr 2020 lag der Pro-Kopf-Konsum von Eiern in Deutschland bei 239, Tendenz steigend. Im Jahr 1976, als ich zehn war, brachte es jeder Bundesbürger sogar auf 290 Stück. Fast 300 Exekutionen in einem Jahr, mal 61,6 Millionen – das macht knapp 18,5 Milliarden. Was für eine Splattergeschichte!
Mein Mann ist davon überzeugt, dass die Art des Eierköpfens viel über den Esser aussagt. Die gequälte Säbelei, der Versuch, den Kopf des Eies wie beim Holzsägen zu durchtrennen, sei Zeichen für einen gewissen unbeholfenen Sadismus, meint er.
Mein Mann kennt sich aus mit Eiern. Sein Vater besaß etwas, das man in den Siebzigern als Hühner-KZ bezeichnete. Er hatte einen Stall, in dem auf sehr engem Raum viele Hühner sehr viele Eier legten. Sie wurden mit Möhren und Fischmehl gefüttert, damit das Dotter eine schöne Farbe bekam. Der Hühnerstall roch nicht gut. Aber er führte zu bescheidenem Wohlstand. In der Kindheit meines Mannes gab es Eier in jedem nur denkbaren Aggregatzustand: als Omelett oder Rührei, im Glas, im Pfannkuchen, auf den Bratkartoffeln. Die totale Eierei.
Mir scheint, der Umgang mit diesem Nahrungsmittel sagt einiges aus über die Generationen und ihre Art zu leben. Meine Tochter hat an ihrem vierten Geburtstag einen legendären Auftritt beim Eierlauf hingelegt: Während ihre Gäste hoch konzentriert mit dem Löffel in der Hand auf die Ziellinie zuwackelten, blieb sie seelenruhig am Start stehen, pellte ihr Ei und schob es sich in den Mund. Genuss ging ihr vor Wettkampf.
Heute ist sie vegan, giert aber periodisch immer noch nach Eiern. Dann gönnt sie sich eins und fühlt sich hinterher schuldig. Mein Vater, Kriegsgeneration, aß Eier, wenn er Lust darauf hatte. Er war ein strikter Vertreter des kurzen und schmerzlosen Köpfens. Er verschmähte sämtliche Eiergerätschaften, griff zum Messer, zielte und machte dem armen Ei mit einem beherzten horizontalen Schlag den Garaus.
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Quelle:
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Diese Kolumne hat mir gefallen. und
Meine Frau geht mit dem Früistücksei eher "brutal" um. Sie köpft es mit dem Messer und ich muss dann das "Käpsele" essen.
Wie geht ihr mit den Eiern um ?
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Die folgenden 4 Mitglieder haben sich bei pauli8 bedankt:
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22.09.21, 07:06
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#2
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AZOR AHAI
Registriert seit: Aug 2013
Beiträge: 4.894
Bedankt: 21.182
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Meine Madame streichelt sie
Aber ja, für mich nur Köpfen
Nicht zu vergessen die Eierbecher mit dem Mützchen oben drauf, welches Oma extra strickte.
War schon ziemlich schräg hahaha
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Die folgenden 5 Mitglieder haben sich bei MotherFocker bedankt:
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22.09.21, 16:28
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#3
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Master of Desaster
Registriert seit: Dec 2014
Beiträge: 3.980
Bedankt: 3.003
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Das Ding hiess Eierwaermer..nicht zu verwechseln mit dem Kaffeekannenwaermer und dem Tropfenfaenger der Gleichen, nach schuetten.
Die gab es auch zu kaufen in irgendeiner Kuekenform , zumeist geschaeumt.
Allein das Wort heutzutage in den Mund zu nehmen, waere Sexismuss³
Ich roll sie, wenn sie hart sind. Frueher schlug ich die auch irgendwo am naechst hohlen Kopf, sprich Stirn eben an.
Geändert von Caplan (23.09.21 um 06:10 Uhr)
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei Caplan:
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22.09.21, 17:59
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#4
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Allgäuer Latschenkiefer
Registriert seit: Sep 2009
Ort: ...fern bei dem Stern
Beiträge: 638
Bedankt: 369
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...bei uns hiess es, wegen der mangelwirtschaft, iss ein ei mehr...nach dem winter 78/79, als ganz viel nutzvieh umgekommen war, hiess es, iss ein ei weniger !
ich ess mindestens 10 eier die woche, die sind so gesund, kein tier muss dafür sterben und ich hoffe, alle sind irgendwie ein bissel glücklich ;-)!
Lg
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...und es wird Zeit, für eine neue und bessere Unendlichkeit!
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei MadWarbeast:
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22.09.21, 19:17
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#5
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Streuner
Registriert seit: Aug 2013
Beiträge: 11.106
Bedankt: 13.095
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Auf den Tisch klopfen bis die Schale spring, dann abpulen.
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22.09.21, 21:27
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#6
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Silent Running
Registriert seit: Feb 2010
Beiträge: 7.248
Bedankt: 22.246
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karfingo…das hab ich neulich auch probiert. Aber da hat mir offensichtlich jemand ein „Steinei“ untergejubelt.
Da gab es eine große Delle im Holztisch von Ikea. Jetzt kann ich die gleich als Eierbecher verwenden.
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei pauli8:
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24.09.21, 00:47
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#7
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Streuner
Registriert seit: Aug 2013
Beiträge: 11.106
Bedankt: 13.095
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Den Gag hatten wir früher mit den „Gipseiern“, welche kaum aus Gips waren.
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Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei karfingo bedankt:
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