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		|  04.11.24, 08:22 | #1 |  
	| Super Moderator 
				 
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				 Deutschland hat ein Anti-E-Auto-Problem 
 
			
			
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		| Krise bei VW 
 Deutschland hat ein Anti-E-Auto-Problem
 
 Eine Kolumne von [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
 
 Wer mit einem E-Auto in eine deutsche Werkstatt geht, etwa zum Reifenwechsel, macht unter Umständen absurde Erfahrungen. Und die spiegeln ein Riesenproblem, das VW und andere Hersteller haben.
 
 03.11.2024, 12.13 Uhr
 
 
  VW ID.4: Mit Fakten ist es beim Thema E-Auto in Deutschland nicht weit her Foto: Arnulf Hettrich / IMAGO
 
 Als unser zwölf Jahre alter Verbrenner vor einiger Zeit den Dienst einstellte, stiegen wir auf ein Elektroauto um. Mit einer fünfköpfigen Familie ist das gar nicht so einfach, aber wir fanden ein passendes, das kein SUV-Monster ist, von einem deutschen Hersteller. Wir lieben es, auch wenn wir es ziemlich selten benutzen (bei drei Kindern, die Mannschaftssportarten ausüben, ist ein Auto manchmal sehr nützlich). Zu Hause macht unser Solardach die Batterie kostenlos voll. Das Auto fährt sich fantastisch, macht keinen Krach und schafft locker 450 Kilometer mit einer Ladung, auch auf der Autobahn. Am Schnelllader ist es ratzfatz wieder bei 80 Prozent.
 
 Das Auto ist zwar sehr gut, aber noch ziemlich teuer und auch deshalb geleast. Das haben wir mit vielen anderen Deutschen gemeinsam, die im Moment eher kein neues E-Auto kaufen: Wir rechnen damit, dass es in wenigen Jahren noch bessere und deutlich billigere geben wird. Das ist im Moment völlig rational, wird in der hysterischen »Der Markt bricht ein!!!«-Debatte aber konsequent ausgeblendet.
 
 Mit Fakten ist es beim Thema E-Auto in Deutschland nicht weit her. Der Markt bricht nicht ein, er nähert sich Monat für Monat wieder der Marke an, die vor dem plötzlichen, überraschenden Streichen der Förderung schon erreicht worden war. Das Narrativ hierzulande aber ist ein völlig anderes.
 
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 Deutschland, deine Bescheidwisser
 
 Noch krasser ist die deutsche Fehlwahrnehmung mit Blick auf die globale Ebene: Der Markt für Elektroautos wächst weltweit exponentiell, und zwar schon seit mehr als zehn Jahren. Exponentiell heißt: immer schneller. Binnen fünf Jahren hat sich der weltweite Absatz von E-Autos versechsfacht. Im Jahr 2023 wuchs der Markt um 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr – die [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] hier allerdings auch 30 Prozent Plug-in-Hybride. 10 Millionen rein batterieelektrische Fahrzeuge wurden 2023 weltweit verkauft und [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], mit riesigen Zuwachsraten. Zum Vergleich: Das Autoland [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] bislang ungefähr drei Millionen Autos pro Jahr – insgesamt.
 
 Der Markt für Autos mit Verbrennungsmotoren schrumpft [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Das haben deutsche Autobauer [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], und jetzt brechen ihnen die Exporte weg. Das ist ein maßgeblicher Teil des Problems von VW (die Grünen können nichts dafür, auch wenn Markus Söder das unablässig behauptet).
 
 Auf dem deutschen Markt gibt es aber noch ein ganz anderes Problem, und zwar den deutschen Automann. Ich schreibe ganz bewusst Mann, denn das Auto-Bescheidwissertum in Deutschland ist eine vorrangig männliche Domäne. Unglücklicherweise (für VW und andere Hersteller) scheinen nicht unwesentliche Teile der deutschen Auto-Bescheidwisser sich mittlerweile sehr in der Rolle des aggressiven E-Auto-Nichtbescheidwissers zu gefallen.
 
 »Dann haben wir einen Wirtschaftlichen«
 
 Als meine Frau kürzlich in einer Werkstatt einer deutschlandweit operierenden Kette Winterreifen kaufen und montieren lassen wollte, schien zunächst alles ganz einfach zu sein: Ein freundlicher junger Werkstattmitarbeiter bot verschiedene Modelle an, mit und ohne Felge. Beim Besuch mit dem Auto kam dann der Meister der Werkstatt hinzu und es entspann sich in etwa folgendes Gespräch.
 
 Meister: »Das ist ja ein E-Auto. Das machen wir nicht.«
 
 Meine Frau: »Warum das denn?«
 
 Meister: »Was da alles schiefgehen kann! Wenn wir das auf der Hebebühne falsch ablasten, dann bekommt womöglich die Batterie einen Knick. Dann fängt das an zu brennen.«
 
 Der junge Mitarbeiter nickte nun besorgt.
 
 Meister: »Dann haben wir einen Wirtschaftlichen.« Er meinte vermutlich: Totalschaden.
 
 Der junge Mitarbeiter, pflichtschuldig nickend: »einen Wirtschaftlichen.«
 
 Meister: »Und dann ist die Kacke am Dampfen.«
 
 Wie gesagt: Es ging hier um die Montage von vier Winterreifen auf Felge, an ein Auto von einem deutschen Hersteller. In der Reifen-Fachwerkstatt, die meine Frau anschließend aufsuchte, zuckte man nur mit den Schultern: »Klar machen wir das. Ist doch völlig egal, ob das ein E-Auto ist.«
 
 Wartungsarm? Das geht ja gar nicht.
 
 Wenn unser Erlebnis typisch gewesen sein sollte, dann wünsche ich der oben zuerst erwähnten Werkstattkette viel Glück in den letzten Jahren ihrer Existenz.
 
 Geschichten wie diese ereignen sich in Deutschland derzeit landauf, landab. Ich habe mich umgehört und einige teils lustige, teils entlarvende Anekdoten zu hören und zu lesen bekommen. Bei X antwortete mir jemand etwas, das mir bekannt vorkam: »Sie haben sich nicht getraut, das Auto mit der Hebebühne anzuheben und haben die Reifen dann mit dem Rangierwagenheber gewechselt.«
 
 Viele der Anekdoten haben mit blankem Unwissen zu tun, auch diese: »Beim ersten Mal hat die Werkstatt einen Winter-Check-up angeboten, mit Ölwechsel und so.« Elektroautos brauchen keinen Ölwechsel, sie sind generell extrem wartungsarm und deshalb sparsam im Betrieb, was manche Werkstattbetreiber natürlich nicht gut finden.
 
 Sensationell niedrige Servicekosten
 
 Viele E-Auto-Fahrer berichteten zufrieden von ihren sensationell niedrigen Servicekosten. Bei Mastodon schreibt ein E-Auto-Besitzer von einem Gespräch mit einem Gebrauchtwagenhändler mit angeschlossener Werkstatt: »Er hat mir erzählt, dass er nur sehr ungern Elektroautos verkauft, da diese im Gegensatz zu Verbrennern später kaum zur Wartung in die Werkstatt müssten.« Andere wiederum melden – gerade in Vertragswerkstätten – groteske Preissteigerungen für »Inspektionen« bei denen nur Scheibenwischblätter ausgetauscht, Kabel »sichtgeprüft« und die Hupe »getestet« wurden.
 
 Ein anderer mehrfacher E-Auto-Besitzer erzählte: »Auf der Suche nach einer günstigen Inspektion haben mir drei freie Werkstätten abgesagt, weil sie keine Elektrofahrzeuge nehmen.« Ein Argument am Telefon sei gewesen: »Ich will nicht, dass meine Halle abfackelt.« Mehrere andere erzählten von Gesprächen mit Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern von Werkstätten, die übliche Anti-E-Auto-Talking-Points auf Lager hatten. Etwa die angeblich so schlimmen Umweltschäden wegen der verbauten Rohstoffe (tatsächlich ist der [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], außerdem kommen neue Batterietypen mit immer weniger Materialien wie Kobalt oder Nickel aus). Andere Autofachkräfte erklärten offen, sie würden »E-Autos hassen«.
 
 Es gibt auch nette Geschichten
 
 Es gab, das soll hier nicht unerwähnt bleiben, auch sehr nette Geschichten wie diese: »Zwei Mitarbeitende sind immer total scharf drauf, das Hin- und Herfahren mit mir zu übernehmen, weil sie [mein E-Auto] fahren wollen. Oft überlasse ich ihnen auch die Rückfahrt und setze mich daneben, weil ich es mag, einfach den Fahrspaß der beiden zu sehen.« Viele hatten auch einfach keine negativen Werkstatterfahrungen gemacht – die Bandbreite ist groß.
 
 An den teils wenig zukunftsfähigen Fachkräften sind die deutsche Autobranche und Verbände wie der VDA mitschuldig. Sie haben die Anti-E-Auto-Stimmung vielfach selbst erzeugt, um Teile der deutschen Industrie vor dem Wandel zu schützen. Das erweist sich jetzt, wie zu erwarten, als fataler Irrweg. Und sie haben offenbar zu wenig dafür getan, dass sich die Fachkräfte fortbilden.
 
 Es sind nicht nur die Hochvolt-Schulungen
 
 Die Geschichten über abgewiesene Kunden, auch unsere eigene, haben nämlich einen faktischen Kern: Wer an einem E-Auto einfache Arbeiten an Karosserie oder Reifen durchführen soll, braucht offiziell eine [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] (oder 1S). Die dauert laut Dekra 1,5 bis 3 Stunden, kann online stattfinden und kostet dann netto [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] (auch TÜV Nord und Süd bieten entsprechende Schulungen an, die Preise variieren stark). Das ist vielen Werkstätten – auch solchen, die zu bundesweiten Ketten gehören – offenbar zu viel Aufwand. Aber ein abgewiesener Kunde kommt dann eben auch nie mehr wieder.
 
 Hinter all den Anekdoten verbirgt sich auch noch etwas anderes, für die deutsche Industrie noch Problematischeres: Teile der deutschen Autoliebhaber haben all die Desinformationsgeschichten über E-Autos verinnerlicht und sich eine tiefe, emotionale Abneigung gegen diese in vieler Hinsicht überlegenen Fahrzeuge zugelegt. Ich persönlich würde nach dem Fahrerlebnis im E-Auto niemals zu einem Verbrenner zurückwechseln – und damit bin ich in [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] – über 90 Prozent der E-Auto-Fahrer weltweit sind mit ihrem Fahrzeug zufrieden.
 
 Wenn es ins Narrativ passt, sind Fakten egal
 
 Trotzdem wurde vielerorts kürzlich eine sehr irreführende »Studie« der HUK Coburg dankbar aufgenommen: Quer durch die deutsche Presselandschaft wurde auf Basis einer vergleichsweise winzigen Stichprobe behauptet, »ein Drittel« der deutschen E-Auto-Besitzer wechselte zurück zum Verbrenner (auch [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] wurde die Studie aufgegriffen, aber hier ohne den irreführenden Ein-Drittel-Spin). Das ist definitiv nicht die Aussage dieser »Studie«. Die HUK Coburg wollte auf Anfrage des [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] auch nicht verraten, auf wie vielen E-Auto-Fahrern ihr flächendeckend fehlinterpretiertes Ergebnis eigentlich basierte. Aber die Story passte eben ins Narrativ.
 
 Die E-Auto-Ablehnung wird online massiv propagandistisch unterfüttert: Bei Facebook zum Beispiel gibt es Gruppen mit teils vielen Zehntausend, teils Hunderttausenden Mitgliedern, die sich meist an »echte Männer« wenden. Sie enthalten ein Potpourri aus platten Herrenwitzen, bezahlten Produktempfehlungen, Bikini- und Minirockbildern, geklauten Kochrezepten, Heimwerkertipps, Nostalgieposts, Clickbait-Links und Männlichkeitsklischees (Bratwurst essen, hart arbeiten, hart feiern, »schrauben«).
 
 Dazwischen: rechtsradikale Propaganda, prorussische Propaganda, Impfgegner-Propaganda, Veganer- und Vegetarierhass – und hämische Ablehnung von Elektroautos wie »Du bist nicht Du, wenn Du Elektro fährst« als T-Shirt-Spruch. So mancher E-Auto-Fahrer hat auch schon auf der Straße Aggression erlebt – nur wegen der Antriebstechnik. Reifen werden zerstochen, Ladesäulen sabotiert, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] einen »bundesweiten Trend« mit Onlinemobbing gegen E-Mobilisten.
 
 Deutschland hat ein nationales Anti-E-Auto-Problem. Es besteht aus Propaganda, Desinformation, aggressiver Nostalgie und offenem Hass – und lauter freiwilligen, freischaffenden Multiplikatoren dafür. Und das ist jetzt auch das Problem von VW.
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Reifen zerstechen, weil sie an einem E Auto montiert sind? Na, willkommen in Deutschland.     |  
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