[pauli8]

Thüringen

Razzia gegen Neonazi-Netzwerk

Mehr als 500 Einsatzkräfte haben in drei Bundesländern Wohnungen durchsucht. Eine Neonazi-Gruppierung soll jahrelang Drogenhandel und Geldwäsche betrieben haben.

26. Februar 2021, 12:21 Uhr Aktualisiert am 26. Februar 2021, 19:02 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, AFP, iso



Polizistinnen und Polizisten stehen im thüringischen Ballstädt vor einem Haus, das im Rahmen der Razzia gegen die rechte Szene durchsucht worden ist. © Michael Reichel/dpa

In drei Bundesländern sind Ermittler mit einer Razzia gegen eine mutmaßliche kriminelle Vereinigung von Neonazis vorgegangen. Dazu haben Beamte 27 Wohnungen und Geschäftsräume in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Hessen wegen Verdachts auf groß angelegten Drogenhandel und Geldwäsche durchsucht, wie das Landeskriminalamt Thüringen (LKA) mitteilte. Gegen acht Beschuldigte zwischen 24 und 55 Jahren sind Haftbefehle vollstreckt worden.

Ein Vollstreckungshaftbefehl wurde gegen einen weiteren Verdächtigen umgesetzt, zudem ist ein Mann laut LKA vorläufig festgenommen worden, da Drogen bei ihm gefunden wurden. Mehr als 500 Einsatzkräfte der Polizei sowie Polizeihunde und eine Drohne kamen bei der Aktion zum Einsatz. Insgesamt soll es 21 Beschuldigte geben.


Ermittler sicherten unter anderem Kreditkarten, Handys und diverse Speichermedien. Außerdem wurden bei den Durchsuchungen etwa 120.000 Euro Bargeld, Schusswaffen und rechte Devotionalien gefunden. Ob die Waffen noch schussfähig seien, müsse erst noch überprüft werden, sagte LKA-Präsident Jens Kehr. Zu den gefundenen Drogen gehören den Angaben zufolge Crystal Meth und Heroin. Kehr sagte, die Ermittlungen zeigten einmal mehr, dass sich die rechts******* Szene teils durch Rauschgiftkriminalität finanziere.

Ziel der Aktion sei es, Beweise zu finden sowie Vermögen aus kriminellen Geschäften, etwa Autos oder teure Möbel, sicherzustellen, sagte ein Sprecher des LKA. Weitere Durchsuchungen könnten im Laufe des Tages hinzukommen, wenn sich neue Verdachtsmomente ergeben würden.

Abhöraktion des Verfassungsschutzes als Auslöser

Nach einem Bericht des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) handelt es sich bei den Verdächtigen um mutmaßliche Mitglieder der sogenannten Neonazibruderschaften Turonen und Garde 20, welche zu der rechts*******n Bruderschaft Thüringen gehören. Sie sollen seit Jahren Drogenhandel betrieben und die Gewinne aus den illegalen Geschäften gewaschen haben. Bei diesem Verfahren soll ein Anwalt der Neonaziszene eine Rolle spielen, dessen Kanzlei in Hessen ebenfalls durchsucht wurde, heißt es in dem Bericht.

Laut dem Landesverfassungsschutzbericht 2019 pflegen die Bruderschaften "unter anderem durch das Tragen von Lederkutten einen Rocker-Habitus, ohne jedoch dort angebunden zu sein". Gegen Mitglieder der Bruderschaft Thüringen wurde bereits unter anderem wegen Körperverletzung, Hehlerei, Volksverhetzung, Bedrohung, Betrug, Urkundenfälschung und Drogendelikten ermittelt, wie aus der Antwort des Landesinnenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Rechtsextremismusexpertin der Thüringer Linke-Fraktion, Katharina König-Preuss, hervorging.

"Harter Schlag gegen rechts******* Strukturen"

Laut MDR soll das Netzwerk zudem in Gotha ein Bordell betrieben haben, außerdem besteht der Verdacht des Waffenhandels mit Beteiligten im europäischen Ausland. Einer der Beschuldigten soll zudem zu einer Gruppe von Gewalttätern gehören, die vor sieben Jahren im thüringischen Ballstädt auf eine Kirmesgesellschaft eingeschlagen hatte. Ein Schwerpunkt der Durchsuchungen war daher auch das sogenannte gelbe Haus in Ballstädt.

Landesinnenminister Georg Maier (SPD) zufolge könnten die Ermittlungen zu einer nachhaltigen Zerstörung des Netzwerks führen. "Ich messe dem einen hohen Stellenwert bei. Das ist ein harter Schlag gegen eine der herausragenden rechts*******n Strukturen in Thüringen." Dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) sagte er, dem Schlag gegen das Netzwerk seien jahrelange Vorbereitungen vorausgegangen: "Der Verfassungsschutz war der Impulsgeber. Bei der Gruppe, die als rechtsextremistisch bekannt ist, hat man dann festgestellt, dass es weitere Ermittlungsansätze über den Rechtsextremismus hinaus in die organisierte Kriminalität hinein gibt."

Der Auslöser für das Verfahren gegen das Neonazi-Netzwerk war laut MDR eine Abhöroperation des Thüringer Verfassungsschutzes.

Quelle:

[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]




,