[frosti2311]

Gangart beeinflusst unsere Psyche

Studie der Universität Witten: Herdecke belegt Zusammenhang zwischen Gangart und Psyche

29.10.2014

Einer Ausarbeitung der Uni Witten / Herdecke zufolge beeinflusst unsere Art zu gehen, ob wir uns eher positive oder negative Dinge merken. Das ergebe eine soeben im Journal of Behavioral Therapy and Experimental Psychiatry veröffentlichte Studie Prof. Dr. Johannes Michalaks von der Universität.

"Viele Studien belegen, dass Bewegung bei Depressionen hilfreich ist, gehen, laufen, wandern. Wir wollten wissen, ob auch die Art des Ganges Einfluss auf depressionsrelevante Prozesse hat", so Michalak in der Mitteilung weiter. So sei den Forschern aus älteren Studien bekannt, wie Depressive und Nicht-Depressive gehen würden.

Veränderung an körperlichen Prozessen eröffnet Behandlungsmöglichkeit bei Depressionen
Der neuen Studie zufolge haben die Forscher die Gangart von 39 Probanden derart verändert, dass diese entweder fröhlicher oder depressiver gelaufen sind, als sie das unter normalen Umständen machen würden. Dann sollten die Probanden entscheiden, ob sie ihnen angebotene negative oder positive Wörter beschreiben. Bei einem anschließend kurzfristig durchgeführten unangekündigten Gedächtnistest wurde dann abgefragt, ob die Probanden sich eher positiv oder negativ beschriebene Wörter gemerkt hatten.

Dabei kam heraus, dass sich die Probanden mit dem depressiven Gang mehr negative Wörter gemerkt haben, während sich die Kontrollgruppe mit dem fröhlichen Gang mehr positive Wörter merkte.

"Das zeigt uns, dass unsere Art sich zu bewegen Auswirkung darauf hat, ob wir eher positive oder negative Informationen verarbeiten. Es gibt also einen Zusammenhang zwischen Körper, hier der Gangart und der Psyche, hier der Art, welche Informationen wir uns merken. Solche Ergebnisse könnten in Zukunft dazu verwendet werden, Behandlungsmöglichkeiten für Menschen mit Depressionen zu entwickeln, die über eine Veränderung von körperlichen Prozessen wirken", erklärt Michalak. Damit wäre die Medizin um eine weitere Behandlungsmethode von Depressionenreicher. Denn obwohl die Möglichkeiten zur Behandlung von Depressionenfast so vielfältig wie die Ursachen der psychischen Leiden sind, kann längst nicht allen Betroffenen geholfen werden. Insofern kann man nur hoffen, dass es den Forschern um Johannes Michalak gelingt, eine wirksame Behandlungsmethode aus den gewonnenen Erkenntnissen zu entwickeln, die die Zahl der behandelbaren Fälle erhöht. Depressionensind in Deutschland die Hauptursache für Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentung.

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[Destiny]

Na dann sollten sie mal allen Depressiven den richtigen - positiven - Gang beibringen.

[TinyTimm]

Bei allem Respekt vor der Forschungsarbeit, aber wenn ich einem depressiven jetzt sage: "Schultern zurück, Rücken grade, schlurf nicht mehr" wird ihm das wenig bis garnicht helfen positiver zu denken.
Die einzige messbare Auswirkung unseres Ganges ist unsere Wirkung nach aussen.
Nicht umsonst erkennen Täter ihre potentiellen Opfer schon daran, wie sie gehen, und ob sie ein harmonisches Gangbild aufweisen. Diese Beobachtung läuft unbewusst ab - genauso wie unsere Art zu gehen unbewusst abläuft.

[pauli8]

[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] braucht mit Sicherheit keine Behandlung !

[keks3000]

Zitat von TinyTimm

Bei allem Respekt vor der Forschungsarbeit, aber wenn ich einem depressiven jetzt sage: "Schultern zurück, Rücken grade, schlurf nicht mehr" wird ihm das wenig bis garnicht helfen positiver zu denken.

Ich glaube bei dieser Forschung geht es weniger um die Behandlung von akuten Depressionen, als vielmehr ums Vorbeugen und Langzeittherapie.

Und da die Seele und die Realität ja auch in einer Wechselwirkung stehen, ist auch der Effekt der Wirkung auf Andere nicht zu verachten.


Aber ob das auf Dauer wirklich funktioniert, frage ich mich trotzdem... Denn mir erscheint die Art der Bewegung vielmehr ein Ausdruck der Gefühlswelt zu sein als anders herum...

[TinyTimm]

Zitat von keks3000

mir erscheint die Art der Bewegung vielmehr ein Ausdruck der Gefühlswelt zu sein als anders herum...

Genau so ist es.

[frosti2311]

Zitat von TinyTimm

Bei allem Respekt vor der Forschungsarbeit, aber wenn ich einem depressiven jetzt sage: "Schultern zurück, Rücken grade, schlurf nicht mehr" wird ihm das wenig bis garnicht helfen positiver zu denken.

Jain! Ein gewisser Placebo-Effekt ist da sicher dabei, ABER: Vor einigen Jahren, als meine Depressionen ihren Höhepunkt hatten, hat man mir das deutlich angesehen, u.a. auch an meinem Gang. Leute, die mich nicht kannten, haben so manchmal ein falsches Bild von mir bekommen. Und als ich gemerkt hab, wie ich auf andere wirke, hat das meinen Selbsthass noch verstärkt. Ich hab ausgesehen, als würde ich dauerkiffen. Mein Gang war kein gehen, sondern eher ein schlendern. Hätte ich nicht einen guten Freund gehabt, der mich quasi dazu gezwungen hat etwas an meiner Ausstrahlung zu verändern, würde ich jetzt vielleicht nicht hier schreiben. Die eigene Ausstrahlung wirkt nicht nur auf andere, sie wirkt auch auf einen selbst. Wenn du in den Spiegel siehst und ein Lächeln aufsetzt, die Brust rausstreckst und den Rücken grade machst, wie wirkst du dann auf dich selbst?

Wenn man sich zwingt, etwas mehr Theater zu spielen, auch wenn es einem in dem Moment wiederstrebt, dann wird man auch mit der Zeit selbstbewusster und selbstsicherer. Weil man merkt, dass dieses Positive, auch wenn nur gespielt, auf andere übergeht. Das geht einem dann so in Fleisch und Blut über, dass es eben irgendwann kein Theater mehr ist. Die Depressionen verschwinden dadurch natürlich nicht unbedingt. Aber für das Selbstwertgefühl ist es nicht zu unterschätzen! Niemand will etwas von dir, wenn du so aussiehst, als würdest du der Hölle entgegen gehen. Die Allgemeinheit weiß nicht recht, wie man mit Depressiven umgeht. Und genau dieses Missverständnis ist es, was Depressionen noch schlimmer machen kann, als sie schon sind.

[TinyTimm]

Wenn man sich zwingt, etwas mehr Theater zu spielen, auch wenn es einem in dem Moment wiederstrebt, dann wird man auch mit der Zeit selbstbewusster und selbstsicherer.

Wenn ich das bei einem meiner Freunde der an Depressionen leidet versuche, wird er ziemlich wütend.
Da muß man echt einen "hellen" Moment abpassen, dann ist die Einsicht vorhanden.
Sie ist während eines Schubs aber wieder weg. Es gibt eben unterschiedliche Menschen, und unterschiedliche Reaktionen.

[frosti2311]

Sicher funktioniert das auch nicht bei jedem und im gleichen Maße. Mein damals bester Freund musste ziemlich kämpfen, bis er mich soweit hatte. Ich kann sehr Dickköpfig sein. Wenn ich etwas nicht will, ist es fast unmöglich, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Ich bin froh, dass er nicht aufgegeben hat. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Manchmal muss man zu seinem Glück gezwungen werden.

[keks3000]

@Danimalta:

Du hattest noch nie mit jemandem mit schweren Depressionen zu tun, oder?

[TinyTimm]

@Danimalta - dir ist schon klar das Depression u.a. aus einem messbaren Mißverhältnis im chemischen Haushalt des Kranken entsteht?
Das was du beschreibst kann bei *******n Stimmungsschwankungen helfen. Nicht bei einer klinischen Depression.

[frosti2311]

Das was du beschreibst kann bei *******n Stimmungsschwankungen helfen. Nicht bei einer klinischen Depression.

Warum? Klar, alleine nicht. Aber wie Danimalta schreibt: die Mischung machts. Ich finde es gut, dass auch in diese Richtung geschaut/geforscht wird. Viele verlassen sich nur auf reichhaltige Medikation.

Eine Medikation ist, wie ich finde, aber nicht immer Ratsam. Jeder reagiert anders darauf. Ich hatte bei jedem Medikament, welche ich über langen Zeitraum getestet hab starke Nebenwirkungen. Und diese sind nicht, wie alle immer sagen, nach ein paar Wochen abgeklungen. Dazu zählte auch eine Gewichtszunahme von 15 kg in einem halben Jahr, sowie ziemlich üble Albträume, Schweißausbrüche, zittrige Hänge, etc. Jetzt nehme ich nichts mehr und fahre eigentlich ganz gut damit. Man muss halt selber AKTIV etwas tun, um aus dem Loch zu kommen. Bewegung ist das A und O! Gesunde Ernährung ist ebenfalls nicht zu verachten. Sonnenlicht tanken, so oft es geht! Usw... Das sind manchmal schier unüberwindbare Hürden. Aber man muss sich überwinden, egal wie scheiße man sich fühlt! Zu diesem Punkt muss man kommen, und unmöglich ist es nicht, wie unter anderem auch mein Beispiel zeigt.

Was Medikation betrifft, jeder muss das für sich testen. Aber man darf sich nicht voll drauf verlassen, vor allem nicht, wenn etwas gut wirkt! Medikamente können es einem nur leichter machen, um selbst das Ruder zu ergreifen. Aber dann geht die richtige Arbeit erst los.

PS: Meine Depression ist klinisch. Liegt in der Familie.