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Mittenwaldes Millionentraum
450 Jahre alte Urkunde belegt: Berlins Kurfürst machte Schulden bei märkischer Stadt, beglich sie aber nie


MITTENWALDE - Wäre der Konjunktiv nicht, die Stadt Mittenwalde (Dahme-Spreewald) dürfte sich ab heute wohl rühmen, reichste Stadt der Welt zu sein – wenn Berlin seine Schulden mit Zins und Zinseszins begleichen würde. Bürgermeister und Mitglieder des Heimatvereins treffen deshalb heute Berlins Finanzsenator Ulrich Nußbaum.

Darum geht’s: Kurfürst Joachim II. lieh sich vor 450 Jahren, am 28. Mai 1562, 400 Gulden von den Mittenwaldern. Vereinbart wurde ein Zinssatz von sechs Prozent jährlich, zurückgezahlt hat der Berliner Schuldner das Darlehen aber nie. Die kurfürstliche Urkunde galt lange als unauffindbar. Der Mittenwalder Bürgermeister Richard Daur hatte anno 1893 ihre Existenz dokumentiert, dann erwähnte Heimatkundler Rudi Möhring in den 1970ern, sie liege „wohlverwahrt“ in einem Panzerschrank. Ortschronistin Vera Schmidt spürte diesen im Staatsarchiv Potsdam auf.

Könnte Mittenwalde den kurfürstlichen Schuldschein einlösen, läge sein Wert bei 86 913 578 181 930 Gulden. Um 1700 hatte ein Gulden die Kaufkraft von 40 Euro, 1871 waren es noch zwei Goldmark. Vera Schmidt: „Entscheidend ist, ob die sechs Prozent Zinsen, bis 2012 etwa 770 000 Euro, auf die Hauptsumme zu zahlen sind oder auf die jährlich anwachsende Summe plus Zinsen. In letzterem Fall handelt es sich um viele Milliarden Euro Schulden.“

Dass Ulrich Nußbaum Mittenwaldes Millionentraum erfüllt, ist angesichts des klammen Berliner Stadtsäckels fraglich. Der Senator bringt aber schon mal Verstärkung zum Treffen mit der märkischen Delegation mit: Bernd Kluge, den Chef des Berliner Münzkabinetts.

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