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22.02.11, 06:01
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#1
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Aw Yiss!
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Guttenberg: Womöglich die komplette Arbeit kopiert
Zitat:
Sie haben durchforstet, geprüft, gegengelesen, nun wollen die Plagiatsucher von „GuttenPlag“ eine Zwischenbilanz der Dissertation von Verteidigungsminister Guttenberg vorlegen. Für sie steht längst fest: Die Arbeit ist vollständig abgeschrieben worden - mit Vorsatz.
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Anhaltende Vorwürfe: Welche Fußnoten hat Guttenberg „vergessen”?
21. Februar 2011 Sie haben Bücher gewälzt, Hunderte Aufsätze überprüft, sogar Reiseführer über Alaska durch ihre Suchmaschinen gejagt und sind darüber zur wohl bekanntesten Internetgemeinde dieser Tage geworden: die Plagiatsucher von „GuttenPlag“. Seit am vergangenen Mittwoch die ersten Vorwürfe laut wurden, Verteidigungsminister zu Guttenberg (CSU) habe sich in seiner Dissertation weniger der eigenen Geisteskraft, sondern vor allem fremder Gedankenblitze bedient, ohne sie korrekt zu kennzeichnen, durchsuchte eine wachsende Zahl verstreuter Internetnutzer die Doktorarbeit akribisch - und stieß dabei fast stündlich auf neue fragwürdige Passagen. Artikel aus der F.A.Z., Aufsätze von Politikwissenschaftlern, Grußworte, Seminararbeiten von Studienanfängern, die Webseite der amerikanischen Botschaft, Recherchen des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags: Die (nicht belegten) Quellen der Guttenbergschen Dissertation scheinen so unermesslich, dass in der vergangenen Woche kaum noch einer zu sagen vermochte, wie viele Stellen in der Arbeit nun wo abgeschrieben sein könnten.
GuttenPlag: „Gesamte Arbeit komplett zusammenkopiert“
Deshalb wollen die Betreiber von „GuttenPlag“ nun Fakten schaffen - und an diesem Montag eine Zwischenbilanz zur Guttenbergschen Dissertation veröffentlichen. Mit mehreren Mitarbeitern, sagt einer der Gründer der Plattform, der sich „PlagDoc“ nennt, habe man die Dissertation in den vergangenen Tagen systematisch durchforstet und dabei alle Hinweise auf Plagiatstellen mit den jeweiligen Originalstellen verglichen. Mit dem Ergebnis: Kaum ein Hinweis, den die Plagiatsucher auf der Seite veröffentlicht hätten, sei falsch gewesen. Im Gegenteil: „Wir haben jeden Tag noch mehr Funde gemacht.“ „PlagDoc“ und seine Mitstreiter sind nach der Überprüfung der Dissertation fest davon überzeugt, dass die gesamte Arbeit „bis auf ein paar Füllstellen komplett zusammenkopiert“ ist. Auch sei die einhellige Meinung der Mitarbeiter, dass das Plagiat mit Vorsatz erfolgt sei. „Dass das ein Versehen war, kann Guttenberg keinem mehr erzählen.“ Bei 270 Seiten mit Plagiaten steht der Zähler bei „GuttenPlag“ derzeit - das entspräche fast 69 Prozent der Arbeit, das Inhaltsverzeichnis und die Anhänge nicht mitgerechnet. Doch es sind weitaus mehr Seiten, versichern die „GuttenPlag“-Macher. SIe haben die Zähluhr gerade nur angehalten.
Um einen Überblick über das Ausmaß des Abschreibens zu geben, wollen die Betreiber von „GuttenPlag“ die Plagiate in ihrem Bericht kategorisieren. Dabei unterscheiden sie etwa zwischen „Komplett-Plagiaten“, bei denen komplette Abschnitte wörtlich und ohne Quelle übernommen wurden, „verschleierten“ Passagen, in denen der Autor Originalquellen offenkundig bewusst umformulierte oder „Shake and Past“-Stellen, bei denen eine Passage aus verschiedenen Quellen zusammengewürfelt wurde, ohne diese nachzuweisen. Auch Kategorien wie „Übersetzungsplagiate“ oder „Alibi-Fußnoten“ werden in dem Bericht aufgeführt. „Dadurch können wir belegen, dass in der Arbeit von Herr zu Guttenberg nicht versehentlich, sondern bewusst plagiiert wurde“, erklärt „PlagDoc“. Dafür spreche vor allem eine Vielzahl von Stellen, die die Plagiatsucher „Bauernopfer“ nennen: Es ist zwar eine Fußnote vorhanden, diese bezieht sich aber nur auf einen unbedeutenden Teil des Originaltextes. Der weitaus größere Teil des Textes aber wird ohne jeden Nachweis wörtlich übernommen.
„Er wusste, was er da tat“
Auch, dass Guttenbergs nach Angaben des „Spiegel“ ein zehnseitiges Papier beim Wissenschaftlichen Dienst des Bundestags in Auftrag gab, das sich fast unverändert in seiner Dissertation wiederfindet, spricht für die Plagiatsucher von „GuttenPlag“ für Vorsatz: „Entweder, Guttenberg hat die Recherchen aus dem Bundestag aktiv an einen Ghostwriter weitergegeben, quasi als Vorlage für dessen Arbeit, oder er hat sie selbst in seine Dissertation übernommen.“ Der Schluss aus beiden Varianten sei jeweils klar, so „PlagDoc“: „Guttenberg war eindeutig in die Entstehung seiner Dissertation involviert. Er wusste, was er da tat.“
Eine Analyse des wissenschaftlichen Gehalts der Arbeit wollen die Macher von „GuttenPlag“ nach eigenen Angaben nicht erstellen. Aber sehr wohl ein Signal setzen, dass Plagiate sich heutzutage nicht mehr so leicht verschleiern lassen wie noch vor wenigen Jahren - und Universitäten es sich nicht mehr leisten könnten zu vertuschen. „Wir schaffen einen Gegendruck“, heißt das in der Sprache von „GuttenPlag“, auch mit Blick auf die Universität Bayreuth, die nun über die promovierte Zukunft Guttenbergs entscheiden muss.
Die „abgeschriebenen“ Daten, die die Internetgemeinde so akribisch zusammengetragen hat, haben die Plagiatsucher jedenfalls vorsorglich archiviert und gesichert - „damit sie vor nachträglichen Manipulationen geschützt sind“. Keine unbegründete Angst, versichert „PlagDoc“ - schon in den vergangenen Tagen sei die „GuttenPlag“-Seite von Guttenberg-Anhängern teils so vehement mit wütenden Kommentaren „bombardiert“ worden, dass sie zeitweilig lahmgelegt zu werden drohte.
„Verstehen würde das niemand“
Die Schwarm-Detektive von „GuttenPlag“, sie haben Spaß gefunden an ihrer Rolle. So viel Spaß, dass das Projekt in irgendeiner Form auch nach der Causa Guttenberg weiterleben soll - was immer er dann auch ist, ob noch Verteidigungsminister, wieder Doktor oder keines von beidem. Prognosen zu Guttenbergs Zukunft werde man nicht abgeben, winkt „PlagDoc“ ab, die Frage könne man sich sparen. Bevor er dann doch noch einen Nachsatz hinterherschiebt: „Wenn Herr zu Guttenberg seinen Doktortitel behalten darf, wären viele sehr enttäuscht. Das würde niemand verstehen.“
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