„Opfer“ lebt: Zehn Jahre unschuldig hinter Gittern
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Ein wegen Mordes verurteilter Mann ist nach zehn Jahren Haft aus einem Gefängnis in der chinesischen Provinz Henan entlassen worden. Das angebliche Opfer von Zhao Zuohai erfreut sich nämlich allerbester Gesundheit.
1997 war Zhao Zhenshang spurlos verschwunden, nachdem er sich mit seinem Freund Zhao Zuohai heftig gestritten hatte. Wie die chinesische Zeitung „Global Times“ berichtet, sollen sich die beiden Bauern wegen eines ausstehenden Geldbetrags und einer Frau in die Haare bekommen haben. Zunächst hatte die Polizei die Ermittlungen wegen des Verschwindens des Freundes eingestellt. Als dann aber Anwohner zwei Jahre später eine kopflose Leiche im Dorfbrunnen fanden, war für die Polizisten schnell klar: Bei der Leiche muss es sich um den Verschwundenen handeln – und Zuohai ist sein Mörder.
1999 wurde Zuohai zu lebenslanger Haft, 2002 sogar zum Tode verurteilt. Ein Beamter der Staatsanwaltschaft der Stadt Shangqiu bestätigte der „Global Times“, dass die Polizei Zhao Zuohai beim Verhör folterte, um ein Geständnis zu erhalten.
Nachdem das vermeintliche „Mordopfer“ quicklebendig in sein Heimatdorf zurückgekehrt ist, sollen die Ermittlungen neu aufgerollt werden. Offenbar war es damals versäumt worden, bei der gefundenen Leiche einen DNA-Test durchzuführen. Der verschollene Zhenshang ist erleichtert, dass der Spuk endlich ein Ende hat. "Ich hatte selbst Angst, Zhao Zuohai im Streit getötet zu haben", gab Zhao Zhenshang zu. Aus Angst vor einer Verurteilung habe er damals Hals über Kopf das Weite gesucht.
Zhao Zuohai darf jetzt endlich seine Freiheit genießen. Für die zehn Jahre in Gefangenschaft soll der inzwischen 57-Jährige rund 35.000 Euro erhalten. Erst im April war das Gesetz über staatliche Entschädigung für Opfer körperlicher und psychischer Gewalt in China geändert worden.