Das Thema "WLAN Abrisse" ist so alt wie das Thema "WLAN" selbst, und taucht in diesem wie in anderen Foren periodisch alle paar Wochen wieder auf. Und alle paar Wochen gibt es dann die selben Antworten wie zuvor.
Zunächst einmal etwas Grundlegendes. "WLAN ist ein Funknetzwerk, das auf einer lizenzfreien Frequenz von 2,4 GHz, bzw. 5GHz arbeitet". Das bedeutet: WLAN Funknetzwerke müssen gepflegt, Administriert und permanent kontrolliert werden.
Der weitverbreitete Glaube, man müsse ein WLAN Netzwerk nur einmal richtig einrichten und könne es daraufhin komplett aus seinen IT Administrativen ToDo's streichen ist ein Irrglaube. Und was die Co-Existenz betrifft, geht es wohl weniger um eine 20/40 MHz Bandbreiten Parallele, sondern um die Existenz eines Funknetzwerkes neben denen meiner Nachbarn die ebenfalls so wenig administriert werden wie die der meisten anderen eben. Daraus ergibt sich zwangsläufig ein riesen Durcheinander.
Wenn man bedenkt, das jeder Baukran und jede Funkmaus, jede Funktatstatur und jedes Handy ebenfalls munter auf der Frequenz arbeiten wie "mein" Accesspoint, dann wird einem ziemlich schnell klar warum diese vielen Funkabrisse Zustandekommen. Und wenn man dann noch starke Funkabrisse zu einer
bestimmten Uhrzeit feststellt die früher nie da waren, dann sollte klar sein, das es sich um einen
externen Störer handelt. Da fällt dem Administrator eines WLAN Netzwerkes sofort wieder das Wort "Kanalüberlappung" ein. Es liegt also auf der Hand, das der Nachbar gerne sein WLAN tagsüber nicht nutzt, da er womöglich arbeiten ist. Kommt er am Abend von der Arbeit nach Hause, möchte er zunächst seine Mails checken, dann geht er surfen, und wenn er sein Entertain auch noch über WLAN streamt, na dann ist klar was passiert.
Die Grundlagen die im WLAN Netzwerk von fast keinem beachtet werden:
- Ein WLAN Accesspoint (AP) gehört unter die Decke gehängt. Wem das nicht möglich ist, der sollte zumindest seinen AP so hoch wie nur irgendwie möglich aufstellen. Zumindest aber nicht unter, oder hinter dem Schreibtisch.
- Router mit integrierter WLAN Funktion und integrierter WLAN Antenne (ja des deutschen liebstes, seine Fritz!Box gehört auch dazu) sollten durch einen Accesspoint mit externen Rundstrahler Antennen ersetzt werden. Hier sollten mindestens 3 externe Antennen vorhanden sein. Diese richtet man 45° in Richtung Fußboden und 45° in Raumrichtung ein. WLAN Funkstrahlen sehen an diesen Antennen wie ein Donat aus der über die Antenne gesteckt wurde. Also, die Antenne auf einen Tisch zu richten bedeutet nicht, das man ein WLAN Signal genau auf den Tisch gerichtet hat, sondern genau 90° davon weg.
- Kanalüberwachung: Viele Benutzer probieren einfach nur wild in der Gegend herum, wenn sie versuchen ihren AP richtig zu konfigurieren. Zunächst analysiert man seine Umgebung. Dann macht man sich klar, das WLAN eigentlich gar nicht dafür geeignet ist, durch Wände hindurch zu senden. Dann schaut man sich die Kanalbelegung an genau dem Platz an, an dem man das Signal empfangen möchte. Und dann wird ein Kanal gesucht, der entweder frei ist, oder mit 20MHz/40MHz links und rechts genug Platz zum Nachbarnetzwerk lässt um eine Überlappung zu vermeiden.

Wie man im Bild erkennen kann, haben die Netzwerke "WeeeLaaan" und "Cassini" freies "Feld" während "Fritz!Box Cable 6360" und "KleinerGrauer" sich überlappen. Sie stören sich gegenseitig. Was kann man nun tun? Entweder "Cassini" wechselt nun einen Kanal nach links auf den 5'er, und "Fritz!Box Cable 6360" nach rechts auf den 12er und schafft somit ausreichend Platz für "KleinerGrauer" (Da muss man halt mal den Nachbarn um Mitarbeit bitten), oder "KleinerGrauer" geht genau wie "Fritz!Box Cable 6360" auf den Kanal 11, falls der Nachbar nicht mitspielt. Letztlich stören sich "kanalgleiche" Netzwerke weniger, als wenn sich ihre Kanäle kreuzen.
- Weg von Kanal "Auto". Die Kanalbelegung auf "Auto" zu belassen, ist etwas für faule Administratoren. Normalerweise soll diese Funktion dafür sorgen, das sich der AP immer den bestmöglichen freien Kanal selber sucht. Was aber, wenn kein Kanal mehr frei ist? Dann springt er andauernd von einem Kanal zum Anderen um den letztlich verbleibend bestmöglichen zu benutzen. Stehen alle umliegenden AP auch auf "Auto", dann ist klar was passiert. Bei jedem Kanalwechsel geht der AP kurz "Offline" und ein anderer AP hat das Nachsehen, was dieser ebenfalls mit einem Kanalwechsel quittiert. Und so geht's immer weiter. Ich nenne das dann immer etwas liebevoll den "Channeldance". Eigentlich die schlimmste aller WLAN "Administrationen".
- Bei den meisten WLAN Adaptern sind Treiber und Software dabei. Bei den wenigsten allerdings wird die "Supplicant Software", also die Hersteller und Verwaltungssoftware verwendet. Stattdessen wird lieber die Windows Verwaltung herangezogen. Unterschiedliche Chiphersteller verwenden aber unterschiedliche Verarbeitungsarten beim Umgang mit den zu sendenden und empfangenen Daten. Das alles führt unter Windows zu Geschwindigkeitseinbußen. Daher: Herstellersoftware installieren!
- Und zu guter Letzt: Diese Zeitschrift lesen: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Chip hat in dieser Ausgabe wirklich mal gute Arbeit geleistet. Bereits nach wenigen Seiten wird den meisten klar was sie alles falsch gemacht haben. Eine der wenigen Ausgaben die man bei Chip lesen kann und wirklich nützliches erfährt.
In diesem Sinne, viel Spaß beim konfigurieren!