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28.03.22, 09:22
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Super Moderator
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Subventionsprogramm für Spritfresser
Zitat:
Gesenkte Kraftstoffpreise
Subventionsprogramm für Spritfresser
Eine Kolumne von [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Viele Deutsche kaufen unvernünftige Autos: zu groß, zu teuer, zu schwer. Für den hohen Verbrauch von teurem Sprit zahlen jetzt allerdings alle anderen die Rechnung.
27.03.2022, 16.40 Uhr

Foto: Frank Molter / picture alliance/dpa
Jedes vierte in Deutschland im vergangenen Jahr neu zugelassene Auto [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Also so ein Auto, das zu viel wiegt, fürs Gelände völlig ungeeignet ist, aber ein bisschen so aussieht, als sei es das doch. Was nichts ausmacht, denn niemand käme in Wahrheit auf die Idee, mit einem SUV ohne Not auf Wald- oder Feldwegen herumzufahren. Dazu ist das gute Stück doch viel zu schade. Hinterher hat man noch Kratzer im Lack.
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] kaufen Leute, die gern hoch sitzen und sich in einem Fahrzeug in Panzeroptik ein bisschen sicherer fühlen. Unsicherer sind diese Autos dagegen für alle, die um sie herum zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind. Das trifft [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].
Zusätzlich zu den gut 25 Prozent SUV kommen bei den Neuzulassungen noch einmal 10,7 Prozent echte Geländewagen. Es sind also in Deutschland im Jahr 2021 mehr SUV und Geländewagen neu zugelassen worden als Kompakt- und Kleinwagen. Die kommen zusammen nur auf 31,8 Prozent Marktanteil.
Zitat:
Christian Stöcker

Foto: SPIEGEL ONLINE
Jahrgang 1973, ist Kognitions*psychologe und seit Herbst 2016 Professor an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW). Dort verantwortet er den Studiengang Digitale Kommunikation. Vorher leitete er das Ressort Netzwelt bei SPIEGEL ONLINE.
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Niemand ist auf ein SUV angewiesen. Niemand.
Viele Deutsche kaufen also, und zwar seit Jahren, ausgesprochen unvernünftige, in jedem Fall überflüssig große und schwere Autos, dem Klimawandel, beengten Innenstädten, den Risiken für andere Verkehrsteilnehmer und den Herkunftsländern von Öl zum Trotz. Dafür werden sie jetzt belohnt. Von allen anderen.
Die Automobilindustrie erklärt jedes Mal, wenn man ihre absurden Produkte kritisiert, der Kunde wolle das nun einmal. Aber erinnern Sie sich an einen Werbespot für ein Drei-Liter-Auto? Nein? Ich auch nicht. Ein Artikel von 2004 (!) trägt die Überschrift [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Die Industrie will das nicht, und der Kunde dann eben auch nicht.
Obwohl Motoren eigentlich immer effizienter werden, steigt der durchschnittliche Spritverbrauch deutscher Autos seit Jahren, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Das muss man im Kopf haben, wenn Politiker davon reden, dass Leute »aufs Auto angewiesen« seien. Niemand ist auf ein SUV angewiesen, absolut niemand. Es ist auch niemand darauf angewiesen, auf der Autobahn 180 zu fahren.
Bloß nicht den Verbrauch senken!
Viele Leute wären nicht einmal auf ein Auto mit vier Sitzen angewiesen, denn die meisten Autos, die so herumfahren, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Anderthalb Tonnen Blech oder noch mehr, die ein Menschlein von 70 oder 100 Kilogramm Gewicht durch die Gegend bugsieren. Ineffizienter geht es kaum. Es gilt aber weiterhin als gottgegeben.
Folgerichtig reagiert man hierzulande auf die gestiegenen Benzinpreise nicht mit einem Tempolimit, mit Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel oder auf Fahrgemeinschaften. Bloß nicht.
Die Deutschen treffen also unvernünftige Kaufentscheidungen, angefeuert von einer Branche, die daran hervorragend verdient. Jetzt, wo der Sprit teurer wird, rächt sich das. Der Preisanstieg trifft Leute mit geringem Einkommen besonders hart, aber die fahren in der Regel keine großen, teuren und schweren SUV. Rein quantitativ, in absoluten Zahlen, zahlen also vor allem diejenigen Autofahrerinnen und -fahrer mehr, die ein großes, schweres, teures Auto fahren. Freiwillig.
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Macht nichts, Lindner ist zur Stelle
Macht ja auch nichts: Jetzt springt die automobilfreundliche deutsche Solidargemeinschaft ein. Der [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], der Partei der »Eigenverantwortung«, sei Dank wird der Spritpreis befristet auf drei Monate um 30 Cent (Benzin) und [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].
Erinnern Sie sich noch an den Hohn, als die Grünen ein Subventionsprogramm für Lastenräder vorschlugen? Jetzt haben wir ein Subventionsprogramm für Vorstadtpanzerbesitzer. Denn Leuten, die sich für große, schwere, teure, sprit- und platzfressende Autos entschieden haben, kommt die von der FDP durchgesetzte satte Steuererleichterung besonders zugute.
Alle anderen, die Steuern zahlen, aber selbst Fahrrad, Bus oder Bahn fahren – oder ein Elektroauto – oder einfach zu Fuß gehen, finanzieren für die nächsten drei Monate diese Steuererleichterung für Leute mit, die sich freiwillig für ein zu großes, zu schweres, zu viel CO₂ ausstoßendes Auto entschieden haben.
Es ist grotesk. Das sehen übrigens [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ][ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].
Wer am meisten hat, bekommt das größte Geschenk
Hätte man allen Bundesbürgerinnen und -bürgern stattdessen anteilig etwas von dem gegeben, das jetzt auf Leute verteilt wird, die viel Sprit verbrennen, hätte man eventuell eine Lenkungswirkung erzielen können: Vielleicht hätte sich der eine oder die andere doch entschieden, das Geld zu nehmen und die eine oder andere Autofahrt sein zu lassen. Oder sich eine Bahncard zugelegt.
Für betrieblich genutzte, wirklich unerlässliche Fahrzeuge wie die von Handwerksbetrieben – aber nicht für jeden Dienstwagen – hätte man eine Sonderregelung finden können. Aber davon hätte dann eben die [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]-, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]- und Mercedes-Klientel nicht so schön profitiert. Lindner weiß ja, wer die FDP wählt.
Diese Maßnahme ist auch sozial extrem ungerecht: Die Leute mit den größten Spritschluckern, mit großen SUV, Gelände- und Oberklassewagen sind in der Regel wohlhabende Menschen. Diese wohlhabenden Menschen bekommen nun, in absoluten Euro-Zahlen, größere Geschenke als alle anderen.
Gut für Putin, gut für die Ölkonzerne
Dazu kommt, dass diese Maßnahme einerseits für [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] gut ist, denn jetzt tanken die Leute ja munter weiter. Und andererseits für die Branche, die in den vergangenen Wochen sowieso einen sensationellen Schnitt gemacht hat: Der Anteil, den die Mineralölkonzerne an Kraftstoffen verdienen, ist im Vergleich zu Anfang Februar heftig gestiegen.
Am 6. Februar lag der Überschuss der Anbieter [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] pro Liter, am 25. März bei über 44 Cent, also fast um die Hälfte höher. Beim Diesel haben sich die Überschüsse sogar verdoppelt: Am 6. Februar durchschnittlich knapp 29 Cent Überschuss je Liter, am 25. März fast 58 Cent.
Mit anderen Worten: Die Mineralölkonzerne machen sich mit dem Krieg als Ausrede derzeit kräftig die Taschen voll, und zwar schon seit Wochen. Ausgleichen darf das der deutsche Steuerzahler.
Man kann darauf hoffen, dass es in den kommenden drei Monaten gelingt, diese Unverschämtheit kartellrechtlich oder auf anderem Weg zu beenden, sicher ist es aber nicht. Dann wird die Bundesregierung in die Verlegenheit geraten, erklären zu müssen, dass Sprit plötzlich wieder um 30 Cent beziehungsweise 14 Cent für Diesel teurer wird.
Oder der Rest derjenigen, die Steuern zahlen, wird weiterhin die Spritfresser subventionieren.
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