Moin,
ich bin da zwiegespalten. Das Bild steht wie nur wenige andere für die Grausamkeit jedes Krieges. Selbst wenn der Bombenabwurf rein technisch gesehen ein Versehen war. Was ändert das? Die Kanister wurden nicht abgeworfen, um zu erschrecken und haben nur versehentlich die falschen getroffen. Die Dinger werden nur hergestellt und verwendet um Menschen zu verbrennen. Das es in diesem Fall Kinder und nicht wie vorgesehen Soldaten waren ändert für mich an der entsetzlichen Grausamkeit der ganzen Sache nichts.
Aber gehören nicht trotzdem alle bekannten Fakten zur Wahrheit? Das das Bild so wie es auch in diesem Thread abgebildet ist nicht das vollständige Bild darstellt? Das die Flugzeuge die das Napalm abwarfen zur südvietnamesischen Luftwaffe gehörten? Das es zu dieser Zeit in dem Gebiet keine amerikanischen Militärberater mehr gab?
Wie gesagt. Das Bild ist eine schreiende Anklage gegen den Krieg. Und für mich wäre sie ohne die "Korrekturen" noch stärker weil noch wahrhaftiger gewesen. Warum hat man die ungerührt arbeitenden Fotografen weggeschnitten?
Zeigen die nicht am deutlichsten was der Krieg aus Menschen machen kann? Männer, einige vielleicht selber Väter, die sich darauf konzentrieren ihre Ausrüstung zu bedienen während ein schreiendes Kind dem die Haut in Fetzen vom Körper hängt an ihnen vorbeiläuft. Männer, die fotografierend hinter dem Kind herlaufen um auch so ein "tolles" Bild zu kriegen wie ihr Kollege. Die erst dann zögerlich zu helfen beginnen als klar war das keine "tollen" Fotos mehr zu erwarten waren?
Führen nicht diese "Korrekturen" auch zu Verfälschungen in der Sicht auf die Dinge? Die Amerikaner haben in Vietnam Krieg geführt. Das steht ausser Frage. Aber es war kein Krieg Amerikaner gegen Vietnamesen. Es war ein Krieg Amerikaner und Vietnamesen gegen Vietnamesen. Wenn nun immer nur von den Amerikanern gesprochen wird gerät allzu leicht in Vergessenheit das auch Vietnamesen Krieg gegen ihre eigenen Landsleute geführt haben. Und an dem Ausmass wie dieser Satz absichtlich missverstanden werden wird kann man sehen, wie wichtig unbedingte Wahrheitstreue bei der Bericherstattung ist. Der Hang nur das zu glauben was gefällt ist einfach zu groß.
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Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]finden sich einige (eher viele) Anmerkungen zu dem Bild.
Zu dem von parlheinz erwähnten Bild auf dem der Saigoner Polizeichef einen jungen man erschiesst. Der Fotograf hat später gesagt "Wie Adams später erklärte, bereute er es, das Foto veröffentlicht zu haben, mit dem Hinweis, dass er damit Nguyễn Ngọc Loan große Schwierigkeiten bereitet hätte. Das Foto sei seiner Meinung nach falsch interpretiert worden. In einem Interview sagte er: „Jeder hätte zu diesem Zeitpunkt den Abzug betätigt.“
Nun erhält Kim Phuc Phan Thi den Dresdner Friedenspreis für ihr Engagement für Kinder in Krisengebieten. Und, um die Diskussion wieder auf das zu lenken um das es hier vordergründig gehen sollte, den hat sie wirklich verdient. Es bleibt mir nur ihr zu gratulieren und ihr zu danken. Selten hat jemand seine Leiden und seine Popularität sinnvoller eingesetzt.