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Zum Tod von Juliette Gréco - Für immer in Schwarz

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Ungelesen 24.09.20, 10:40   #1
pauli8
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Standard Zum Tod von Juliette Gréco - Für immer in Schwarz

Ein Nachruf der Juliette Gréco gut beschreibt.

Zitat:
Zum Tod von Juliette Gréco

Für immer in Schwarz

Revolutionär, provokant, anzüglich: Kaum jemand verkörperte die existenzielle Lebensgier der Pariser Bohème so wie Juliette Gréco. Nun ist die Chansonsängerin gestorben.

Von Reinhard Köchl

24. September 2020, 10:27 Uhr


Juliette Gréco im Jahr 1979 © Pierre Guillaud/AFP/Getty Images

Es gibt eine ganz bestimmte Kleidungsfarbe, die den Unterschied ausmacht: schwarz. Intellektuelle und Künstler tragen sie seit Jahrzehnten wie eine Uniform, die für eine ganz bestimmte Haltung, aber auch für Distanz und Abgrenzung steht, die Trauer impliziert und gleichzeitig Feierlichkeit zur Schau trägt, die Depressionen verbirgt und erotische Signale ausstrahlt. Schwarz ist Selbstbewusstsein. Zumindest nach außen getragen.

Juliette Gréco bewegte sich so ein Leben lang auf Konzertbühnen und Kinoleinwänden: Blasses Gesicht, schwarze Haare, schwarze Etuikleider und mondäne, lange, schwarze Hosen. So flanierte sie durch die Straßen von Paris und navigierte durch ihr turbulentes Privatleben. In Wirklichkeit aber war die Farbe Schwarz ihr Schutzwall, hinter dem das kleine, verletzliche Kind Juliette, das sie immer bleiben wollte, komplett verschwand.

Stets trat sie als unnahbares Wesen auf. In einem Film mit O. W. Fischer von 1959 war sie Die schwarze Lorelei, die meisten kannten sie jedoch als "die schwarze Muse von Saint-Germain-des-Prés". Ein Star, der zur intellektuell-künstlerischen Elite von Paris gehörte, als Sängerin und Schauspielerin von Erfolg zu Erfolg eilte, der viele Männer intim kennen und manche leidenschaftlich lieben lernte. Doch Kampf, Widerstand und unbedingte Unabhängigkeit blieben stets das Fundament ihrer nur an der Oberfläche glamourösen Existenz.

Die "Mode Gréco", die in den Fünfzigerjahren jedes stilbewusste Mädchen kopieren wollte, wurde schlicht aus der Not geboren. In der kleinen Familienpension, in der Juliette nach den Kriegsjahren wohnte, gab es einen Haufen Studenten, die ihr ihre abgelegten Kleider überließen.
"Ich habe also anfangs einfach nur die Hosen meiner Mitbewohner aufgetragen, unten umgekrempelt, weil ich so klein war.

Als ich einmal ein bisschen Geld hatte, habe ich mir selbst eine schwarze Hose und einen schwarzen Pulli gekauft. Das hat dann für Furore gesorgt. 1950 trug plötzlich die ganze Côte d’Azur Schwarz!" sagte Juliette Gréco 2012 ZEIT-Autor Thomas Groß im Interview. Eine starke maskuline Note, die schon Marlene Dietrich in den Dreißigerjahren immer wieder ins Spiel brachte und damit für Aufmerksamkeit sorgte.

Die Botschaft der "Mode Gréco" war leicht zu deuten: Ich bin, wie ich bin! Sie galt aber auch als Weckruf, um auf die Situation aufmerksam zu machen, in der Frauen in jenen Jahren lebten. Eine Revolution in schwarz, ein Symbol des Existentialismus. Ihr freier Lebensstil gefiel vielen Franzosen nicht. "Ich war skandalös, ohne etwas getan zu haben", sagte sie einmal.

Juliette Grécos Lebensgeschichte könnte einem fabelhaften Roman entliehen sein. Im Jahr 1927 in Montpellier geboren, wuchs sie in einem großbürgerlichen Herrenhaus in Bordeaux auf, in der behüteten Obhut ihrer Großeltern, zeitweilig auch bei Nonnen. Als sie 16 war, deportierten die Nazis ihre Mutter, ein Mitglied der Résistance, und ihre Schwester ins KZ nach Ravensbrück.

Juliette kam "nur" in ein Frauengefängnis. Alle drei überlebten. Nach dem Krieg zog es das traumatisierte Mädchen mit aller Macht nach Paris, die Sehnsuchtsstadt der Nachkriegszeit.

Dort schien in jenen Jahren die grenzenlose Freiheit zu sein, am linken Seineufer pochte heftig das Herz der Philosophen und der Bohème. In Cabarets und Jazz-Kellern zwischen Montparnasse, Saint-Germain-des-Prés und Quartier Latin wuchs sie als junge Sängerin und Schauspielerin in die existenzielle Lebensgier der endlosen Nächte und in das politische Engagement hinein. Literaten wie Albert Camus, Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir, Boris Vian und Jean Cocteau oder Musiker wie Serge Gainsbourg, Jacques Brel, Charles Aznavour, Jacques Prévert, Françoise Sagan, Miles Davis und Charlie Parker fungierten als ihre Beschützer und Paten.

Zitat:
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Chanson:Ziehen Sie mich aus!
Sie war, wie sie war – eine Kämpferin, aber auch verletzlich und scheu. Nur versuchte sie, diese Seite stets verborgen zu halten. Niemand sollte wissen, wie schwer sie an der Bürde der unerwünschten Zweitgeborenen trug, die bei ihrer Mutter vergebens um Liebe und Zuneigung bettelte.

Anfangs schüchtern und wortkarg, saugte sie viel lieber alles um sich herum auf und zog ihre eigenen Schlüsse. Eine akademische Bildung genoss Gréco nie. Ihre Universitäten waren die Bistros, ihre Lehrer von erlesener Prominenz. In Clubs wie dem Le Tabou, dem Kellerlokal der geistigen Elite jener Zeit, wo Boris Vian auf der Trompete spielte, übte Juliette Gréco für ihre Karriere als Künstlerin. Sie bekam die besten Texte von Sartre, de Beauvoir und Camus quasi frei Haus geliefert. Ihre Deutungen von Liedern wie Si tu t'imagines, L'Éternel féminin, Déshabillez-moi, Ne me quitte pas und Le temps des cerises setzten unverrückbare Maßstäbe für das französische Chanson.

"Ich gehöre nur mir"

Juliette Grécos Aufstieg zur Ikone war nicht mehr aufzuhalten. Sie tourte durch Europa und die USA, drehte Filme in Hollywood, unter anderem mit Orson Welles, galt als unabhängig, angstfrei und politisch. Sie führte ein ausschweifendes Liebesleben und blieb doch immer wieder ihrer ersten Liebe, dem Chanson, treu. Nie sang sie dabei eigene Texte, sondern immer nur die anderer: revolutionär, provozierend, bissig, sinnlich, erotisch, mitunter anzüglich. Das Besondere ihres Vortrags lag darin, dass sie stets tief in die Geheimnisse der Texte eintauchte, und deren Bedeutungen mit den Händen in die Luft malte. "Für mich sind Texte eigenständige Wesen. Sie wollen verstanden werden.

Ich horche den Worten hinterher und versuche, versteckte Botschaften darin zu finden. Wenn das gelingt, adoptiere ich den Text wie ein Kind." Bestes Beispiel: Brels Ne me quitte pas, dessen Ursprungscharakter sie ins komplette Gegenteil verkehrte. "Mir ging das auf die Nerven, wie Brel rumgejammert hat: Bitte, bitte, verlass mich nicht! Es klingt so … schwach. Ich habe ein starkes Lied daraus gemacht: Du wirst schon sehen, was passiert, wenn du mich verlässt, pass bloß auf!"

Im Jahr 2013 erschien ihre Autobiografie So bin ich eben (im Original: Je suis faite comme ça), die "Erinnerungen einer Unbezähmbaren". Darin berichtet sie unter anderem von ihren drei Ehen mit den Schauspielern Philippe Lemaire (1953-1956), aus der eine Tochter, Laurence-Marie, hervorging, die bereits 2016 verstarb, Michel Piccoli (1966-1976) sowie Gérard Jouannest, ihrem musikalischen Dauerbegleiter am Piano.

Später reichte es, wenn sie eine Verbindung als langweilig empfand. Dann war eben Schluss. "Ich gehöre nur mir", hat sie dabei festgestellt. "Der Stahl, aus dem ich geschmiedet bin, ist ziemlich hart." Nur einem Mann trauerte sie hinterher. Der Tod des Großvaters bedeutete für sie eine Zäsur. "Das war das Ende meiner Unschuld", sagte Gréco, "und der Beginn einer großen Einsamkeit und Leere, die niemand füllen konnte.

"Sie habe keine Angst vor dem Sterben, sagte sie 2015 anlässlich einer ausgedehnten, umjubelten Abschiedstournee. Nur davor, nicht mehr singen zu können. Ihren 89. Geburtstag feierte sie noch glanzvoll mit einem Konzert im Théâtre de la Ville de Paris, dann zwang sie ein Schlaganfall zum Ausstieg aus dem Konzertbetrieb. Dieser sei wohlüberlegt, betonte sie damals.

Sie wolle "nicht zu weit gehen, nicht das Schauspiel einer alten Frau abgeben, die sich an etwas festklammert". Allerdings war es ein emotionaler Abschied, für den sie mit den Worten "Das ist sehr hart, das ist sehr kompliziert für mich, das ist sehr schmerzhaft" zitiert wurde.

Am Mittwoch hat sich der schwarze Vorhang hinter Juliette Gréco zum letzten Mal geschlossen. In ihrem Haus im südfranzösischen Ramatuelle ist die große Chansonsängerin im Alter von 93 Jahren nun gestorben.
Quelle:

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Uwe Farz
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Die Franzosen verehren Persönlichkeiten wie Juliette Creco in einem Ausmaß, das in Deutschland gar nicht vorstellbar ist. Greco war, ist und wird immer eine Ikone bleiben.
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Die Trauerfeierlichkeiten werden einem Staatsbegräbnis gleich kommen.
Ein grosses Kapitel des französischen Chansons ist beendet.
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So wie Umm Kulthum für Ägypten?

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