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14.04.12, 00:35
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#1
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Klaus Kinksi
Registriert seit: Oct 2009
Beiträge: 51.366
Bedankt: 55.396
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Schultrojaner: Schulleiter sollen nach unerlaubten Kopien suchen
Zitat:
Weil der Schultrojaner auf Protest stieß, lassen die Landesschulbehörden jetzt von Beschäftigten nach unerlaubten Kopien aus Schulbüchern und Unterrichtsmaterialien auf den Schulrechnern suchen.
In Sachsen, Thüringen und Niedersachsen wird von den Schulleitungen die Überprüfung sämtlicher Dateien auf Schulrechnern nach illegalen Kopien verlangt. Das gab Philologenverbandschef Heinz-Peter Meidinger am 13. April 2012 bekannt.
Lehrern ist generell die Anfertigung digitaler Kopien aus erworbenen Schulbüchern nicht gestattet. Die deutschen Bundesländer hatten mit den Schulbuchverlagen und Verwertungsgesellschaften einen Vertrag geschlossen, nach dem eine Spähsoftware in Schulnetzwerken nach unerlaubten Kopien suchen kann. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hatte die Vereinbarung zwischen der Kultusministerkonferenz (KMK) und den Schulbuchverlagen aus Datenschutzgründen scharf kritisiert.
Aktuell habe die niedersächsische Landesschulbehörde alle bislang säumigen Schulleitungen aufgefordert, die Überprüfung umgehend durchzuführen, so Meidinger. "Von den Schulleitungen werden damit eine Vorgehensweise und eine Erklärung gefordert, denen sie gar nicht nachkommen können. Für die Abgabe der Erklärung müssten sie alle Dateien und Ordner von Lehrkräften und Schülern auf allen lokalen und externen Schulrechnern durchsuchen, wozu sie weder in der Lage noch berechtigt sind."
Dadurch verletze man die Persönlichkeitsschutzrechte von Lehrkräften massiv, sagte Meidinger. Aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der SPD ging hervor, dass auf die Schulleitungen Schadensersatzforderungen zukommen könnten, wenn sich abgegebene Erklärungen nachträglich als falsch erweisen.
Keine Lösung sei, wenn die Schulleitungen den Druck an die Lehrkräfte weitergäben, indem sie von diesen eigene Erklärungen verlangten. Dazu fehle die gesetzliche Grundlage, und die Lehrkräfte könnten gar nicht wissen, ob sich in Dateien aus dem Internet nicht "ein Digitalisat verbirgt", so Meidinger.
Die Gesetzeslage ist extrem verwirrend: Ein Lehrer dürfe aus einem Schulbuch eine Tabelle analog kopieren, diese dann ausschneiden, in ein Arbeitsblatt einkleben und für die Klasse nochmals analog kopieren. Wenn der Lehrer die Tabelle aber einscanne und in eine Arbeitsblattdatei einfüge, "stehe er mit einem Bein im Gefängnis"
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14.04.12, 08:47
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#2
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Süchtiger
Registriert seit: Jan 2012
Beiträge: 747
Bedankt: 244
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Das ist doch total bescheuert.
Es ist erlaubt ne seite zukopieren und so zu vervielfältigen, aber nicht es über den Computer zu tun.
Da wurde mal wieder nicht nachgedacht habe ich das gefühl.
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14.04.12, 09:29
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#3
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Banned
Registriert seit: Oct 2010
Ort: Stuttgart
Beiträge: 430
Bedankt: 576
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Das ist eine fette Sauerei. Manche Schulen können sich bestimmte Lizenzen nicht leisten und werden durch beschissenes Urheberrecht gegängelt. Als Lehrer oder Pädagoge fühlst du dich sowieso mit einem Bein im Knast.
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14.04.12, 09:48
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#4
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Ist öfter hier
Registriert seit: Feb 2010
Beiträge: 173
Bedankt: 225
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könnte man nicht einfach bei der Bildung ein Auge zu drücken?? :/
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14.04.12, 11:15
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#5
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Erfahrenes Mitglied
Registriert seit: Nov 2011
Beiträge: 622
Bedankt: 421
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Wäre mal interessant den Hersteller herauszufinden. Wenn das Teil ähnlich katastrophal wie der Bundestrojaner programmiert wurde, kann man sogar als Scrpitkiddy genug Spass mit haben.
Leider extrem lächerlich das Ganze
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14.04.12, 11:41
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#6
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Stammi
Registriert seit: Feb 2009
Beiträge: 1.111
Bedankt: 2.926
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OER statt Schultrojaner: Polen setzt auf freie Bildungsmaterialien
Hab grad überlegt ein neues Thema dafür zu eröffnen, aber ich denke das passt gut in den gleichen Diskussionsstrang:
Zitat:
OER statt Schultrojaner
OER: Polen setzt auf freie Bildungsmaterialien

Polens Regierung setzt auf OER: Mit 11.5 Millionen Euro werden vollständig frei verfügbare Unterrichtsmaterialien für die Klassen 4 bis 6 entwickelt. Staunend betrachten wir diese Entwicklung - während die deutschen Kultusminister/innen und die Schulbuchverlage nichts Besseres zu tun haben, als uns einen Schultrojaner in den Pelz zu setzen.
Definition "OER" = Open Educational Ressources = vollständig kostenlos und frei verfügbare Unterrichtsmaterialien, Recht auf uneingeschränkte Reproduktion. Wurde nach dem Schultrojaner-Skandal zum populären Schlagwort in der Bildungsszene (s.u.).
Die Entwicklung freier Bildungsmaterialien wird in Polen seit einigen Jahren von NGOs vorangetrieben, teilweise unterstützt von der Regierung. Die bekanntesten Projekte entwickelt die polnische Stiftung [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] (Stiftung modernes Polen) , unterstützt u.a. vom polnischen Bildungsministerium. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, das Bildungssystem in Polen zu modernisieren und die Entwicklung der Informationsgesellschaft zu unterstützen:
Unser bisher größtes Projekt seit 2007 ist die Schulbibliothek [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] ("Freie Literatur"). [...] Mehr als 100.000 Lehrer/innen und Lernende besuchen die Bibliothek jeden Monat [...]
Das innovative Projekt [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] ("Freie Handbücher") [...hat es sich zum Ziel gesetzt], Schulbücher zu erstellen, die kostenlos im Internet verfügbar sind und dauerhaft verwendet werden können.
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] (Übersetzung Lehrerfreund)
Auf diesen Projekten aufbauend hat die polnische Regierung am 3. April 2012 das 11.5 Millionen Euro schwere "Digital School Program" verabschiedet:
Die Regierung hat beschlossen, die Klassen 4 bis 6 (9- bis 11-Jährige) komplett mit Bildungsmaterialien zu versorgen. Alle diese Materialien werden unter der CC BY-Lizenz verfügbar sein [...]
Ein Bildungssystem kann nur dann wirklich effektiv funktionieren, wenn Unterrichtsmaterialien völlig frei und uneingeschränkt verwendet werden können.
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] (Übersetzung Lehrerfreund)
Mit anderen Worten: Die polnische Regierung finanziert Schulbücher, die kostenlos benutzt und vervielfältigt werden können. Sämtliche Materialien können für weitere Verwendung frei bearbeitet werden. Auch die kommerzielle Nutzung ist uneingeschränkt möglich. Die einzige Einschränkung besteht darin, dass immer der Namen des Rechteinhabers genannt werden muss (in diesem Fall wohl: "Polen / Digital School Program"). Zum Nachlesen: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].
In Deutschland läuft das ganz anders, Beispiel Schultrojaner: Die Schulbuchverlage versuchen mit allen Mitteln, ihre Pfründe zu retten und erhalten dabei tatkräftige Hilfe von den Kultusministern ([ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]). Damit ist alles gesagt: Politiker wie auch Bildungsdienstleister sehnen sich nach Geld und Macht - die Qualität des Bildungssystems ist ihnen herzlich egal.
Eine Reihe von Lehrer/innen hat sich nach Bekanntwerden der Schultrojaner-Ausspäherei umgehend organisiert, um freie Lehr- und Lernmaterialien zu sammeln und zu publizieren (#OER). Das ambitionierte Projekt ist jedoch in den Startlöchern stecken geblieben, einige wenige Überzeugte sind übriggeblieben und leisten wertvolle inhaltliche und Lobbyarbeit (z.B.: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] / [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]).
Als hübsch formulierte Zusammenfassung kann der Beitrag von Fefe gelten (dort auch gefunden):
Die Polen führen digitale Schulbücher unter einer Creative Commons-Lizenz ein. Damit sind sie uns um Jahrzehnte voraus, weil sich bei uns die debile Politik von der Schulbuchlobby einlullen ließ. Bei uns zahlt der Steuerzahler liebe endlos Lizenzgebühren an Verlage.
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
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Quelle:
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